Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.II. Die psychischen Gebilde. zeigt aber deutlich, dass eine zeitliche Vorstellung ebensowenig wie eine räumliche bloß aus den objectiven Ein- drücken besteht, sondern dass sich mit diesen subjective Elemente verbinden, deren Beschaffenheit dann zugleich die Auffassung der objectiven Eindrücke bestimmt. Die Ursache der Hebung eines Taktschlages liegt zunächst stets in der Steigerung der ihm vorausgehenden und ihn begleitenden Bewegungsempfindungen und Gefühle; die Steigerung dieser subjectiven Elemente wird dann aber auf den objectiven Eindruck übertragen, der nun selbst in seiner Intensität verstärkt erscheint. Hierbei kann die Steigerung der sub- jectiven Elemente entweder willkürlich eintreten, indem die die Bewegungsempfindungen erzeugenden Muskelspan- nungen willkürlich verstärkt werden, welcher Vorgang dann eine entsprechende Zunahme der Erwartungsgefühle auslöst. Oder jene Steigerung kann unwillkürlich erfolgen, in- dem das Streben nach zusammenfassender Wahrnehmung die unmittelbare Gliederung der zeitlichen Vorstellung mittelst der entsprechenden subjectiven Empfindungs- und Gefühls- schwankungen herbeiführt. C. Die allgemeinen Bedingungen der zeitlichen Vorstellungen. 10. Will man sich auf Grund aller dieser Erscheinungen II. Die psychischen Gebilde. zeigt aber deutlich, dass eine zeitliche Vorstellung ebensowenig wie eine räumliche bloß aus den objectiven Ein- drücken besteht, sondern dass sich mit diesen subjective Elemente verbinden, deren Beschaffenheit dann zugleich die Auffassung der objectiven Eindrücke bestimmt. Die Ursache der Hebung eines Taktschlages liegt zunächst stets in der Steigerung der ihm vorausgehenden und ihn begleitenden Bewegungsempfindungen und Gefühle; die Steigerung dieser subjectiven Elemente wird dann aber auf den objectiven Eindruck übertragen, der nun selbst in seiner Intensität verstärkt erscheint. Hierbei kann die Steigerung der sub- jectiven Elemente entweder willkürlich eintreten, indem die die Bewegungsempfindungen erzeugenden Muskelspan- nungen willkürlich verstärkt werden, welcher Vorgang dann eine entsprechende Zunahme der Erwartungsgefühle auslöst. Oder jene Steigerung kann unwillkürlich erfolgen, in- dem das Streben nach zusammenfassender Wahrnehmung die unmittelbare Gliederung der zeitlichen Vorstellung mittelst der entsprechenden subjectiven Empfindungs- und Gefühls- schwankungen herbeiführt. C. Die allgemeinen Bedingungen der zeitlichen Vorstellungen. 10. Will man sich auf Grund aller dieser Erscheinungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0196" n="180"/><fw place="top" type="header">II. Die psychischen Gebilde.</fw><lb/> zeigt aber deutlich, dass eine zeitliche Vorstellung ebenso<lb/> wenig wie eine räumliche bloß aus den objectiven Ein-<lb/> drücken besteht, sondern dass sich mit diesen subjective<lb/> Elemente verbinden, deren Beschaffenheit dann zugleich die<lb/> Auffassung der objectiven Eindrücke bestimmt. Die Ursache<lb/> der Hebung eines Taktschlages liegt zunächst stets in der<lb/> Steigerung der ihm vorausgehenden und ihn begleitenden<lb/> Bewegungsempfindungen und Gefühle; die Steigerung dieser<lb/> subjectiven Elemente wird dann aber auf den objectiven<lb/> Eindruck übertragen, der nun selbst in seiner Intensität<lb/> verstärkt erscheint. Hierbei kann die Steigerung der sub-<lb/> jectiven Elemente entweder <hi rendition="#g">willkürlich</hi> eintreten, indem<lb/> die die Bewegungsempfindungen erzeugenden Muskelspan-<lb/> nungen willkürlich verstärkt werden, welcher Vorgang dann<lb/> eine entsprechende Zunahme der Erwartungsgefühle auslöst.<lb/> Oder jene Steigerung kann <hi rendition="#g">unwillkürlich</hi> erfolgen, in-<lb/> dem das Streben nach zusammenfassender Wahrnehmung die<lb/> unmittelbare Gliederung der zeitlichen Vorstellung mittelst<lb/> der entsprechenden subjectiven Empfindungs- und Gefühls-<lb/> schwankungen herbeiführt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">C. Die allgemeinen Bedingungen der zeitlichen Vorstellungen.</hi> </head><lb/> <p>10. Will man sich auf Grund aller dieser Erscheinungen<lb/> und der bei ihnen regelmäßig hervortretenden innigen Ver-<lb/> bindungen subjectiver Empfindungs- und Gefühlselemente<lb/> mit den objectiven Eindrücken von der Enstehung zeit-<lb/> licher Vorstellungen Rechenschaft geben, so ist zunächst<lb/> davon auszugehen, dass eine einzelne isolirt gedachte Em-<lb/> pfindung ebenso wenig zeitliche wie räumliche Eigenschaften<lb/> haben kann. Auch die Einordnung in eine Zeitreihe kann<lb/> immer erst dadurch entstehen, dass das einzelne psy-<lb/> chische Element zu andern psychischen Elementen in irgend<lb/> welche bestimmt charakterisirte Beziehungen tritt. Gilt diese<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0196]
II. Die psychischen Gebilde.
zeigt aber deutlich, dass eine zeitliche Vorstellung ebenso
wenig wie eine räumliche bloß aus den objectiven Ein-
drücken besteht, sondern dass sich mit diesen subjective
Elemente verbinden, deren Beschaffenheit dann zugleich die
Auffassung der objectiven Eindrücke bestimmt. Die Ursache
der Hebung eines Taktschlages liegt zunächst stets in der
Steigerung der ihm vorausgehenden und ihn begleitenden
Bewegungsempfindungen und Gefühle; die Steigerung dieser
subjectiven Elemente wird dann aber auf den objectiven
Eindruck übertragen, der nun selbst in seiner Intensität
verstärkt erscheint. Hierbei kann die Steigerung der sub-
jectiven Elemente entweder willkürlich eintreten, indem
die die Bewegungsempfindungen erzeugenden Muskelspan-
nungen willkürlich verstärkt werden, welcher Vorgang dann
eine entsprechende Zunahme der Erwartungsgefühle auslöst.
Oder jene Steigerung kann unwillkürlich erfolgen, in-
dem das Streben nach zusammenfassender Wahrnehmung die
unmittelbare Gliederung der zeitlichen Vorstellung mittelst
der entsprechenden subjectiven Empfindungs- und Gefühls-
schwankungen herbeiführt.
C. Die allgemeinen Bedingungen der zeitlichen Vorstellungen.
10. Will man sich auf Grund aller dieser Erscheinungen
und der bei ihnen regelmäßig hervortretenden innigen Ver-
bindungen subjectiver Empfindungs- und Gefühlselemente
mit den objectiven Eindrücken von der Enstehung zeit-
licher Vorstellungen Rechenschaft geben, so ist zunächst
davon auszugehen, dass eine einzelne isolirt gedachte Em-
pfindung ebenso wenig zeitliche wie räumliche Eigenschaften
haben kann. Auch die Einordnung in eine Zeitreihe kann
immer erst dadurch entstehen, dass das einzelne psy-
chische Element zu andern psychischen Elementen in irgend
welche bestimmt charakterisirte Beziehungen tritt. Gilt diese
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