Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Interferenz der Lichtwellen. [Abbildung]
Fig. 152. ein Theil nach b' c' gebrochen, u. s. w. Man sieht leicht, dass aufdiese Weise jeder auf A B fallende Strahl durch fortgesetzte Reflexion und Brechung sich vielfältig spaltet, wobei aber natürlich bald die Lichtintensität sehr gering wird, so dass schon nach der zweiten Re- flexion und Brechung der weitere Verlauf des Strahls vernachlässigt werden kann. Es genügt daher sich den Strahl b c z. B. aus einem von a kommenden, bei b reflectirten und aus einem von a" kommen- den, bei d" reflectirten Lichtstrahl zusammengesetzt zu denken. Der Wegunterschied dieses in b c enthaltenen Lichtes ist aber = b" d" b, ebenso ist der Wegunterschied des Lichtes im Strahl b' c' = b d b', u. s. w. Die verschiedenen einen Strahl zusammensetzenden Licht- arten unterscheiden sich jedoch nicht bloss, wie in dem Fresnel'- schen Spiegelversuch, dadurch dass sie eine verschiedene Wegstrecke zurückgelegt sondern auch dadurch dass sie auf ihrem Weg verschie- denartige Reflexionen und Brechungen erfahren haben. Wenn eine Welle an der Grenze eines dünneren Mediums reflectirt wird, so ist, wie wir in §. 42 gesehen haben, die reflectirte Welle von der ange- kommenen um eine halbe Wellenlänge verschieden. Wird dagegen eine Welle an einem dichteren Medium reflectirt oder in ein dichteres oder dünneres Medium gebrochen, so bleibt die Schwingungsphase dieselbe. Indem der Strahl b d nach d b' reflectirt wird, nimmt daher seine Schwingungsphase um eine halbe Wellenlänge ab, während sie bei der zweimaligen Brechung unverändert bleibt. Ebenso bleibt die Schwingungsphase des Strahls a' b' bei der Reflexion nach b' c' erhalten. Wäre also die Schichte A B C D unendlich dünn, so dass der Weg b d b' verschwindend klein würde, so enthielte der Strahl b' c' zwei um eine halbe Wellenlänge verschiedene Wellenbewegungen. Ist aber der Weg b d b' nicht verschwindend klein, beträgt z. B. die Länge desselben auch eine halbe Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz im Strahl b' c' gleich einer ganzen Wellenlänge, es tritt dann vermehrte Helligkeit auf; ist die Verzögerung auf dem Weg b d b' gleich einer halben Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz 11/2 Wellenlängen, die Interferenz der Lichtwellen. [Abbildung]
Fig. 152. ein Theil nach b' c' gebrochen, u. s. w. Man sieht leicht, dass aufdiese Weise jeder auf A B fallende Strahl durch fortgesetzte Reflexion und Brechung sich vielfältig spaltet, wobei aber natürlich bald die Lichtintensität sehr gering wird, so dass schon nach der zweiten Re- flexion und Brechung der weitere Verlauf des Strahls vernachlässigt werden kann. Es genügt daher sich den Strahl b c z. B. aus einem von a kommenden, bei b reflectirten und aus einem von a″ kommen- den, bei d″ reflectirten Lichtstrahl zusammengesetzt zu denken. Der Wegunterschied dieses in b c enthaltenen Lichtes ist aber = b″ d″ b, ebenso ist der Wegunterschied des Lichtes im Strahl b' c' = b d b', u. s. w. Die verschiedenen einen Strahl zusammensetzenden Licht- arten unterscheiden sich jedoch nicht bloss, wie in dem Fresnel’- schen Spiegelversuch, dadurch dass sie eine verschiedene Wegstrecke zurückgelegt sondern auch dadurch dass sie auf ihrem Weg verschie- denartige Reflexionen und Brechungen erfahren haben. Wenn eine Welle an der Grenze eines dünneren Mediums reflectirt wird, so ist, wie wir in §. 42 gesehen haben, die reflectirte Welle von der ange- kommenen um eine halbe Wellenlänge verschieden. Wird dagegen eine Welle an einem dichteren Medium reflectirt oder in ein dichteres oder dünneres Medium gebrochen, so bleibt die Schwingungsphase dieselbe. Indem der Strahl b d nach d b' reflectirt wird, nimmt daher seine Schwingungsphase um eine halbe Wellenlänge ab, während sie bei der zweimaligen Brechung unverändert bleibt. Ebenso bleibt die Schwingungsphase des Strahls a' b' bei der Reflexion nach b' c' erhalten. Wäre also die Schichte A B C D unendlich dünn, so dass der Weg b d b' verschwindend klein würde, so enthielte der Strahl b' c' zwei um eine halbe Wellenlänge verschiedene Wellenbewegungen. Ist aber der Weg b d b' nicht verschwindend klein, beträgt z. B. die Länge desselben auch eine halbe Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz im Strahl b' c' gleich einer ganzen Wellenlänge, es tritt dann vermehrte Helligkeit auf; ist die Verzögerung auf dem Weg b d b' gleich einer halben Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz 1½ Wellenlängen, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0333" n="311"/><fw place="top" type="header">Interferenz der Lichtwellen.</fw><lb/><figure><head>Fig. 152.