Eine solche Variation lässt sich in der That schon bei dem oben geschilderten einfachen Reactionsversuch aus- führen, indem man die der Einwirkung des Sinnesreizes vorausgehende Vorbereitung der Handlung verschiedentlich modificirt. Wird diese Vorbereitung so getroffen, dass die Erwartung dem als Motiv wirkenden Sinnesreiz zugewandt ist, so entsteht die Form der so genannten sensoriellen Reaction. Wird dagegen die vorbereitende Erwartung auf die durch das Motiv auszulösende Handlung gerichtet, so entsteht die Form der so genannten musculären Reaction. Im ersten Fall enthält die Erwartung als Vorstellungsfactor ein blasses Erinnerungsbild des bekannten Sinneseindrucks, das sich, wenn die Vorbereitungszeit länger dauert, in oscillirendem, abwechselnd deutlicher und undeutlicher wer- dendem Zustande befindet; als Gefühlsfactor ist ein in ähn- licher Weise oscillirendes Erwartungsgefühl vorhanden, das überdies mit Spannungsempfindungen verbunden ist, die dem betreffenden Sinnesgebiet angehören, z. B. mit Spannungen des Trommelfells, der Accommodations- und äußeren Augen- muskeln u. dergl. Im zweiten Fall dagegen, bei der mus- culären Reaction, beobachtet man während der Zeit der vor- bereitenden Erwartung ein blasses oscillirendes Erinnerungs- bild des Reactionsorgans (z. B. der reagirenden Hand), zugleich mit starken Spannungsempfindungen dieses Organs und mit einem an diese Empfindungen gebundenen ziemlich continuirlichen Erwartungsgefühl. Die sensorielle Reactions- zeit beträgt durchschnittlich 0,210--0,290 Secunden (die kleinsten Zeiten gelten für Schall-, die größten für Lichtein- drücke), mit einer mittleren Variation der Einzelbeobach- tungen von 0,020 Sec. Die musculäre Reactionszeit beträgt 0,120--0,190 Secunden, mit einer mittleren Variation von 0,010 Sec. Die verschiedenen Werthe der mittleren Variation in beiden Fällen sind hauptsächlich als objective Control-
§ 14. Die Willensvorgänge.
Eine solche Variation lässt sich in der That schon bei dem oben geschilderten einfachen Reactionsversuch aus- führen, indem man die der Einwirkung des Sinnesreizes vorausgehende Vorbereitung der Handlung verschiedentlich modificirt. Wird diese Vorbereitung so getroffen, dass die Erwartung dem als Motiv wirkenden Sinnesreiz zugewandt ist, so entsteht die Form der so genannten sensoriellen Reaction. Wird dagegen die vorbereitende Erwartung auf die durch das Motiv auszulösende Handlung gerichtet, so entsteht die Form der so genannten musculären Reaction. Im ersten Fall enthält die Erwartung als Vorstellungsfactor ein blasses Erinnerungsbild des bekannten Sinneseindrucks, das sich, wenn die Vorbereitungszeit länger dauert, in oscillirendem, abwechselnd deutlicher und undeutlicher wer- dendem Zustande befindet; als Gefühlsfactor ist ein in ähn- licher Weise oscillirendes Erwartungsgefühl vorhanden, das überdies mit Spannungsempfindungen verbunden ist, die dem betreffenden Sinnesgebiet angehören, z. B. mit Spannungen des Trommelfells, der Accommodations- und äußeren Augen- muskeln u. dergl. Im zweiten Fall dagegen, bei der mus- culären Reaction, beobachtet man während der Zeit der vor- bereitenden Erwartung ein blasses oscillirendes Erinnerungs- bild des Reactionsorgans (z. B. der reagirenden Hand), zugleich mit starken Spannungsempfindungen dieses Organs und mit einem an diese Empfindungen gebundenen ziemlich continuirlichen Erwartungsgefühl. Die sensorielle Reactions- zeit beträgt durchschnittlich 0,210—0,290 Secunden (die kleinsten Zeiten gelten für Schall-, die größten für Lichtein- drücke), mit einer mittleren Variation der Einzelbeobach- tungen von 0,020 Sec. Die musculäre Reactionszeit beträgt 0,120—0,190 Secunden, mit einer mittleren Variation von 0,010 Sec. Die verschiedenen Werthe der mittleren Variation in beiden Fällen sind hauptsächlich als objective Control-
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§ 14. Die Willensvorgänge.
Eine solche Variation lässt sich in der That schon bei
dem oben geschilderten einfachen Reactionsversuch aus-
führen, indem man die der Einwirkung des Sinnesreizes
vorausgehende Vorbereitung der Handlung verschiedentlich
modificirt. Wird diese Vorbereitung so getroffen, dass die
Erwartung dem als Motiv wirkenden Sinnesreiz zugewandt
ist, so entsteht die Form der so genannten sensoriellen
Reaction. Wird dagegen die vorbereitende Erwartung auf
die durch das Motiv auszulösende Handlung gerichtet, so
entsteht die Form der so genannten musculären Reaction.
Im ersten Fall enthält die Erwartung als Vorstellungsfactor
ein blasses Erinnerungsbild des bekannten Sinneseindrucks,
das sich, wenn die Vorbereitungszeit länger dauert, in
oscillirendem, abwechselnd deutlicher und undeutlicher wer-
dendem Zustande befindet; als Gefühlsfactor ist ein in ähn-
licher Weise oscillirendes Erwartungsgefühl vorhanden, das
überdies mit Spannungsempfindungen verbunden ist, die dem
betreffenden Sinnesgebiet angehören, z. B. mit Spannungen
des Trommelfells, der Accommodations- und äußeren Augen-
muskeln u. dergl. Im zweiten Fall dagegen, bei der mus-
culären Reaction, beobachtet man während der Zeit der vor-
bereitenden Erwartung ein blasses oscillirendes Erinnerungs-
bild des Reactionsorgans (z. B. der reagirenden Hand),
zugleich mit starken Spannungsempfindungen dieses Organs
und mit einem an diese Empfindungen gebundenen ziemlich
continuirlichen Erwartungsgefühl. Die sensorielle Reactions-
zeit beträgt durchschnittlich 0,210—0,290 Secunden (die
kleinsten Zeiten gelten für Schall-, die größten für Lichtein-
drücke), mit einer mittleren Variation der Einzelbeobach-
tungen von 0,020 Sec. Die musculäre Reactionszeit beträgt
0,120—0,190 Secunden, mit einer mittleren Variation von
0,010 Sec. Die verschiedenen Werthe der mittleren Variation
in beiden Fällen sind hauptsächlich als objective Control-
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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/249>, abgerufen am 21.11.2024.
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