Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.II. Die psychischen Gebilde. und dann bei der Wahl zwischen verschiedenen regel-mäßigen Formen in der Bevorzugung der nach gewissen einfachen Regeln gegliederten aus. Unter diesen Regeln werden wieder zwei, die der Symmetrie mit dem Verhält- niss 1 : 1 und die des goldenen Schnitts mit dem Verhält- niss x + 1 : x = x : 1 (das Ganze zum größeren Theil wie dieser zum kleineren), vor andern ausgezeichnet. Dass bei der Wahl zwischen diesen beiden die Symmetrie für die horizontale, der goldene Schnitt für die verticale Gliederung der Gestalten im allgemeinen den Vorzug gewinnt, ist wahr- scheinlich durch Associationen, speciell mit organischen Ge- stalten, wie z. B. der menschlichen, bedingt. Diese Bevor- zugung der Regelmäßigkeit und gewisser einfachster Regeln kann nicht wohl anders als so gedeutet werden, dass die Durchmessung jeder einzelnen Dimension mit einer Bewe- gungsempfindung und einem begleitenden sinnlichen Gefühl verbunden ist, das in das Ganze eines optischen Formge- fühls als Partialgefühl eingeht, worauf dann das bei dem Anblick der ganzen Form entstehende Totalgefühl der re- gelmäßgen Ordnung durch das Verhältniss sowohl der ver- schiedenen Empfindungen wie der Partialgefühle zu ein- ander modificirt wird. Als secundäre, aber ebenfalls mit dem Totalgefühl verschmelzende Bestandtheile können auch hier wieder Associationen und die an sie gebundenen Ge- fühle hinzukommen. Das rhythmische Gefühl ist ganz von den bei der II. Die psychischen Gebilde. und dann bei der Wahl zwischen verschiedenen regel-mäßigen Formen in der Bevorzugung der nach gewissen einfachen Regeln gegliederten aus. Unter diesen Regeln werden wieder zwei, die der Symmetrie mit dem Verhält- niss 1 : 1 und die des goldenen Schnitts mit dem Verhält- niss x + 1 : x = x : 1 (das Ganze zum größeren Theil wie dieser zum kleineren), vor andern ausgezeichnet. Dass bei der Wahl zwischen diesen beiden die Symmetrie für die horizontale, der goldene Schnitt für die verticale Gliederung der Gestalten im allgemeinen den Vorzug gewinnt, ist wahr- scheinlich durch Associationen, speciell mit organischen Ge- stalten, wie z. B. der menschlichen, bedingt. Diese Bevor- zugung der Regelmäßigkeit und gewisser einfachster Regeln kann nicht wohl anders als so gedeutet werden, dass die Durchmessung jeder einzelnen Dimension mit einer Bewe- gungsempfindung und einem begleitenden sinnlichen Gefühl verbunden ist, das in das Ganze eines optischen Formge- fühls als Partialgefühl eingeht, worauf dann das bei dem Anblick der ganzen Form entstehende Totalgefühl der re- gelmäßgen Ordnung durch das Verhältniss sowohl der ver- schiedenen Empfindungen wie der Partialgefühle zu ein- ander modificirt wird. Als secundäre, aber ebenfalls mit dem Totalgefühl verschmelzende Bestandtheile können auch hier wieder Associationen und die an sie gebundenen Ge- fühle hinzukommen. Das rhythmische Gefühl ist ganz von den bei der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0212" n="196"/><fw place="top" type="header">II. 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II. Die psychischen Gebilde.
und dann bei der Wahl zwischen verschiedenen regel-
mäßigen Formen in der Bevorzugung der nach gewissen
einfachen Regeln gegliederten aus. Unter diesen Regeln
werden wieder zwei, die der Symmetrie mit dem Verhält-
niss 1 : 1 und die des goldenen Schnitts mit dem Verhält-
niss x + 1 : x = x : 1 (das Ganze zum größeren Theil wie
dieser zum kleineren), vor andern ausgezeichnet. Dass bei
der Wahl zwischen diesen beiden die Symmetrie für die
horizontale, der goldene Schnitt für die verticale Gliederung
der Gestalten im allgemeinen den Vorzug gewinnt, ist wahr-
scheinlich durch Associationen, speciell mit organischen Ge-
stalten, wie z. B. der menschlichen, bedingt. Diese Bevor-
zugung der Regelmäßigkeit und gewisser einfachster Regeln
kann nicht wohl anders als so gedeutet werden, dass die
Durchmessung jeder einzelnen Dimension mit einer Bewe-
gungsempfindung und einem begleitenden sinnlichen Gefühl
verbunden ist, das in das Ganze eines optischen Formge-
fühls als Partialgefühl eingeht, worauf dann das bei dem
Anblick der ganzen Form entstehende Totalgefühl der re-
gelmäßgen Ordnung durch das Verhältniss sowohl der ver-
schiedenen Empfindungen wie der Partialgefühle zu ein-
ander modificirt wird. Als secundäre, aber ebenfalls mit
dem Totalgefühl verschmelzende Bestandtheile können auch
hier wieder Associationen und die an sie gebundenen Ge-
fühle hinzukommen.
Das rhythmische Gefühl ist ganz von den bei der
Betrachtung der zeitlichen Vorstellungen besprochenen Be-
dingungen abhängig. Die Partialgefühle werden hier durch
jene Gefühle gespannter und erfüllter Erwartung gebildet,
die in ihrem regelmäßigen Wechsel die rhythmische Zeit-
vorstellung selbst constituiren. Die Art der Verbindung der
Partialgefühle und besonders die Vorherrschaft einzelner
derselben in dem entstehenden Totalgefühl ist aber zugleich
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