durchtritt. Diese Kette ist nun zum Gebrauch äusserst bequem, da man, wenn die- selbe in Thätigkeit gesetzt werden soll, bloss die Leiste mit den Zink- und Kohle- stücken in die Gläser zu tauchen braucht; die in den letzteren befindliche Flüssigkeit aber braucht nur selten erneuert zu werden.
309 Constante Ket- ten.
Die Volta'sche Säule und alle ihr nachgebildeten Ketten sind überall da unbrauchbar, wo man eines lang anhaltenden und dabei constanten Stromes bedarf. In Folge der Zersetzung der Flüssigkeit erzeugt sich nämlich in einer solchen Kette ein zweiter allmälig wach- sender Strom, der eine dem ursprünglichen entgegengesetzte Richtung hat. Dadurch wird der letztere mehr und mehr geschwächt, bis end- lich die Kette fast unwirksam geworden ist. Wendet man also z. B. Zink und Kohle in verdünnter Schwefelsäure an, so wird durch den Strom das Wasser dieser verdünnten Schwefelsäure zersetzt; es bildet sich Sauerstoff und Wasserstoff, von denen der erstere das Zink oxy- dirt, so dass es in Gestalt von schwefelsaurem Zink in die Flüssigkeit übergeht, während sich der Wasserstoff an dem Kupfer oder der Kohle ansammelt. Nun sind aber, wie wir in §. 300 gesehen haben, Gase in Berührung mit Metallen elektromotorisch wirksam. Der in Berüh- rung mit Kohle stehende Wasserstoff wird positiv, die Kohle also ne- gativ elektrisch, während dieselbe bei der Berührung mit der Schwe- felsäure die Rolle des positiven Metalls spielt. So entsteht demnach ein immer stärker werdender Gegenstrom, der die Inconstanz der Kette bedingt. Dieser Uebelstand lässt sich vermeiden, wenn man jedes der beiden Metalle mit einer Flüssigkeit von solcher Zusammen- setzung in Berührung treten lässt, dass durch die in der Kette ge- schehenden Processe keine Zersetzungsproducte mit entgegengesetzten elektromotorischen Eigenschaften sich ablagern können. Dies geschieht bei den verschiedenen Formen der constanten Kette, die sich sämmtlich dadurch von der Volta'schen Säule unterscheiden, dass jedes Element aus zwei Metallen und zwei Flüssigkeiten aufgebaut ist. In ein Glasgefäss G (Fig. 205) wird die eine Flüssigkeit gegos- sen, dann in dieselbe ein auf der einen Seite durch einen Schlitz ge- öffneter Cylinder K des ersten Metalls gebracht, innerhalb des letz-
Von der Elektricität.
[Abbildung]
Fig. 204.
durchtritt. Diese Kette ist nun zum Gebrauch äusserst bequem, da man, wenn die- selbe in Thätigkeit gesetzt werden soll, bloss die Leiste mit den Zink- und Kohle- stücken in die Gläser zu tauchen braucht; die in den letzteren befindliche Flüssigkeit aber braucht nur selten erneuert zu werden.
