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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.
die objective Zeit auf die Größe der bei reinen Reflex-
bewegungen beobachteten herabsinkt, und dass in der psy-
chologischen Beobachtung Eindruck und Reaction als ein
zeitlich zusammenfallender Vorgang erscheinen, während zu-
gleich das charakteristische Gefühl der Entscheidung all-
mählich ganz verschwindet.

13a. Die der experimentellen Psychologie unter dem Namen
der "Reactionsversuche" geläufigen chronometrischen Experimente
verdanken ihre Wichtigkeit der doppelten Bedeutung, die sie,
erstens als Hülfsmittel zur Analyse der Willensvorgänge, und
zweitens als solche zur Untersuchung des zeitlichen Verlaufs der
psychischen Vorgänge überhaupt, besitzen. In dieser zweiseitigen
Bedeutung der Reactionsversuche spiegelt sich die centrale Be-
deutung der Willensvorgänge, welche einerseits darin besteht,
dass die einfacheren Processe, die Gefühle, Affecte und die an
sie gebundenen Vorstellungen, zugleich Bestandtheile eines voll-
ständigen Willensvorganges bilden, anderseits aber darin zum
Ausdruck gelangt, dass alle möglichen Formen des Zusammen-
hangs der psychischen Gebilde als Bestandtheile eines Willens-
vorganges vorkommen können. Hierdurch bilden die Willens-
vorgänge den angemessenen Uebergang zu dem im folgenden
Capitel zu erörternden Zusammenhang der psychischen Gebilde.

Ein "Reactionsversuch", der zur Analyse eines Willensvor-
ganges oder irgend eines in ihn eingehenden psychischen Pro-
cesses bestimmt ist, setzt vor allem die Anwendung genauer und
zureichend feiner ( Sec. noch sicher angebender) chrono-
metrischer Hülfsmittel
(elektrischer Uhren oder graphischer
Registrirmethoden) voraus, bei denen zugleich die Einrichtung
getroffen ist, dass sowohl der Augenblick des einwirkenden Reizes
wie der Augenblick der Reactionsbewegung des Beobachters zeit-
lich fixirt wird. Dies kann z. B. dadurch geschehen, dass ein
galvanischer Strom, der eine noch Sec. anzeigende elek-
trische Uhr in Gang setzt, durch den Reiz selbst (Schall-, Licht-,
Tastreiz) geschlossen und dann im Moment der Auffassung des
Reizes durch den Beobachter mittelst einer einfachen, die Hebung
eines Telegraphentasters vermittelnden Handbewegung wieder ge-
öffnet wird. Die gemessene einfache Reaction lässt sich dann

II. Die psychischen Gebilde.
die objective Zeit auf die Größe der bei reinen Reflex-
bewegungen beobachteten herabsinkt, und dass in der psy-
chologischen Beobachtung Eindruck und Reaction als ein
zeitlich zusammenfallender Vorgang erscheinen, während zu-
gleich das charakteristische Gefühl der Entscheidung all-
mählich ganz verschwindet.

13a. Die der experimentellen Psychologie unter dem Namen
der »Reactionsversuche« geläufigen chronometrischen Experimente
verdanken ihre Wichtigkeit der doppelten Bedeutung, die sie,
erstens als Hülfsmittel zur Analyse der Willensvorgänge, und
zweitens als solche zur Untersuchung des zeitlichen Verlaufs der
psychischen Vorgänge überhaupt, besitzen. In dieser zweiseitigen
Bedeutung der Reactionsversuche spiegelt sich die centrale Be-
deutung der Willensvorgänge, welche einerseits darin besteht,
dass die einfacheren Processe, die Gefühle, Affecte und die an
sie gebundenen Vorstellungen, zugleich Bestandtheile eines voll-
ständigen Willensvorganges bilden, anderseits aber darin zum
Ausdruck gelangt, dass alle möglichen Formen des Zusammen-
hangs der psychischen Gebilde als Bestandtheile eines Willens-
vorganges vorkommen können. Hierdurch bilden die Willens-
vorgänge den angemessenen Uebergang zu dem im folgenden
Capitel zu erörternden Zusammenhang der psychischen Gebilde.

