nachweisen an den Nachschwingungen eines mit Flüssigkeit gefüllten elastischen Schlauchs, die ebenfalls beträchtlich zunehmen, wenn man den Widerstand an der Ausflussöffnung (z. B. durch Verengerung des Rohres) vergrössert. Hiermit stimmt überein, dass die Doppelheit des Pulses um so deutlicher sich zeigt, je näher die betreffende Arterie dem Capillarsystem gelegen ist.
Von den zuletzt angeführten Eigenthümlichkeiten des Verlaufs der Pulswellen vermag die zufühlende Hand höchstens die Raschheit des Ansteigens und höhere Grade der Doppelschlägigkeit zu unterscheiden. Eine genauere Analyse des Pulsverlaufs ist nur mittelst des Sphyg- mographen (Pulszeichners) möglich. Die Fig. 56 zeigt diesen Apparat schematisch vereinfacht nach der ihm von Marey gegebenen Form entworfen. An dem Gestell C desselben ist bei a eine Feder be- festigt; diese Feder trägt an ihrem freien Ende eine kleine Platte p, welche auf die Arterie aufgelegt wird. Die Platte p besitzt oben einen Stift c, der die Bewegungen, in welche die Feder durch den Arterien- puls versetzt wird, dem Hebel h mittheilt. Letzterer besteht, um mög- lichst wenig Masse zu haben, aus Aluminium, einem bekanntlich durch sein geringes specifisches Gewicht ausgezeichneten Metall. Um die Axe o ist der Hebel drehbar, und er zeichnet seine Bewegungen mittelst eines an seinem vorderen Ende befestigten Pinsels auf eine durch das Uhrwerk B an ihm vorbeibewegte Aluminiumplatte A auf.
[Abbildung]
Fig. 56.
So erhält man Curven, wie sie in Fig. 55 mitgetheilt sind. In allen diesen Curven ist wegen der Länge des Hebels die Höhe der Puls- welle stark vergrössert und dagegen wegen der verhältnissmässig ge- ringen Geschwindigkeit, mit der die Aluminiumplatte bewegt wird, deren Länge verkleinert.
Die genauere Beschreibung des Apparates vergl. bei Marey, physiologie medi- cale de la circulation du sang, Paris 1863, p. 179 f. Beispiele von Pulscurven, deren Hauptformen sich übrigens sämmtlich auf die oben mitgetheilten reduciren lassen, findet man theils in diesem Werk, theils bei Wolff, Charakteristik des Arterienpul- ses, Leipzig 1865.
Stromlauf in elastischen Röhren.
nachweisen an den Nachschwingungen eines mit Flüssigkeit gefüllten elastischen Schlauchs, die ebenfalls beträchtlich zunehmen, wenn man den Widerstand an der Ausflussöffnung (z. B. durch Verengerung des Rohres) vergrössert. Hiermit stimmt überein, dass die Doppelheit des Pulses um so deutlicher sich zeigt, je näher die betreffende Arterie dem Capillarsystem gelegen ist.
Von den zuletzt angeführten Eigenthümlichkeiten des Verlaufs der Pulswellen vermag die zufühlende Hand höchstens die Raschheit des Ansteigens und höhere Grade der Doppelschlägigkeit zu unterscheiden. Eine genauere Analyse des Pulsverlaufs ist nur mittelst des Sphyg- mographen (Pulszeichners) möglich. Die Fig. 56 zeigt diesen Apparat schematisch vereinfacht nach der ihm von Marey gegebenen Form entworfen. An dem Gestell C desselben ist bei a eine Feder be- festigt; diese Feder trägt an ihrem freien Ende eine kleine Platte p, welche auf die Arterie aufgelegt wird. Die Platte p besitzt oben einen Stift c, der die Bewegungen, in welche die Feder durch den Arterien- puls versetzt wird, dem Hebel h mittheilt. Letzterer besteht, um mög- lichst wenig Masse zu haben, aus Aluminium, einem bekanntlich durch sein geringes specifisches Gewicht ausgezeichneten Metall. Um die Axe o ist der Hebel drehbar, und er zeichnet seine Bewegungen mittelst eines an seinem vorderen Ende befestigten Pinsels auf eine durch das Uhrwerk B an ihm vorbeibewegte Aluminiumplatte A auf.
