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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.
wogegen die Qualitätensysteme einfacher Gefühle bei dieser
Entwicklung fortwährend zunehmen. Mit dieser Eigenschaft
hängt eine andere zusammen, die für die wirkliche Be-
schaffenheit der psychischen Vorgänge überaus charakte-
ristisch ist. Die Eigenschaften der psychischen Gebilde
werden niemals durch die Eigenschaften der psychischen
Elemente erschöpft, die in sie eingehen, sondern es treten
zu denselben in Folge der Verbindung der Elemente immer
neue Eigenschaften hinzu, die den Gebilden als solchen
eigenthümlich sind. So enthält eine Gesichtsvorstellung nicht
bloß die Eigenschaften der Lichtempfindungen und allenfalls
noch der Stellungs- und Bewegungsempfindungen des Auges,
die in ihr enthalten sind, sondern außerdem auch die Eigen-
schaften der räumlichen Ordnung der Empfindungen, wovon
letztere an und für sich nichts enthalten: oder ein Willens-
vorgang besteht nicht bloß aus den Vorstellungen und Ge-
fühlen, in die sich die einzelnen Acte desselben zerlegen
lassen, sondern es resultiren aus der Verbindung dieser Acte
neue Gefühlselemente, die dem zusammengesetzten Willens-
vorgang specifisch eigenthümlich sind. Hierbei verhalten
sich aber die Verbindungen der Empfindungs- und die der
Gefühlselemente wieder darin abweichend, dass bei den
ersteren vermöge der Constanz der Empfindungssysteme
nicht neue Empfindungen, sondern eigenthümliche Formen
der Ordnung der Empfindungen
entstehen: diese
Formen sind die räumlichen und die zeitlichen ex-
tensiven Mannigfaltigkeiten
; bei den Verbindungen
der Gefühlselemente bilden sich dagegen neue einfache
Gefühle
, die mit den ursprünglichen vereinigt inten-
sive
Gefühlseinheiten von zusammengesetzter Beschaffenheit
darstellen.

3. Die Eintheilung der psychischen Gebilde richtet sich
naturgemäß nach den Elementen, aus denen sie bestehen.

II. Die psychischen Gebilde.
wogegen die Qualitätensysteme einfacher Gefühle bei dieser
Entwicklung fortwährend zunehmen. Mit dieser Eigenschaft
hängt eine andere zusammen, die für die wirkliche Be-
schaffenheit der psychischen Vorgänge überaus charakte-
ristisch ist. Die Eigenschaften der psychischen Gebilde
werden niemals durch die Eigenschaften der psychischen
Elemente erschöpft, die in sie eingehen, sondern es treten
zu denselben in Folge der Verbindung der Elemente immer
neue Eigenschaften hinzu, die den Gebilden als solchen
eigenthümlich sind. So enthält eine Gesichtsvorstellung nicht
bloß die Eigenschaften der Lichtempfindungen und allenfalls
noch der Stellungs- und Bewegungsempfindungen des Auges,
die in ihr enthalten sind, sondern außerdem auch die Eigen-
schaften der räumlichen Ordnung der Empfindungen, wovon
letztere an und für sich nichts enthalten: oder ein Willens-
vorgang besteht nicht bloß aus den Vorstellungen und Ge-
fühlen, in die sich die einzelnen Acte desselben zerlegen
lassen, sondern es resultiren aus der Verbindung dieser Acte
neue Gefühlselemente, die dem zusammengesetzten Willens-
vorgang specifisch eigenthümlich sind. Hierbei verhalten
sich aber die Verbindungen der Empfindungs- und die der
Gefühlselemente wieder darin abweichend, dass bei den
ersteren vermöge der Constanz der Empfindungssysteme
nicht neue Empfindungen, sondern eigenthümliche Formen
der Ordnung der Empfindungen
entstehen: diese
Formen sind die räumlichen und die zeitlichen ex-
tensiven Mannigfaltigkeiten
; bei den Verbindungen
der Gefühlselemente bilden sich dagegen neue einfache
Gefühle
, die mit den ursprünglichen vereinigt inten-
sive
Gefühlseinheiten von zusammengesetzter Beschaffenheit
darstellen.

3. Die Eintheilung der psychischen Gebilde richtet sich
naturgemäß nach den Elementen, aus denen sie bestehen.

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[108/0124] II. Die psychischen Gebilde. wogegen die Qualitätensysteme einfacher Gefühle bei dieser Entwicklung fortwährend zunehmen. Mit dieser Eigenschaft hängt eine andere zusammen, die für die wirkliche Be- schaffenheit der psychischen Vorgänge überaus charakte- ristisch ist. Die Eigenschaften der psychischen Gebilde werden niemals durch die Eigenschaften der psychischen Elemente erschöpft, die in sie eingehen, sondern es treten zu denselben in Folge der Verbindung der Elemente immer neue Eigenschaften hinzu, die den Gebilden als solchen eigenthümlich sind. So enthält eine Gesichtsvorstellung nicht bloß die Eigenschaften der Lichtempfindungen und allenfalls noch der Stellungs- und Bewegungsempfindungen des Auges, die in ihr enthalten sind, sondern außerdem auch die Eigen- schaften der räumlichen Ordnung der Empfindungen, wovon letztere an und für sich nichts enthalten: oder ein Willens- vorgang besteht nicht bloß aus den Vorstellungen und Ge- fühlen, in die sich die einzelnen Acte desselben zerlegen lassen, sondern es resultiren aus der Verbindung dieser Acte neue Gefühlselemente, die dem zusammengesetzten Willens- vorgang specifisch eigenthümlich sind. Hierbei verhalten sich aber die Verbindungen der Empfindungs- und die der Gefühlselemente wieder darin abweichend, dass bei den ersteren vermöge der Constanz der Empfindungssysteme nicht neue Empfindungen, sondern eigenthümliche Formen der Ordnung der Empfindungen entstehen: diese Formen sind die räumlichen und die zeitlichen ex- tensiven Mannigfaltigkeiten; bei den Verbindungen der Gefühlselemente bilden sich dagegen neue einfache Gefühle, die mit den ursprünglichen vereinigt inten- sive Gefühlseinheiten von zusammengesetzter Beschaffenheit darstellen. 3. Die Eintheilung der psychischen Gebilde richtet sich naturgemäß nach den Elementen, aus denen sie bestehen.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/124>, abgerufen am 09.11.2024.