Ein »Reactionsversuch«, der zur Analyse eines Willensvor-
ganges oder irgend eines in ihn eingehenden psychischen Pro-
cesses bestimmt ist, setzt vor allem die Anwendung genauer und
zureichend feiner ( Sec. noch sicher angebender) chrono-
metrischer Hülfsmittel
(elektrischer Uhren oder graphischer
Registrirmethoden) voraus, bei denen zugleich die Einrichtung
getroffen ist, dass sowohl der Augenblick des einwirkenden Reizes
wie der Augenblick der Reactionsbewegung des Beobachters zeit-
lich fixirt wird. Dies kann z. B. dadurch geschehen, dass ein
galvanischer Strom, der eine noch Sec. anzeigende elek-
trische Uhr in Gang setzt, durch den Reiz selbst (Schall-, Licht-,
Tastreiz) geschlossen und dann im Moment der Auffassung des
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öffnet wird. Die gemessene einfache Reaction lässt sich dann

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[236/0252] II. Die psychischen Gebilde. die objective Zeit auf die Größe der bei reinen Reflex- bewegungen beobachteten herabsinkt, und dass in der psy- chologischen Beobachtung Eindruck und Reaction als ein zeitlich zusammenfallender Vorgang erscheinen, während zu- gleich das charakteristische Gefühl der Entscheidung all- mählich ganz verschwindet. 13a. Die der experimentellen Psychologie unter dem Namen der »Reactionsversuche« geläufigen chronometrischen Experimente verdanken ihre Wichtigkeit der doppelten Bedeutung, die sie, erstens als Hülfsmittel zur Analyse der Willensvorgänge, und zweitens als solche zur Untersuchung des zeitlichen Verlaufs der psychischen Vorgänge überhaupt, besitzen. In dieser zweiseitigen Bedeutung der Reactionsversuche spiegelt sich die centrale Be- deutung der Willensvorgänge, welche einerseits darin besteht, dass die einfacheren Processe, die Gefühle, Affecte und die an sie gebundenen Vorstellungen, zugleich Bestandtheile eines voll- ständigen Willensvorganges bilden, anderseits aber darin zum Ausdruck gelangt, dass alle möglichen Formen des Zusammen- hangs der psychischen Gebilde als Bestandtheile eines Willens- vorganges vorkommen können. Hierdurch bilden die Willens- vorgänge den angemessenen Uebergang zu dem im folgenden Capitel zu erörternden Zusammenhang der psychischen Gebilde. Ein »Reactionsversuch«, der zur Analyse eines Willensvor- ganges oder irgend eines in ihn eingehenden psychischen Pro- cesses bestimmt ist, setzt vor allem die Anwendung genauer und zureichend feiner ([FORMEL] Sec. noch sicher angebender) chrono- metrischer Hülfsmittel (elektrischer Uhren oder graphischer Registrirmethoden) voraus, bei denen zugleich die Einrichtung getroffen ist, dass sowohl der Augenblick des einwirkenden Reizes wie der Augenblick der Reactionsbewegung des Beobachters zeit- lich fixirt wird. Dies kann z. B. dadurch geschehen, dass ein galvanischer Strom, der eine noch [FORMEL] Sec. anzeigende elek- trische Uhr in Gang setzt, durch den Reiz selbst (Schall-, Licht-, Tastreiz) geschlossen und dann im Moment der Auffassung des Reizes durch den Beobachter mittelst einer einfachen, die Hebung eines Telegraphentasters vermittelnden Handbewegung wieder ge- öffnet wird. Die gemessene einfache Reaction lässt sich dann

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/252>, abgerufen am 22.11.2024.