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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 18. Psychische Zustände.
vorgängen scheiden sich die Abweichungen von dem
normalen Verhalten deutlich in Depressions- und Exal-
tationszustände
. Jene bestehen in dem Vorwalten der
hemmenden, asthenischen, diese in einem solchen der erre-
genden, sthenischen Affecte, während dort zugleich Ver-
zögerung oder völlige Hemmung der Willensentschlüsse, hier
übermäßig rasche, triebartige Wirksamkeit der Motive zu
beobachten ist. Da schon das normale Seelenleben einen
fortwährenden Wechsel der Gemüthsbewegungen darbietet,
so ist es bei diesen im allgemeinen schwerer, die Grenze
zwischen normalem und abnormem Verhalten zu bestimmen,
als bei den Vorstellungsgebilden. Ebenso erscheint der
in pathologischen Fällen häufig sehr auffallende Wechsel
zwischen Depressions- und Exaltationszuständen nur als eine
Steigerung des Schwankens der Gefühle und Affecte um
eine Indifferenzlage (S. 40, 95). Die Depressions- und Exal-
tationszustände bilden besonders charakteristische Symptome
allgemeiner psychischer Störungen, daher auch ihre nähere
Schilderung der psychischen Pathologie überlassen werden
muss. Da die psychischen Allgemeinerkrankungen stets zu-
gleich Symptome von Gehirnerkrankungen sind, so sind
übrigens zweifellos auch diese Abweichungen der Gefühls-
und Willensvorgänge, ähnlich wie diejenigen der Empfin-
dungen und Vorstellungen, von physiologischen Veränderungen
begleitet. Die Natur derselben ist uns aber noch unbekannt;
man kann nur vermuthen, dass sie, gemäß der zusammen-
gesetzteren Beschaffenheit der Gemüthsbewegungen, entweder
einen ausgedehnteren Sitz haben als die centralen Erregbar-
keitsveränderungen bei den Hallucinationen und Illusionen,
oder dass sie sich auf centralere, directer an den Apper-
ceptionsprocessen betheiligte Gehirngebiete erstrecken.

5. Mit den sensoriellen Erregbarkeitsänderungen, den
Depressions- und Exaltationszuständen, verbinden sich in

§ 18. Psychische Zustände.
vorgängen scheiden sich die Abweichungen von dem
normalen Verhalten deutlich in Depressions- und Exal-
tationszustände
. Jene bestehen in dem Vorwalten der
hemmenden, asthenischen, diese in einem solchen der erre-
genden, sthenischen Affecte, während dort zugleich Ver-
zögerung oder völlige Hemmung der Willensentschlüsse, hier
übermäßig rasche, triebartige Wirksamkeit der Motive zu
beobachten ist. Da schon das normale Seelenleben einen
fortwährenden Wechsel der Gemüthsbewegungen darbietet,
so ist es bei diesen im allgemeinen schwerer, die Grenze
zwischen normalem und abnormem Verhalten zu bestimmen,
als bei den Vorstellungsgebilden. Ebenso erscheint der
in pathologischen Fällen häufig sehr auffallende Wechsel
zwischen Depressions- und Exaltationszuständen nur als eine
Steigerung des Schwankens der Gefühle und Affecte um
eine Indifferenzlage (S. 40, 95). Die Depressions- und Exal-
tationszustände bilden besonders charakteristische Symptome
allgemeiner psychischer Störungen, daher auch ihre nähere
Schilderung der psychischen Pathologie überlassen werden
muss. Da die psychischen Allgemeinerkrankungen stets zu-
gleich Symptome von Gehirnerkrankungen sind, so sind
übrigens zweifellos auch diese Abweichungen der Gefühls-
und Willensvorgänge, ähnlich wie diejenigen der Empfin-
dungen und Vorstellungen, von physiologischen Veränderungen
begleitet. Die Natur derselben ist uns aber noch unbekannt;
man kann nur vermuthen, dass sie, gemäß der zusammen-
gesetzteren Beschaffenheit der Gemüthsbewegungen, entweder
einen ausgedehnteren Sitz haben als die centralen Erregbar-
keitsveränderungen bei den Hallucinationen und Illusionen,
oder dass sie sich auf centralere, directer an den Apper-
ceptionsprocessen betheiligte Gehirngebiete erstrecken.

5. Mit den sensoriellen Erregbarkeitsänderungen, den
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[317/0333] § 18. Psychische Zustände. vorgängen scheiden sich die Abweichungen von dem normalen Verhalten deutlich in Depressions- und Exal- tationszustände. Jene bestehen in dem Vorwalten der hemmenden, asthenischen, diese in einem solchen der erre- genden, sthenischen Affecte, während dort zugleich Ver- zögerung oder völlige Hemmung der Willensentschlüsse, hier übermäßig rasche, triebartige Wirksamkeit der Motive zu beobachten ist. Da schon das normale Seelenleben einen fortwährenden Wechsel der Gemüthsbewegungen darbietet, so ist es bei diesen im allgemeinen schwerer, die Grenze zwischen normalem und abnormem Verhalten zu bestimmen, als bei den Vorstellungsgebilden. Ebenso erscheint der in pathologischen Fällen häufig sehr auffallende Wechsel zwischen Depressions- und Exaltationszuständen nur als eine Steigerung des Schwankens der Gefühle und Affecte um eine Indifferenzlage (S. 40, 95). Die Depressions- und Exal- tationszustände bilden besonders charakteristische Symptome allgemeiner psychischer Störungen, daher auch ihre nähere Schilderung der psychischen Pathologie überlassen werden muss. Da die psychischen Allgemeinerkrankungen stets zu- gleich Symptome von Gehirnerkrankungen sind, so sind übrigens zweifellos auch diese Abweichungen der Gefühls- und Willensvorgänge, ähnlich wie diejenigen der Empfin- dungen und Vorstellungen, von physiologischen Veränderungen begleitet. Die Natur derselben ist uns aber noch unbekannt; man kann nur vermuthen, dass sie, gemäß der zusammen- gesetzteren Beschaffenheit der Gemüthsbewegungen, entweder einen ausgedehnteren Sitz haben als die centralen Erregbar- keitsveränderungen bei den Hallucinationen und Illusionen, oder dass sie sich auf centralere, directer an den Apper- ceptionsprocessen betheiligte Gehirngebiete erstrecken. 5. Mit den sensoriellen Erregbarkeitsänderungen, den Depressions- und Exaltationszuständen, verbinden sich in

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/333>, abgerufen am 24.11.2024.