Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.II. Die psychischen Gebilde. der Netzhautbilder gelten: bewegt sich das Bild des soebenvom Blickpunkt verlassenen Punktes im rechten Auge nach rechts, so bewegt es sich im linken nach links, und um- gekehrt. Ersteres tritt ein, wenn die Augen von einem näheren zu einem ferneren, letzteres wenn sie von einem ferneren zu einem näheren Punkte übergehen. Die bei solchen Convergenzbewegungen entstehenden Verschmelzungsproducte haben also in Bezug auf ihre qualitativen und intensiven Bestandtheile eine analoge Zusammensetzung wie diejenigen, auf denen die wechselseitige Ordnung der Elemente des Sehfeldes beruht; die specielle Verbindungsweise der Bestand- theile ist jedoch in beiden Fällen eine durchaus verschiedene. 28. Auf diese Weise bilden hier die Verschmelzungen II. Die psychischen Gebilde. der Netzhautbilder gelten: bewegt sich das Bild des soebenvom Blickpunkt verlassenen Punktes im rechten Auge nach rechts, so bewegt es sich im linken nach links, und um- gekehrt. Ersteres tritt ein, wenn die Augen von einem näheren zu einem ferneren, letzteres wenn sie von einem ferneren zu einem näheren Punkte übergehen. Die bei solchen Convergenzbewegungen entstehenden Verschmelzungsproducte haben also in Bezug auf ihre qualitativen und intensiven Bestandtheile eine analoge Zusammensetzung wie diejenigen, auf denen die wechselseitige Ordnung der Elemente des Sehfeldes beruht; die specielle Verbindungsweise der Bestand- theile ist jedoch in beiden Fällen eine durchaus verschiedene. 28. Auf diese Weise bilden hier die Verschmelzungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0174" n="158"/><fw place="top" type="header">II. Die psychischen Gebilde.</fw><lb/> der Netzhautbilder gelten: bewegt sich das Bild des soeben<lb/> vom Blickpunkt verlassenen Punktes im rechten Auge nach<lb/> rechts, so bewegt es sich im linken nach links, und um-<lb/> gekehrt. Ersteres tritt ein, wenn die Augen von einem<lb/> näheren zu einem ferneren, letzteres wenn sie von einem<lb/> ferneren zu einem näheren Punkte übergehen. Die bei solchen<lb/> Convergenzbewegungen entstehenden Verschmelzungsproducte<lb/> haben also in Bezug auf ihre qualitativen und intensiven<lb/> Bestandtheile eine analoge Zusammensetzung wie diejenigen,<lb/> auf denen die wechselseitige Ordnung der Elemente des<lb/> Sehfeldes beruht; die specielle Verbindungsweise der Bestand-<lb/> theile ist jedoch in beiden Fällen eine durchaus verschiedene.</p><lb/> <p>28. Auf diese Weise bilden hier die Verschmelzungen<lb/> der Localzeichen mit den Convergenzempfindungen ein dem<lb/> oben (S. 153) abgeleiteten analoges, aber in seiner Zu-<lb/> sammensetzung eigenthümliches <hi rendition="#g">complexes Localzeichen-<lb/> system</hi>, welches, entsprechend dieser Zusammensetzung, eine<lb/> von jenem Localzeichensystem des Sehfeldes abweichende,<lb/> doch dasselbe ergänzende Bedeutung gewinnt, indem es zu<lb/> dem Verhältniss der objectiven Elemente zu einander deren<lb/> Verhältniss zu dem vorstellenden Subjecte hinzufügt. Dieses<lb/> Verhältniss zerfällt dann wieder in die zwei durch eigen-<lb/> artige Empfindungselemente gekennzeichneten Vorstellungs-<lb/> componenten der <hi rendition="#g">Richtungsvorstellung</hi> und der <hi rendition="#g">Ent-<lb/> fernungsvorstellung</hi>. Beide werden zunächst auf den im<lb/> Kopfe des vorstellenden Subjectes localisirten Orientirungs-<lb/> punkt bezogen, dann aber auf die Verhältnisse äußerer Ob-<lb/> jecte zu einander übertragen, indem je zwei Punkten, die<lb/> auf der allgemeinen Orientirungslinie in verschiedenen Ent-<lb/> fernungen liegen, selbst wieder in Bezug aufeinander eine<lb/> Richtung und Entfernung beigelegt wird. Die Gesammt-<lb/> heit der so auf die Orientirungslinie in ihren wechselnden<lb/> Lagen zurückbezogenen räumlichen Entfernungsvorstellungen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0174]
II. Die psychischen Gebilde.
der Netzhautbilder gelten: bewegt sich das Bild des soeben
vom Blickpunkt verlassenen Punktes im rechten Auge nach
rechts, so bewegt es sich im linken nach links, und um-
gekehrt. Ersteres tritt ein, wenn die Augen von einem
näheren zu einem ferneren, letzteres wenn sie von einem
ferneren zu einem näheren Punkte übergehen. Die bei solchen
Convergenzbewegungen entstehenden Verschmelzungsproducte
haben also in Bezug auf ihre qualitativen und intensiven
Bestandtheile eine analoge Zusammensetzung wie diejenigen,
auf denen die wechselseitige Ordnung der Elemente des
Sehfeldes beruht; die specielle Verbindungsweise der Bestand-
theile ist jedoch in beiden Fällen eine durchaus verschiedene.
28. Auf diese Weise bilden hier die Verschmelzungen
der Localzeichen mit den Convergenzempfindungen ein dem
oben (S. 153) abgeleiteten analoges, aber in seiner Zu-
sammensetzung eigenthümliches complexes Localzeichen-
system, welches, entsprechend dieser Zusammensetzung, eine
von jenem Localzeichensystem des Sehfeldes abweichende,
doch dasselbe ergänzende Bedeutung gewinnt, indem es zu
dem Verhältniss der objectiven Elemente zu einander deren
Verhältniss zu dem vorstellenden Subjecte hinzufügt. Dieses
Verhältniss zerfällt dann wieder in die zwei durch eigen-
artige Empfindungselemente gekennzeichneten Vorstellungs-
componenten der Richtungsvorstellung und der Ent-
fernungsvorstellung. Beide werden zunächst auf den im
Kopfe des vorstellenden Subjectes localisirten Orientirungs-
punkt bezogen, dann aber auf die Verhältnisse äußerer Ob-
jecte zu einander übertragen, indem je zwei Punkten, die
auf der allgemeinen Orientirungslinie in verschiedenen Ent-
fernungen liegen, selbst wieder in Bezug aufeinander eine
Richtung und Entfernung beigelegt wird. Die Gesammt-
heit der so auf die Orientirungslinie in ihren wechselnden
Lagen zurückbezogenen räumlichen Entfernungsvorstellungen
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