309 Constante Ket- ten.
Die Volta’sche Säule und alle ihr nachgebildeten Ketten sind überall da unbrauchbar, wo man eines lang anhaltenden und dabei constanten Stromes bedarf. In Folge der Zersetzung der Flüssigkeit erzeugt sich nämlich in einer solchen Kette ein zweiter allmälig wach- sender Strom, der eine dem ursprünglichen entgegengesetzte Richtung hat. Dadurch wird der letztere mehr und mehr geschwächt, bis end- lich die Kette fast unwirksam geworden ist. Wendet man also z. B. Zink und Kohle in verdünnter Schwefelsäure an, so wird durch den Strom das Wasser dieser verdünnten Schwefelsäure zersetzt; es bildet sich Sauerstoff und Wasserstoff, von denen der erstere das Zink oxy- dirt, so dass es in Gestalt von schwefelsaurem Zink in die Flüssigkeit übergeht, während sich der Wasserstoff an dem Kupfer oder der Kohle ansammelt. Nun sind aber, wie wir in §. 300 gesehen haben, Gase in Berührung mit Metallen elektromotorisch wirksam. Der in Berüh- rung mit Kohle stehende Wasserstoff wird positiv, die Kohle also ne- gativ elektrisch, während dieselbe bei der Berührung mit der Schwe- felsäure die Rolle des positiven Metalls spielt. So entsteht demnach ein immer stärker werdender Gegenstrom, der die Inconstanz der Kette bedingt. Dieser Uebelstand lässt sich vermeiden, wenn man jedes der beiden Metalle mit einer Flüssigkeit von solcher Zusammen- setzung in Berührung treten lässt, dass durch die in der Kette ge- schehenden Processe keine Zersetzungsproducte mit entgegengesetzten elektromotorischen Eigenschaften sich ablagern können. Dies geschieht bei den verschiedenen Formen der constanten Kette, die sich sämmtlich dadurch von der Volta’schen Säule unterscheiden, dass jedes Element aus zwei Metallen und zwei Flüssigkeiten aufgebaut ist. In ein Glasgefäss G (Fig. 205) wird die eine Flüssigkeit gegos- sen, dann in dieselbe ein auf der einen Seite durch einen Schlitz ge- öffneter Cylinder K des ersten Metalls gebracht, innerhalb des letz-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0480"n="458"/><fwplace="top"type="header">Von der Elektricität.</fw><lb/><figure><head>Fig. 204.</head></figure><lb/>
durchtritt. Diese Kette ist nun zum Gebrauch äusserst bequem, da man, wenn die-<lb/>
selbe in Thätigkeit gesetzt werden soll, bloss die Leiste mit den Zink- und Kohle-<lb/>
stücken in die Gläser zu tauchen braucht; die in den letzteren befindliche Flüssigkeit<lb/>
aber braucht nur selten erneuert zu werden.</p><lb/><noteplace="left">309<lb/>
Constante Ket-<lb/>
ten.</note><p>Die <hirendition="#g">Volta</hi>’sche Säule und alle ihr nachgebildeten Ketten sind<lb/>
überall da unbrauchbar, wo man eines lang anhaltenden und dabei<lb/>
constanten Stromes bedarf. In Folge der Zersetzung der Flüssigkeit<lb/>
erzeugt sich nämlich in einer solchen Kette ein zweiter allmälig wach-<lb/>
sender Strom, der eine dem ursprünglichen entgegengesetzte Richtung<lb/>
hat. Dadurch wird der letztere mehr und mehr geschwächt, bis end-<lb/>
lich die Kette fast unwirksam geworden ist. Wendet man also z. B.<lb/>
Zink und Kohle in verdünnter Schwefelsäure an, so wird durch den<lb/>
Strom das Wasser dieser verdünnten Schwefelsäure zersetzt; es bildet<lb/>
sich Sauerstoff und Wasserstoff, von denen der erstere das Zink oxy-<lb/>
dirt, so dass es in Gestalt von schwefelsaurem Zink in die Flüssigkeit<lb/>
übergeht, während sich der Wasserstoff an dem Kupfer oder der Kohle<lb/>
ansammelt. Nun sind aber, wie wir in §. 300 gesehen haben, Gase<lb/>
in Berührung mit Metallen elektromotorisch wirksam. Der in Berüh-<lb/>
rung mit Kohle stehende Wasserstoff wird positiv, die Kohle also ne-<lb/>
gativ elektrisch, während dieselbe bei der Berührung mit der Schwe-<lb/>
felsäure die Rolle des positiven Metalls spielt. So entsteht demnach<lb/>
ein immer stärker werdender Gegenstrom, der die Inconstanz der<lb/>
Kette bedingt. Dieser Uebelstand lässt sich vermeiden, wenn man<lb/>
jedes der beiden Metalle mit einer Flüssigkeit von solcher Zusammen-<lb/>
setzung in Berührung treten lässt, dass durch die in der Kette ge-<lb/>
schehenden Processe keine Zersetzungsproducte mit entgegengesetzten<lb/>
elektromotorischen Eigenschaften sich ablagern können. Dies geschieht<lb/>
bei den verschiedenen Formen der <hirendition="#g">constanten Kette</hi>, die sich<lb/>
sämmtlich dadurch von der <hirendition="#g">Volta</hi>’schen Säule unterscheiden, dass<lb/>
jedes Element aus zwei Metallen und zwei Flüssigkeiten aufgebaut<lb/>
ist. In ein Glasgefäss G (Fig. 205) wird die eine Flüssigkeit gegos-<lb/>
sen, dann in dieselbe ein auf der einen Seite durch einen Schlitz ge-<lb/>
öffneter Cylinder K des ersten Metalls gebracht, innerhalb des letz-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[458/0480]
Von der Elektricität.
