andere Element gebunden ist. In diesem Sinne ist z. B. der Zusammenklang der Töne d f a eine intensive Vorstel- lung. In der unmittelbaren Auffassung sind die Einzelver- bindungen, in die sich dieser Zusammenklang zerlegen lässt, in welcher Ordnung man sich dieselben auch denken mag, wie d f, d a, f d, f a, a d, a f, einander vollkommen gleichwerthig. Dies erhellt sofort, wenn wir den Zusammen- klang mit irgend einer Aufeinanderfolge der nämlichen Ton- empfindungen vergleichen, wo d f, d a, f d, f a u. s. w. wesentlich verschiedene Vorstellungen sind. Die intensiven Vorstellungen lassen sich daher auch als Verbindungen von Empfindungselementen in beliebig permutir- barer Ordnung definiren.
In Folge dieser Eigenschaft gibt es bei den intensiven Vorstellungen keine aus der Verbindungsweise der Empfin- dungen entspringenden Merkmale, mittelst deren sie sich in einzelne Theile zerlegen lassen, sondern eine solche Zer- legung ist hier immer nur auf Grund der Verschiedenheit der constituirenden Empfindungen selbst möglich. So unter- scheiden wir die Elemente des Zusammenklangs d f a nur deshalb, weil wir in diesem die qualitativ verschiedenen Töne d, f und a hören. Dagegen sind diese einzelnen Elemente innerhalb der einheitlichen Vorstellung des Ganzen weniger deutlich unterscheidbar als in ihrem isolirten Zustande. Dies Zurücktreten der Elemente gegenüber dem Eindruck des Ganzen, dem bei allen Formen der Vorstellungsverbin- dungen eine große Bedeutung zukommt, bezeichnen wir als Verschmelzung der Empfindungen und speciell bei den intensiven Vorstellungen als intensive Verschmel- zung. Ist die Verbindung eines Elementes mit andern eine so innige, dass es nur durch eine ungewöhnliche Richtung der Aufmerksamkeit, unterstützt durch die experimentelle Variation der Bedingungen, in dem Ganzen wahrnehmbar
II. Die psychischen Gebilde.
andere Element gebunden ist. In diesem Sinne ist z. B. der Zusammenklang der Töne d f a eine intensive Vorstel- lung. In der unmittelbaren Auffassung sind die Einzelver- bindungen, in die sich dieser Zusammenklang zerlegen lässt, in welcher Ordnung man sich dieselben auch denken mag, wie d f, d a, f d, f a, a d, a f, einander vollkommen gleichwerthig. Dies erhellt sofort, wenn wir den Zusammen- klang mit irgend einer Aufeinanderfolge der nämlichen Ton- empfindungen vergleichen, wo d f, d a, f d, f a u. s. w. wesentlich verschiedene Vorstellungen sind. Die intensiven Vorstellungen lassen sich daher auch als Verbindungen von Empfindungselementen in beliebig permutir- barer Ordnung definiren.
In Folge dieser Eigenschaft gibt es bei den intensiven Vorstellungen keine aus der Verbindungsweise der Empfin- dungen entspringenden Merkmale, mittelst deren sie sich in einzelne Theile zerlegen lassen, sondern eine solche Zer- legung ist hier immer nur auf Grund der Verschiedenheit der constituirenden Empfindungen selbst möglich. So unter- scheiden wir die Elemente des Zusammenklangs d f a nur deshalb, weil wir in diesem die qualitativ verschiedenen Töne d, f und a hören. Dagegen sind diese einzelnen Elemente innerhalb der einheitlichen Vorstellung des Ganzen weniger deutlich unterscheidbar als in ihrem isolirten Zustande. Dies Zurücktreten der Elemente gegenüber dem Eindruck des Ganzen, dem bei allen Formen der Vorstellungsverbin- dungen eine große Bedeutung zukommt, bezeichnen wir als Verschmelzung der Empfindungen und speciell bei den intensiven Vorstellungen als intensive Verschmel- zung. Ist die Verbindung eines Elementes mit andern eine so innige, dass es nur durch eine ungewöhnliche Richtung der Aufmerksamkeit, unterstützt durch die experimentelle Variation der Bedingungen, in dem Ganzen wahrnehmbar
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II. Die psychischen Gebilde.
andere Element gebunden ist. In diesem Sinne ist z. B.
der Zusammenklang der Töne d f a eine intensive Vorstel-
lung. In der unmittelbaren Auffassung sind die Einzelver-
bindungen, in die sich dieser Zusammenklang zerlegen
lässt, in welcher Ordnung man sich dieselben auch denken
mag, wie d f, d a, f d, f a, a d, a f, einander vollkommen
gleichwerthig. Dies erhellt sofort, wenn wir den Zusammen-
klang mit irgend einer Aufeinanderfolge der nämlichen Ton-
empfindungen vergleichen, wo d f, d a, f d, f a u. s. w.
wesentlich verschiedene Vorstellungen sind. Die intensiven
Vorstellungen lassen sich daher auch als Verbindungen
von Empfindungselementen in beliebig permutir-
barer Ordnung definiren.
In Folge dieser Eigenschaft gibt es bei den intensiven
Vorstellungen keine aus der Verbindungsweise der Empfin-
dungen entspringenden Merkmale, mittelst deren sie sich in
einzelne Theile zerlegen lassen, sondern eine solche Zer-
legung ist hier immer nur auf Grund der Verschiedenheit
der constituirenden Empfindungen selbst möglich. So unter-
scheiden wir die Elemente des Zusammenklangs d f a nur
deshalb, weil wir in diesem die qualitativ verschiedenen Töne
d, f und a hören. Dagegen sind diese einzelnen Elemente
innerhalb der einheitlichen Vorstellung des Ganzen weniger
deutlich unterscheidbar als in ihrem isolirten Zustande.
Dies Zurücktreten der Elemente gegenüber dem Eindruck
des Ganzen, dem bei allen Formen der Vorstellungsverbin-
dungen eine große Bedeutung zukommt, bezeichnen wir als
Verschmelzung der Empfindungen und speciell bei
den intensiven Vorstellungen als intensive Verschmel-
zung. Ist die Verbindung eines Elementes mit andern eine
so innige, dass es nur durch eine ungewöhnliche Richtung
der Aufmerksamkeit, unterstützt durch die experimentelle
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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/126>, abgerufen am 16.02.2025.
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