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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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I. Die psychischen Elemente.
der Intensität das Lustgefühl bis zu einem Maximum, sinkt
bei einer bestimmten mittleren Stärke auf null, um dann
bei weiterer Empfindungszunahme in ein Unlustgefühl über-
zugehen, welches bis zu dem Empfindungsmaximum wächst.

6. Die qualitative Mannigfaltigkeit der einfachen Ge-
fühle ist unabsehbar groß und jedenfalls viel größer als die
Mannigfaltigkeit der Empfindungen. Dies folgt erstens daraus,
dass bei den Gefühlen der mehrdimensionalen Empfindungs-
systeme jeder Empfindungspunkt gleichzeitig mehreren Ge-
fühlsdimensionen angehört, zweitens aber und hauptsächlich
daraus, dass, wie oben (S. 90) bemerkt, den verschiedensten
aus mannigfachen Verbindungen von Empfindungen bestehen-
den Gebilden, wie den intensiven, den räumlichen, den zeit-
lichen Vorstellungen, endlich bestimmten Stadien im Verlauf
der Affecte und Willensvorgänge, ebenfalls Gefühle ent-
sprechen, die an sich unzerlegbar sind und daher den ein-
fachen Gefühlen zugerechnet werden müssen.

Um so mehr ist es zu bedauern, dass unsere sprach-
lichen Bezeichnungen der einfachen Gefühle noch ungleich
dürftiger sind als die der Empfindungen. Die eigentliche
Terminologie der Gefühle beschränkt sich nämlich ganz auf
die Hervorhebung gewisser allgemeiner Gegensätze, wie Lust
und Unlust, angenehm und unangenehm, ernst und heiter,
aufgeregt und ruhig u. dgl., Bezeichnungen, bei denen man
meist die Affecte zu Hülfe nimmt, in die die Gefühle als
Elemente eingehen, und die überdies so allgemeiner Natur
sind, dass jeder dieser Namen eine Fülle einzelner einfacher
Gefühle von sehr verschiedener Beschaffenheit umfassen kann.
In andern Fällen nimmt man bei der Schilderung der an
bestimmte einfachere Eindrücke gebundenen Gefühle com-
plicirte Vorstellungen zu Hülfe, denen Gefühle von ähnlichem
Charakter entsprechen: so z. B. Goethe bei seiner Schilder-
ung der Farbengefühle, und viele musikalische Schriftsteller

I. Die psychischen Elemente.
der Intensität das Lustgefühl bis zu einem Maximum, sinkt
bei einer bestimmten mittleren Stärke auf null, um dann
bei weiterer Empfindungszunahme in ein Unlustgefühl über-
zugehen, welches bis zu dem Empfindungsmaximum wächst.

6. Die qualitative Mannigfaltigkeit der einfachen Ge-
fühle ist unabsehbar groß und jedenfalls viel größer als die
Mannigfaltigkeit der Empfindungen. Dies folgt erstens daraus,
dass bei den Gefühlen der mehrdimensionalen Empfindungs-
systeme jeder Empfindungspunkt gleichzeitig mehreren Ge-
fühlsdimensionen angehört, zweitens aber und hauptsächlich
daraus, dass, wie oben (S. 90) bemerkt, den verschiedensten
aus mannigfachen Verbindungen von Empfindungen bestehen-
den Gebilden, wie den intensiven, den räumlichen, den zeit-
lichen Vorstellungen, endlich bestimmten Stadien im Verlauf
der Affecte und Willensvorgänge, ebenfalls Gefühle ent-
sprechen, die an sich unzerlegbar sind und daher den ein-
fachen Gefühlen zugerechnet werden müssen.

Um so mehr ist es zu bedauern, dass unsere sprach-
lichen Bezeichnungen der einfachen Gefühle noch ungleich
dürftiger sind als die der Empfindungen. Die eigentliche
Terminologie der Gefühle beschränkt sich nämlich ganz auf
die Hervorhebung gewisser allgemeiner Gegensätze, wie Lust
und Unlust, angenehm und unangenehm, ernst und heiter,
aufgeregt und ruhig u. dgl., Bezeichnungen, bei denen man
meist die Affecte zu Hülfe nimmt, in die die Gefühle als
Elemente eingehen, und die überdies so allgemeiner Natur
sind, dass jeder dieser Namen eine Fülle einzelner einfacher
Gefühle von sehr verschiedener Beschaffenheit umfassen kann.
In andern Fällen nimmt man bei der Schilderung der an
bestimmte einfachere Eindrücke gebundenen Gefühle com-
plicirte Vorstellungen zu Hülfe, denen Gefühle von ähnlichem
Charakter entsprechen: so z. B. Goethe bei seiner Schilder-
ung der Farbengefühle, und viele musikalische Schriftsteller

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[96/0112] I. Die psychischen Elemente. der Intensität das Lustgefühl bis zu einem Maximum, sinkt bei einer bestimmten mittleren Stärke auf null, um dann bei weiterer Empfindungszunahme in ein Unlustgefühl über- zugehen, welches bis zu dem Empfindungsmaximum wächst. 6. Die qualitative Mannigfaltigkeit der einfachen Ge- fühle ist unabsehbar groß und jedenfalls viel größer als die Mannigfaltigkeit der Empfindungen. Dies folgt erstens daraus, dass bei den Gefühlen der mehrdimensionalen Empfindungs- systeme jeder Empfindungspunkt gleichzeitig mehreren Ge- fühlsdimensionen angehört, zweitens aber und hauptsächlich daraus, dass, wie oben (S. 90) bemerkt, den verschiedensten aus mannigfachen Verbindungen von Empfindungen bestehen- den Gebilden, wie den intensiven, den räumlichen, den zeit- lichen Vorstellungen, endlich bestimmten Stadien im Verlauf der Affecte und Willensvorgänge, ebenfalls Gefühle ent- sprechen, die an sich unzerlegbar sind und daher den ein- fachen Gefühlen zugerechnet werden müssen. Um so mehr ist es zu bedauern, dass unsere sprach- lichen Bezeichnungen der einfachen Gefühle noch ungleich dürftiger sind als die der Empfindungen. Die eigentliche Terminologie der Gefühle beschränkt sich nämlich ganz auf die Hervorhebung gewisser allgemeiner Gegensätze, wie Lust und Unlust, angenehm und unangenehm, ernst und heiter, aufgeregt und ruhig u. dgl., Bezeichnungen, bei denen man meist die Affecte zu Hülfe nimmt, in die die Gefühle als Elemente eingehen, und die überdies so allgemeiner Natur sind, dass jeder dieser Namen eine Fülle einzelner einfacher Gefühle von sehr verschiedener Beschaffenheit umfassen kann. In andern Fällen nimmt man bei der Schilderung der an bestimmte einfachere Eindrücke gebundenen Gefühle com- plicirte Vorstellungen zu Hülfe, denen Gefühle von ähnlichem Charakter entsprechen: so z. B. Goethe bei seiner Schilder- ung der Farbengefühle, und viele musikalische Schriftsteller

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/112>, abgerufen am 21.11.2024.