Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.§ 15. Bewusstsein und Aufmerksamkeit. weist sich der Takt mit der stärksten Betonung auf demersten, der mittleren auf dem fünften Taktschlag, als der gün- stigste: bei ihm können im Maximum 5 Takte oder 40 Einzel- eindrücke zusammengehalten werden. Vergleicht man diese Zahlen mit den für den Umfang der Aufmerksamkeit gewonnenen, und setzt man die einfachen und die zusammengesetzten zeitlichen Eindrücke den entsprechenden räumlichen gleich, so würde der Umfang des Bewusstseins den der Aufmerksamkeit ungefähr um das vierfache übertreffen. 7. Mit jenen Eigenschaften der Bewusstseinsinhalte, die § 15. Bewusstsein und Aufmerksamkeit. weist sich der Takt mit der stärksten Betonung auf demersten, der mittleren auf dem fünften Taktschlag, als der gün- stigste: bei ihm können im Maximum 5 Takte oder 40 Einzel- eindrücke zusammengehalten werden. Vergleicht man diese Zahlen mit den für den Umfang der Aufmerksamkeit gewonnenen, und setzt man die einfachen und die zusammengesetzten zeitlichen Eindrücke den entsprechenden räumlichen gleich, so würde der Umfang des Bewusstseins den der Aufmerksamkeit ungefähr um das vierfache übertreffen. 7. Mit jenen Eigenschaften der Bewusstseinsinhalte, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0269" n="253"/><fw place="top" type="header">§ 15. Bewusstsein und Aufmerksamkeit.</fw><lb/> weist sich der <formula notation="TeX">\nicefrac{4}{4}</formula> Takt mit der stärksten Betonung auf dem<lb/> ersten, der mittleren auf dem fünften Taktschlag, als der gün-<lb/> stigste: bei ihm können im Maximum 5 Takte oder 40 Einzel-<lb/> eindrücke zusammengehalten werden. Vergleicht man diese Zahlen<lb/> mit den für den Umfang der Aufmerksamkeit gewonnenen, und<lb/> setzt man die einfachen und die zusammengesetzten zeitlichen<lb/> Eindrücke den entsprechenden räumlichen gleich, so würde der<lb/> Umfang des Bewusstseins den der Aufmerksamkeit ungefähr um<lb/> das vierfache übertreffen.</p><lb/> <p>7. Mit jenen Eigenschaften der Bewusstseinsinhalte, die<lb/> wir ihnen selbst und ihrem wechselseitigen Verhältnisse zu-<lb/> schreiben, indem wir sie als die Grade ihrer Klarheit und<lb/> Deutlichkeit bezeichnen, sind nun regelmäßig noch andere<lb/> verbunden, die von uns unmittelbar als <hi rendition="#g">begleitende</hi> Vor-<lb/> gänge aufgefasst werden. Sie bestehen theils in Gefühls-<lb/> vorgängen, die für bestimmte Verlaufsformen der Perception<lb/> und Apperception kennzeichnend sind, theils in etwas vari-<lb/> ableren Empfindungen. Insbesondere ist es die Art des<lb/><hi rendition="#g">Eintritts</hi> psychischer Inhalte in das Blickfeld und in den<lb/> Blickpunkt des Bewusstseins, die je nach den verschiedenen<lb/> Bedingungen, die dabei stattfinden können, ein verschiedenes<lb/> Verhalten darbietet. Erhebt sich irgend ein psychischer Vor-<lb/> gang über die Schwelle des Bewusstseins, so pflegen die<lb/> Gefühlselemente desselben, sobald sie die hinreichende<lb/> Stärke besitzen, zunächst merkbar zu werden, so dass sie<lb/> sich bereits energisch in den Blickpunkt des Bewusstseins<lb/> drängen, ehe noch von den Vorstellungselementen irgend<lb/> etwas wahrgenommen wird. Dies kann sowohl bei der Ein-<lb/> wirkung neuer Eindrücke wie bei dem Wiederauftauchen<lb/> früherer Vorgänge stattfinden. Es entstehen so jene eigen-<lb/> thümlichen Stimmungen, von deren Ursachen wir uns nicht<lb/> deutliche Rechenschaft geben, und die bald den Charakter<lb/> der Lust oder Unlust, bald vorzugsweise den der Spannung<lb/> an sich tragen. Im letzteren Fall wird dann der plötzliche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [253/0269]
§ 15. Bewusstsein und Aufmerksamkeit.
weist sich der [FORMEL] Takt mit der stärksten Betonung auf dem
ersten, der mittleren auf dem fünften Taktschlag, als der gün-
stigste: bei ihm können im Maximum 5 Takte oder 40 Einzel-
eindrücke zusammengehalten werden. Vergleicht man diese Zahlen
mit den für den Umfang der Aufmerksamkeit gewonnenen, und
setzt man die einfachen und die zusammengesetzten zeitlichen
Eindrücke den entsprechenden räumlichen gleich, so würde der
Umfang des Bewusstseins den der Aufmerksamkeit ungefähr um
das vierfache übertreffen.
7. Mit jenen Eigenschaften der Bewusstseinsinhalte, die
wir ihnen selbst und ihrem wechselseitigen Verhältnisse zu-
schreiben, indem wir sie als die Grade ihrer Klarheit und
Deutlichkeit bezeichnen, sind nun regelmäßig noch andere
verbunden, die von uns unmittelbar als begleitende Vor-
gänge aufgefasst werden. Sie bestehen theils in Gefühls-
vorgängen, die für bestimmte Verlaufsformen der Perception
und Apperception kennzeichnend sind, theils in etwas vari-
ableren Empfindungen. Insbesondere ist es die Art des
Eintritts psychischer Inhalte in das Blickfeld und in den
Blickpunkt des Bewusstseins, die je nach den verschiedenen
Bedingungen, die dabei stattfinden können, ein verschiedenes
Verhalten darbietet. Erhebt sich irgend ein psychischer Vor-
gang über die Schwelle des Bewusstseins, so pflegen die
Gefühlselemente desselben, sobald sie die hinreichende
Stärke besitzen, zunächst merkbar zu werden, so dass sie
sich bereits energisch in den Blickpunkt des Bewusstseins
drängen, ehe noch von den Vorstellungselementen irgend
etwas wahrgenommen wird. Dies kann sowohl bei der Ein-
wirkung neuer Eindrücke wie bei dem Wiederauftauchen
früherer Vorgänge stattfinden. Es entstehen so jene eigen-
thümlichen Stimmungen, von deren Ursachen wir uns nicht
deutliche Rechenschaft geben, und die bald den Charakter
der Lust oder Unlust, bald vorzugsweise den der Spannung
an sich tragen. Im letzteren Fall wird dann der plötzliche
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