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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 12. Die zusammengesetzten Gefühle.
eine bestimmte Gefühlsform unter möglichstem Ausschlusse
jeder andern entsteht.

9. Unter den auf diese Weise zu beobachtenden inten-
siven Gefühlen
folgen die an die Farbenverbindungen
gebundenen der Regel, dass eine Combination von zwei
Farben mit dem Maximum des qualitativen Unterschieds
auch das Maximum der Wohlgefälligkeit erreicht. Zugleich
besitzt aber jede einzelne Farbencombination einen speci-
fischen Gefühlscharakter, der sich aus den Partialgefühlen
der einzelnen Farben und aus dem als Resultante derselben
entstehenden Totalgefühl zusammensetzt. Daneben pflegt
auch hier, wie schon bei den einfachen Farbengefühlen, die
Wirkung durch zufällige Associationen und die von ihnen
ausgehenden complexen Gefühle gekreuzt zu werden. (Vgl.
S. 90.) Combinationen von mehr als zwei Farben sind noch
nicht zureichend untersucht.

Eine außerordentlich reiche Mannigfaltigkeit bilden die
Gefühle der Klangverbindungen. Sie sind dasjenige
Gefühlsgebiet, in welchem die oben (S. 188) im allgemeinen
erörterte Bildung von Partialgefühlen verschiedener Ordnung
mit ihren je nach besonderen Bedingungen wechselnden
Verwebungen vorzugsweise ihre Wirkungen geltend macht.
Die Untersuchung der einzelnen auf diese Weise entstehen-
den Gefühle gehört zu den Aufgaben der psychologischen
Musikästhetik.

10. Die extensiven Gefühle können wir wieder in die
räumlichen und die zeitlichen unterscheiden, von denen jene,
die Formgefühle, vorzugsweise dem Gesichtssinn, diese,
die rhythmischen Gefühle, dem Gehörssinn eigenthümlich
sind, während dem Tastsinn die Anfänge der Entwicklung
beider zufallen.

Das optische Formgefühl spricht sich vor allem in
der Bevorzugung regelmäßiger vor unregelmäßigen Formen,

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§ 12. Die zusammengesetzten Gefühle.
eine bestimmte Gefühlsform unter möglichstem Ausschlusse
jeder andern entsteht.

9. Unter den auf diese Weise zu beobachtenden inten-
siven Gefühlen
folgen die an die Farbenverbindungen
gebundenen der Regel, dass eine Combination von zwei
Farben mit dem Maximum des qualitativen Unterschieds
auch das Maximum der Wohlgefälligkeit erreicht. Zugleich
besitzt aber jede einzelne Farbencombination einen speci-
fischen Gefühlscharakter, der sich aus den Partialgefühlen
der einzelnen Farben und aus dem als Resultante derselben
entstehenden Totalgefühl zusammensetzt. Daneben pflegt
auch hier, wie schon bei den einfachen Farbengefühlen, die
Wirkung durch zufällige Associationen und die von ihnen
ausgehenden complexen Gefühle gekreuzt zu werden. (Vgl.
S. 90.) Combinationen von mehr als zwei Farben sind noch
nicht zureichend untersucht.

Eine außerordentlich reiche Mannigfaltigkeit bilden die
Gefühle der Klangverbindungen. Sie sind dasjenige
Gefühlsgebiet, in welchem die oben (S. 188) im allgemeinen
erörterte Bildung von Partialgefühlen verschiedener Ordnung
mit ihren je nach besonderen Bedingungen wechselnden
Verwebungen vorzugsweise ihre Wirkungen geltend macht.
Die Untersuchung der einzelnen auf diese Weise entstehen-
den Gefühle gehört zu den Aufgaben der psychologischen
Musikästhetik.

10. Die extensiven Gefühle können wir wieder in die
räumlichen und die zeitlichen unterscheiden, von denen jene,
die Formgefühle, vorzugsweise dem Gesichtssinn, diese,
die rhythmischen Gefühle, dem Gehörssinn eigenthümlich
sind, während dem Tastsinn die Anfänge der Entwicklung
beider zufallen.

Das optische Formgefühl spricht sich vor allem in
der Bevorzugung regelmäßiger vor unregelmäßigen Formen,

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[195/0211] § 12. Die zusammengesetzten Gefühle. eine bestimmte Gefühlsform unter möglichstem Ausschlusse jeder andern entsteht. 9. Unter den auf diese Weise zu beobachtenden inten- siven Gefühlen folgen die an die Farbenverbindungen gebundenen der Regel, dass eine Combination von zwei Farben mit dem Maximum des qualitativen Unterschieds auch das Maximum der Wohlgefälligkeit erreicht. Zugleich besitzt aber jede einzelne Farbencombination einen speci- fischen Gefühlscharakter, der sich aus den Partialgefühlen der einzelnen Farben und aus dem als Resultante derselben entstehenden Totalgefühl zusammensetzt. Daneben pflegt auch hier, wie schon bei den einfachen Farbengefühlen, die Wirkung durch zufällige Associationen und die von ihnen ausgehenden complexen Gefühle gekreuzt zu werden. (Vgl. S. 90.) Combinationen von mehr als zwei Farben sind noch nicht zureichend untersucht. Eine außerordentlich reiche Mannigfaltigkeit bilden die Gefühle der Klangverbindungen. Sie sind dasjenige Gefühlsgebiet, in welchem die oben (S. 188) im allgemeinen erörterte Bildung von Partialgefühlen verschiedener Ordnung mit ihren je nach besonderen Bedingungen wechselnden Verwebungen vorzugsweise ihre Wirkungen geltend macht. Die Untersuchung der einzelnen auf diese Weise entstehen- den Gefühle gehört zu den Aufgaben der psychologischen Musikästhetik. 10. Die extensiven Gefühle können wir wieder in die räumlichen und die zeitlichen unterscheiden, von denen jene, die Formgefühle, vorzugsweise dem Gesichtssinn, diese, die rhythmischen Gefühle, dem Gehörssinn eigenthümlich sind, während dem Tastsinn die Anfänge der Entwicklung beider zufallen. Das optische Formgefühl spricht sich vor allem in der Bevorzugung regelmäßiger vor unregelmäßigen Formen, 13*

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/211>, abgerufen am 09.11.2024.