</head></figure><lb/> ein Theil nach b' c' gebrochen, u. s. w. Man sieht leicht, dass auf<lb/> diese Weise jeder auf A B fallende Strahl durch fortgesetzte Reflexion<lb/> und Brechung sich vielfältig spaltet, wobei aber natürlich bald die<lb/> Lichtintensität sehr gering wird, so dass schon nach der zweiten Re-<lb/> flexion und Brechung der weitere Verlauf des Strahls vernachlässigt<lb/> werden kann. Es genügt daher sich den Strahl b c z. B. aus einem<lb/> von a kommenden, bei b reflectirten und aus einem von a″ kommen-<lb/> den, bei d″ reflectirten Lichtstrahl zusammengesetzt zu denken. Der<lb/> Wegunterschied dieses in b c enthaltenen Lichtes ist aber = b″ d″ b,<lb/> ebenso ist der Wegunterschied des Lichtes im Strahl b' c' = b d b',<lb/> u. s. w. Die verschiedenen einen Strahl zusammensetzenden Licht-<lb/> arten unterscheiden sich jedoch nicht bloss, wie in dem <hi rendition="#g">Fresnel</hi>’-<lb/> schen Spiegelversuch, dadurch dass sie eine verschiedene Wegstrecke<lb/> zurückgelegt sondern auch dadurch dass sie auf ihrem Weg verschie-<lb/> denartige Reflexionen und Brechungen erfahren haben. Wenn eine<lb/> Welle an der Grenze eines dünneren Mediums reflectirt wird, so ist,<lb/> wie wir in §. 42 gesehen haben, die reflectirte Welle von der ange-<lb/> kommenen um eine halbe Wellenlänge verschieden. Wird dagegen<lb/> eine Welle an einem dichteren Medium reflectirt oder in ein dichteres<lb/> oder dünneres Medium gebrochen, so bleibt die Schwingungsphase<lb/> dieselbe. Indem der Strahl b d nach d b' reflectirt wird, nimmt daher<lb/> seine Schwingungsphase um eine halbe Wellenlänge ab, während sie<lb/> bei der zweimaligen Brechung unverändert bleibt. Ebenso bleibt die<lb/> Schwingungsphase des Strahls a' b' bei der Reflexion nach b' c' erhalten.<lb/> Wäre also die Schichte A B C D unendlich dünn, so dass der Weg<lb/> b d b' verschwindend klein würde, so enthielte der Strahl b' c' zwei<lb/> um eine halbe Wellenlänge verschiedene Wellenbewegungen. Ist aber<lb/> der Weg b d b' nicht verschwindend klein, beträgt z. B. die Länge<lb/> desselben auch eine halbe Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz im<lb/> Strahl b' c' gleich einer ganzen Wellenlänge, es tritt dann vermehrte<lb/> Helligkeit auf; ist die Verzögerung auf dem Weg b d b' gleich einer<lb/> halben Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz 1½ Wellenlängen, die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [311/0333]
Interferenz der Lichtwellen.
[Abbildung Fig. 152.]
ein Theil nach b' c' gebrochen, u. s. w. Man sieht leicht, dass auf
diese Weise jeder auf A B fallende Strahl durch fortgesetzte Reflexion
und Brechung sich vielfältig spaltet, wobei aber natürlich bald die
Lichtintensität sehr gering wird, so dass schon nach der zweiten Re-
flexion und Brechung der weitere Verlauf des Strahls vernachlässigt
werden kann. Es genügt daher sich den Strahl b c z. B. aus einem
von a kommenden, bei b reflectirten und aus einem von a″ kommen-
den, bei d″ reflectirten Lichtstrahl zusammengesetzt zu denken. Der
Wegunterschied dieses in b c enthaltenen Lichtes ist aber = b″ d″ b,
ebenso ist der Wegunterschied des Lichtes im Strahl b' c' = b d b',
u. s. w. Die verschiedenen einen Strahl zusammensetzenden Licht-
arten unterscheiden sich jedoch nicht bloss, wie in dem Fresnel’-
schen Spiegelversuch, dadurch dass sie eine verschiedene Wegstrecke
zurückgelegt sondern auch dadurch dass sie auf ihrem Weg verschie-
denartige Reflexionen und Brechungen erfahren haben. Wenn eine
Welle an der Grenze eines dünneren Mediums reflectirt wird, so ist,
wie wir in §. 42 gesehen haben, die reflectirte Welle von der ange-
kommenen um eine halbe Wellenlänge verschieden. Wird dagegen
eine Welle an einem dichteren Medium reflectirt oder in ein dichteres
oder dünneres Medium gebrochen, so bleibt die Schwingungsphase
dieselbe. Indem der Strahl b d nach d b' reflectirt wird, nimmt daher
seine Schwingungsphase um eine halbe Wellenlänge ab, während sie
bei der zweimaligen Brechung unverändert bleibt. Ebenso bleibt die
Schwingungsphase des Strahls a' b' bei der Reflexion nach b' c' erhalten.
Wäre also die Schichte A B C D unendlich dünn, so dass der Weg
b d b' verschwindend klein würde, so enthielte der Strahl b' c' zwei
um eine halbe Wellenlänge verschiedene Wellenbewegungen. Ist aber
der Weg b d b' nicht verschwindend klein, beträgt z. B. die Länge
desselben auch eine halbe Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz im
Strahl b' c' gleich einer ganzen Wellenlänge, es tritt dann vermehrte
Helligkeit auf; ist die Verzögerung auf dem Weg b d b' gleich einer
halben Wellenlänge, so ist die Phasendifferenz 1½ Wellenlängen, die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |