Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Von der Elektricität. per bringt, so wird derselbe ebenfalls elektrisch, und zwar nimmt eran der dem elektrisirten Körper zugekehrten Seite die entgegenge- setzte, an der von ihm abgekehrten Seite die gleiche Elektricität an. Bringt man z. B. in die Nähe einer Metallscheibe a b (Fig. 198), wel- [Abbildung]
Fig. 198. cher man positive Elektricität mitgetheilt hat, einen Metallstab c d,so zeigt sich das Ende c desselben negativ und das Ende d positiv elektrisch; die negative Elektricität nimmt von c gegen die Mitte hin ab, ebenso die positive von d an: in der Mitte befindet sich daher eine Indifferenzzone e, an der gar keine freie Elektricität nachzuwei- sen ist. Entfernt man die Platte a b, so kehrt der Stab c d wieder in seinen vorigen unelektrischen Zustand zurück. Nimmt man aber statt des Stabes c d zwei einander bei e berührende Stäbe c e und e d, und entfernt man den Stab e d bevor die Platte a b hinwegge- nommen wird, so bleibt nun nach dem Hinwegnehmen derselben c e positiv elektrisch zurück. Noch vollkommener lässt sich der nämliche Erfolg erreichen, wenn man, während die Platte a b auf den Stab c d einwirkt, das Ende d desselben berührt. Hebt man diese Be- rührung auf, bevor die Platte entfernt wird, so bleibt wieder c d mit der der Platte a b entgegengesetzten Elektricität geladen. In diesem Fall bildet offenbar unser Körper und die Erde mit dem Stab einen einzigen Leiter. Ist also z. B. die Scheibe positiv elektrisch, so häuft sich die negative Elektricität des Stabes bei c an, und die positive fliesst bei d nach der Erde ab. Die hier geschilderte Elektricitätsbewegung findet ihre Erklärung Von der Elektricität. per bringt, so wird derselbe ebenfalls elektrisch, und zwar nimmt eran der dem elektrisirten Körper zugekehrten Seite die entgegenge- setzte, an der von ihm abgekehrten Seite die gleiche Elektricität an. Bringt man z. B. in die Nähe einer Metallscheibe a b (Fig. 198), wel- [Abbildung]
Fig. 198. cher man positive Elektricität mitgetheilt hat, einen Metallstab c d,so zeigt sich das Ende c desselben negativ und das Ende d positiv elektrisch; die negative Elektricität nimmt von c gegen die Mitte hin ab, ebenso die positive von d an: in der Mitte befindet sich daher eine Indifferenzzone e, an der gar keine freie Elektricität nachzuwei- sen ist. Entfernt man die Platte a b, so kehrt der Stab c d wieder in seinen vorigen unelektrischen Zustand zurück. Nimmt man aber statt des Stabes c d zwei einander bei e berührende Stäbe c e und e d, und entfernt man den Stab e d bevor die Platte a b hinwegge- nommen wird, so bleibt nun nach dem Hinwegnehmen derselben c e positiv elektrisch zurück. Noch vollkommener lässt sich der nämliche Erfolg erreichen, wenn man, während die Platte a b auf den Stab c d einwirkt, das Ende d desselben berührt. Hebt man diese Be- rührung auf, bevor die Platte entfernt wird, so bleibt wieder c d mit der der Platte a b entgegengesetzten Elektricität geladen. In diesem Fall bildet offenbar unser Körper und die Erde mit dem Stab einen einzigen Leiter. Ist also z. B. die Scheibe positiv elektrisch, so häuft sich die negative Elektricität des Stabes bei c an, und die positive fliesst bei d nach der Erde ab. Die hier geschilderte Elektricitätsbewegung findet ihre Erklärung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0460" n="438"/><fw place="top" type="header">Von der Elektricität.</fw><lb/> per bringt, so wird derselbe ebenfalls elektrisch, und zwar nimmt er<lb/> an der dem elektrisirten Körper zugekehrten Seite die entgegenge-<lb/> setzte, an der von ihm abgekehrten Seite die gleiche Elektricität an.<lb/> Bringt man z. B. in die Nähe einer Metallscheibe a b (Fig. 198), wel-<lb/><figure><head>Fig. 198.</head></figure><lb/> cher man positive Elektricität mitgetheilt hat, einen Metallstab c d,<lb/> so zeigt sich das Ende c desselben negativ und das Ende d positiv<lb/> elektrisch; die negative Elektricität nimmt von c gegen die Mitte hin<lb/> ab, ebenso die positive von d an: in der Mitte befindet sich daher<lb/> eine Indifferenzzone e, an der gar keine freie Elektricität nachzuwei-<lb/> sen ist. Entfernt man die Platte a b, so kehrt der Stab c d wieder<lb/> in seinen vorigen unelektrischen Zustand zurück. Nimmt man aber<lb/> statt des Stabes c d zwei einander bei e berührende Stäbe c e und<lb/> e d, und entfernt man den Stab e d bevor die Platte a b hinwegge-<lb/> nommen wird, so bleibt nun nach dem Hinwegnehmen derselben c e<lb/> positiv elektrisch zurück. Noch vollkommener lässt sich der nämliche<lb/> Erfolg erreichen, wenn man, während die Platte a b auf den Stab<lb/> c d einwirkt, das Ende d desselben berührt. Hebt man diese Be-<lb/> rührung auf, bevor die Platte entfernt wird, so bleibt wieder c d mit<lb/> der der Platte a b entgegengesetzten Elektricität geladen. In diesem<lb/> Fall bildet offenbar unser Körper und die Erde mit dem Stab einen<lb/> einzigen Leiter. Ist also z. B. die Scheibe positiv elektrisch, so häuft<lb/> sich die negative Elektricität des Stabes bei c an, und die positive<lb/> fliesst bei d nach der Erde ab.</p><lb/> <p>Die hier geschilderte Elektricitätsbewegung findet ihre Erklärung<lb/> in den in §. 288 besprochenen Erscheinungen der elektrischen Anzie-<lb/> hung und Abstossung. Wir fanden dort, dass Körper mit ungleich-<lb/> artigen Elektricitäten sich anziehen, solche mit gleichartigen sich ab-<lb/> stossen. Wir sehen jetzt, dass diese Anziehung und Abstossung auch<lb/> für die elektrischen Flüssigkeiten selber gilt: die in a b angehäufte<lb/> positive Elektricität wirkt anziehend auf die negative, abstossend auf<lb/> die positive Elektricität des Stabes c d, sie vertheilt daher die im in-<lb/> differenten Zustand gleichmässig sich durchdringenden elektrischen<lb/> Flüssigkeiten dieses Stabes so, dass bei c die positive, bei d die ne-<lb/> gative Elektricität sich anhäuft. Man nennt daher diese Art der Er-<lb/> zeugung von Elektricität Elektricitätserregung durch <hi rendition="#g">Vertheilung</hi><lb/> oder durch <hi rendition="#g">Influenz</hi>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [438/0460]
Von der Elektricität.
per bringt, so wird derselbe ebenfalls elektrisch, und zwar nimmt er
an der dem elektrisirten Körper zugekehrten Seite die entgegenge-
setzte, an der von ihm abgekehrten Seite die gleiche Elektricität an.
Bringt man z. B. in die Nähe einer Metallscheibe a b (Fig. 198), wel-
[Abbildung Fig. 198.]
cher man positive Elektricität mitgetheilt hat, einen Metallstab c d,
so zeigt sich das Ende c desselben negativ und das Ende d positiv
elektrisch; die negative Elektricität nimmt von c gegen die Mitte hin
ab, ebenso die positive von d an: in der Mitte befindet sich daher
eine Indifferenzzone e, an der gar keine freie Elektricität nachzuwei-
sen ist. Entfernt man die Platte a b, so kehrt der Stab c d wieder
in seinen vorigen unelektrischen Zustand zurück. Nimmt man aber
statt des Stabes c d zwei einander bei e berührende Stäbe c e und
e d, und entfernt man den Stab e d bevor die Platte a b hinwegge-
nommen wird, so bleibt nun nach dem Hinwegnehmen derselben c e
positiv elektrisch zurück. Noch vollkommener lässt sich der nämliche
Erfolg erreichen, wenn man, während die Platte a b auf den Stab
c d einwirkt, das Ende d desselben berührt. Hebt man diese Be-
rührung auf, bevor die Platte entfernt wird, so bleibt wieder c d mit
der der Platte a b entgegengesetzten Elektricität geladen. In diesem
Fall bildet offenbar unser Körper und die Erde mit dem Stab einen
einzigen Leiter. Ist also z. B. die Scheibe positiv elektrisch, so häuft
sich die negative Elektricität des Stabes bei c an, und die positive
fliesst bei d nach der Erde ab.
Die hier geschilderte Elektricitätsbewegung findet ihre Erklärung
in den in §. 288 besprochenen Erscheinungen der elektrischen Anzie-
hung und Abstossung. Wir fanden dort, dass Körper mit ungleich-
artigen Elektricitäten sich anziehen, solche mit gleichartigen sich ab-
stossen. Wir sehen jetzt, dass diese Anziehung und Abstossung auch
für die elektrischen Flüssigkeiten selber gilt: die in a b angehäufte
positive Elektricität wirkt anziehend auf die negative, abstossend auf
die positive Elektricität des Stabes c d, sie vertheilt daher die im in-
differenten Zustand gleichmässig sich durchdringenden elektrischen
Flüssigkeiten dieses Stabes so, dass bei c die positive, bei d die ne-
gative Elektricität sich anhäuft. Man nennt daher diese Art der Er-
zeugung von Elektricität Elektricitätserregung durch Vertheilung
oder durch Influenz.
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