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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 8. Begriff und Eintheilung der psychischen Gebilde.
Gebilde, die entweder ganz oder vorzugsweise aus Empfin-
dungen zusammengesetzt sind, bezeichnen wir als Vor-
stellungen
; solche, die vorzugsweise aus Gefühlselementen
bestehen, als Gemüthsbewegungen. Hierbei gelten aber
für die Gebilde ähnliche Einschränkungen wie für die ent-
sprechenden Elemente: sind sie auch mehr als diese aus der
unmittelbaren Unterscheidung der realen psychischen Vor-
gänge hervorgegangen, so gibt es doch einen reinen Vor-
stellungsprocess im Grunde ebenso wenig wie eine reine Ge-
müthsbewegung, sondern wir können nur entweder dort von
dieser oder hier in einem gewissen Grade von jenem abstra-
hiren. Dabei stellt sich dann wieder zugleich ein ähnliches
Verhältniss wie auch bei den Elementen heraus, indem man
zwar bei den Vorstellungen die begleitenden subjectiven
Zustände außer Betracht lassen kann, während dagegen die
Gemüthsbewegungen immer irgend welche Vorstellungen
voraussetzen. Doch können diese Vorstellungen bei den
einzelnen Gattungen und Arten der Gemüthsbewegungen
von sehr mannigfaltiger Art sein.

Hiernach unterscheiden wir zunächst drei Hauptformen
von Vorstellungen: 1) intensive Vorstellungen, 2) räum-
liche Vorstellungen, und 3) zeitliche Vorstellungen; ebenso
drei Formen von Gemüthsbewegungen: 1) intensive Ge-
fühlsverbindungen, 2) Affecte, und 3) Willensvorgänge. Dabei
bilden die zeitlichen Vorstellungen insofern Uebergangs-
glieder zwischen beiden Grundformen, als bei ihrer Ent-
stehung bestimmte Gefühle eine wesentliche Rolle spielen.

§ 9. Die intensiven Vorstellungen.

1. Eine intensive Vorstellung nennen wir eine Ver-
bindung von Empfindungen, in der jedes Element an irgend
ein zweites genau in derselben Weise wie an jedes beliebige

§ 8. Begriff und Eintheilung der psychischen Gebilde.
Gebilde, die entweder ganz oder vorzugsweise aus Empfin-
dungen zusammengesetzt sind, bezeichnen wir als Vor-
stellungen
; solche, die vorzugsweise aus Gefühlselementen
bestehen, als Gemüthsbewegungen. Hierbei gelten aber
für die Gebilde ähnliche Einschränkungen wie für die ent-
sprechenden Elemente: sind sie auch mehr als diese aus der
unmittelbaren Unterscheidung der realen psychischen Vor-
gänge hervorgegangen, so gibt es doch einen reinen Vor-
stellungsprocess im Grunde ebenso wenig wie eine reine Ge-
müthsbewegung, sondern wir können nur entweder dort von
dieser oder hier in einem gewissen Grade von jenem abstra-
hiren. Dabei stellt sich dann wieder zugleich ein ähnliches
Verhältniss wie auch bei den Elementen heraus, indem man
zwar bei den Vorstellungen die begleitenden subjectiven
Zustände außer Betracht lassen kann, während dagegen die
Gemüthsbewegungen immer irgend welche Vorstellungen
voraussetzen. Doch können diese Vorstellungen bei den
einzelnen Gattungen und Arten der Gemüthsbewegungen
von sehr mannigfaltiger Art sein.

Hiernach unterscheiden wir zunächst drei Hauptformen
von Vorstellungen: 1) intensive Vorstellungen, 2) räum-
liche Vorstellungen, und 3) zeitliche Vorstellungen; ebenso
drei Formen von Gemüthsbewegungen: 1) intensive Ge-
fühlsverbindungen, 2) Affecte, und 3) Willensvorgänge. Dabei
bilden die zeitlichen Vorstellungen insofern Uebergangs-
glieder zwischen beiden Grundformen, als bei ihrer Ent-
stehung bestimmte Gefühle eine wesentliche Rolle spielen.

§ 9. Die intensiven Vorstellungen.

1. Eine intensive Vorstellung nennen wir eine Ver-
bindung von Empfindungen, in der jedes Element an irgend
ein zweites genau in derselben Weise wie an jedes beliebige

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[109/0125] § 8. Begriff und Eintheilung der psychischen Gebilde. Gebilde, die entweder ganz oder vorzugsweise aus Empfin- dungen zusammengesetzt sind, bezeichnen wir als Vor- stellungen; solche, die vorzugsweise aus Gefühlselementen bestehen, als Gemüthsbewegungen. Hierbei gelten aber für die Gebilde ähnliche Einschränkungen wie für die ent- sprechenden Elemente: sind sie auch mehr als diese aus der unmittelbaren Unterscheidung der realen psychischen Vor- gänge hervorgegangen, so gibt es doch einen reinen Vor- stellungsprocess im Grunde ebenso wenig wie eine reine Ge- müthsbewegung, sondern wir können nur entweder dort von dieser oder hier in einem gewissen Grade von jenem abstra- hiren. Dabei stellt sich dann wieder zugleich ein ähnliches Verhältniss wie auch bei den Elementen heraus, indem man zwar bei den Vorstellungen die begleitenden subjectiven Zustände außer Betracht lassen kann, während dagegen die Gemüthsbewegungen immer irgend welche Vorstellungen voraussetzen. Doch können diese Vorstellungen bei den einzelnen Gattungen und Arten der Gemüthsbewegungen von sehr mannigfaltiger Art sein. Hiernach unterscheiden wir zunächst drei Hauptformen von Vorstellungen: 1) intensive Vorstellungen, 2) räum- liche Vorstellungen, und 3) zeitliche Vorstellungen; ebenso drei Formen von Gemüthsbewegungen: 1) intensive Ge- fühlsverbindungen, 2) Affecte, und 3) Willensvorgänge. Dabei bilden die zeitlichen Vorstellungen insofern Uebergangs- glieder zwischen beiden Grundformen, als bei ihrer Ent- stehung bestimmte Gefühle eine wesentliche Rolle spielen. § 9. Die intensiven Vorstellungen. 1. Eine intensive Vorstellung nennen wir eine Ver- bindung von Empfindungen, in der jedes Element an irgend ein zweites genau in derselben Weise wie an jedes beliebige

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/125>, abgerufen am 09.11.2024.