[Abbildung]
Fig. 56.
So erhält man Curven, wie sie in Fig. 55 mitgetheilt sind. In allen diesen Curven ist wegen der Länge des Hebels die Höhe der Puls- welle stark vergrössert und dagegen wegen der verhältnissmässig ge- ringen Geschwindigkeit, mit der die Aluminiumplatte bewegt wird, deren Länge verkleinert.
Die genauere Beschreibung des Apparates vergl. bei Marey, physiologie médi- cale de la circulation du sang, Paris 1863, p. 179 f. Beispiele von Pulscurven, deren Hauptformen sich übrigens sämmtlich auf die oben mitgetheilten reduciren lassen, findet man theils in diesem Werk, theils bei Wolff, Charakteristik des Arterienpul- ses, Leipzig 1865.
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Stromlauf in elastischen Röhren.
nachweisen an den Nachschwingungen eines mit Flüssigkeit gefüllten
elastischen Schlauchs, die ebenfalls beträchtlich zunehmen, wenn man
den Widerstand an der Ausflussöffnung (z. B. durch Verengerung des
Rohres) vergrössert. Hiermit stimmt überein, dass die Doppelheit
des Pulses um so deutlicher sich zeigt, je näher die betreffende
Arterie dem Capillarsystem gelegen ist.
Von den zuletzt angeführten Eigenthümlichkeiten des Verlaufs der
Pulswellen vermag die zufühlende Hand höchstens die Raschheit des
Ansteigens und höhere Grade der Doppelschlägigkeit zu unterscheiden.
Eine genauere Analyse des Pulsverlaufs ist nur mittelst des Sphyg-
mographen (Pulszeichners) möglich. Die Fig. 56 zeigt diesen Apparat
schematisch vereinfacht nach der ihm von Marey gegebenen Form
entworfen. An dem Gestell C desselben ist bei a eine Feder be-
festigt; diese Feder trägt an ihrem freien Ende eine kleine Platte p,
welche auf die Arterie aufgelegt wird. Die Platte p besitzt oben einen
Stift c, der die Bewegungen, in welche die Feder durch den Arterien-
puls versetzt wird, dem Hebel h mittheilt. Letzterer besteht, um mög-
lichst wenig Masse zu haben, aus Aluminium, einem bekanntlich durch
sein geringes specifisches Gewicht ausgezeichneten Metall. Um die
Axe o ist der Hebel drehbar, und er zeichnet seine Bewegungen
mittelst eines an seinem vorderen Ende befestigten Pinsels auf eine
durch das Uhrwerk B an ihm vorbeibewegte Aluminiumplatte A auf.
[Abbildung Fig. 56.]
So erhält man Curven, wie sie in Fig. 55 mitgetheilt sind. In allen
diesen Curven ist wegen der Länge des Hebels die Höhe der Puls-
welle stark vergrössert und dagegen wegen der verhältnissmässig ge-
ringen Geschwindigkeit, mit der die Aluminiumplatte bewegt wird,
deren Länge verkleinert.
Die genauere Beschreibung des Apparates vergl. bei Marey, physiologie médi-
cale de la circulation du sang, Paris 1863, p. 179 f. Beispiele von Pulscurven, deren
Hauptformen sich übrigens sämmtlich auf die oben mitgetheilten reduciren lassen,
findet man theils in diesem Werk, theils bei Wolff, Charakteristik des Arterienpul-
ses, Leipzig 1865.
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/155>, abgerufen am 04.12.2024.
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