[Abbildung Fig. 204.]
durchtritt. Diese Kette ist nun zum Gebrauch äusserst bequem, da man, wenn die-
selbe in Thätigkeit gesetzt werden soll, bloss die Leiste mit den Zink- und Kohle-
stücken in die Gläser zu tauchen braucht; die in den letzteren befindliche Flüssigkeit
aber braucht nur selten erneuert zu werden.
Die Volta’sche Säule und alle ihr nachgebildeten Ketten sind
überall da unbrauchbar, wo man eines lang anhaltenden und dabei
constanten Stromes bedarf. In Folge der Zersetzung der Flüssigkeit
erzeugt sich nämlich in einer solchen Kette ein zweiter allmälig wach-
sender Strom, der eine dem ursprünglichen entgegengesetzte Richtung
hat. Dadurch wird der letztere mehr und mehr geschwächt, bis end-
lich die Kette fast unwirksam geworden ist. Wendet man also z. B.
Zink und Kohle in verdünnter Schwefelsäure an, so wird durch den
Strom das Wasser dieser verdünnten Schwefelsäure zersetzt; es bildet
sich Sauerstoff und Wasserstoff, von denen der erstere das Zink oxy-
dirt, so dass es in Gestalt von schwefelsaurem Zink in die Flüssigkeit
übergeht, während sich der Wasserstoff an dem Kupfer oder der Kohle
ansammelt. Nun sind aber, wie wir in §. 300 gesehen haben, Gase
in Berührung mit Metallen elektromotorisch wirksam. Der in Berüh-
rung mit Kohle stehende Wasserstoff wird positiv, die Kohle also ne-
gativ elektrisch, während dieselbe bei der Berührung mit der Schwe-
felsäure die Rolle des positiven Metalls spielt. So entsteht demnach
ein immer stärker werdender Gegenstrom, der die Inconstanz der
Kette bedingt. Dieser Uebelstand lässt sich vermeiden, wenn man
jedes der beiden Metalle mit einer Flüssigkeit von solcher Zusammen-
setzung in Berührung treten lässt, dass durch die in der Kette ge-
schehenden Processe keine Zersetzungsproducte mit entgegengesetzten
elektromotorischen Eigenschaften sich ablagern können. Dies geschieht
bei den verschiedenen Formen der constanten Kette, die sich
sämmtlich dadurch von der Volta’schen Säule unterscheiden, dass
jedes Element aus zwei Metallen und zwei Flüssigkeiten aufgebaut
ist. In ein Glasgefäss G (Fig. 205) wird die eine Flüssigkeit gegos-
sen, dann in dieselbe ein auf der einen Seite durch einen Schlitz ge-
öffneter Cylinder K des ersten Metalls gebracht, innerhalb des letz-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/480>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.