Wirkungen des elektrischen Stromes auf den Magneten.
Für die thierisch-elektrischen Versuche, bei denen es sich wegen der geringen Lei- tungsfähigkeit der thierischen Gewebe meistens um sehr bedeutende Widerstände han- delt, werden nach dem Vorgang von du Bois Reymond Multiplicatoren von bis zu 30,000 Windungen benutzt.
Die Abhängigkeit der Ablenkungen von der Beschaffenheit des astatischen Na- delpaars ergiebt sich aus folgender Erwägung. Bezeichnen wir den Magnetismus der Nadeln mit m und m', die Stromintensität mit J und den Erdmagnetismus mit x, so können wir die ablenkende Wirkung, welche das Nadelpaar erfährt, ausdrücken durch
[Formel 1]
, worin a und b gewisse Constanten bedeuten. Die ablenkende Wirkung wächst also in dem Maasse, als m--m', der Unterschied der Magnetismen, kleiner wird, sie nimmt aber ausserdem, wie der Zähler zeigt, mit der absoluten Grösse des Magnetismus zu. Hängt man nun ein astatisches Nadelpaar mit geringer Richtkraft den Windungen parallel in den Multiplicatorrahmen, so bewahrt es, auch wenn man die Windungen in den Meridian stellt, trotzdem gewöhnlich nicht diese Richtung, sondern weicht nach rechts oder links vom Nullpunkte ab. Der Grund dieser so genannten freiwilligen Ablenkung liegt hauptsächlich darin, dass der Kupferdraht durch geringe Beimen- gungen von Eisen magnetisch ist, und dass sein Magnetismus natürlich rechts und links in der Regel nicht vollkommen gleich vertheilt ist. Das astatische System stellt sich daher in eine Richtung, die der Resultanten des Erdmagnetismus und der Ab- lenkung durch die Drahtmassen entspricht. Die Wirkung auf die Magnetnadel wird nun aber erheblich geschwächt, wenn dieselbe nicht mehr dem Strome parallel steht. Man muss daher die freiwillige Ablenkung durch eine andere Richtkraft wieder auf- heben. Dies geschieht nach du Bois am zweckmässigsten, indem man an dem Null- punkt der Multiplicatortheilung die Spitze einer harten, stark magnetisirten Nadel be- festigt, deren Wirkung gerade hinreicht die astatische Nadel auf dem Nullpunkt zu halten.
Ein ebenfalls häufig beobachtetes Phänomen bei sehr astatischen Nadeln ist die doppelsinnige Ablenkung. Man versteht darunter die Eigenschaft derselben, aus einer Ablenkung nach der einen Seite, in eine Ablenkung nach der andern Seite überzugehen, wenn man sie auf den Nullpunkt einzustellen versucht. Die doppelsinnige Ablenkung beruht auf einer temporären Magnetisirung, welche die Nadeln in diesem Fall senkrecht zu ihrer Längsrichtung durch den Erdmagnetismus erfahren.
Der Multiplicator ist vorzüglich geeignet, um schwache Ströme nachzuweisen. Zur Messung der Stromintensität ist er weniger brauchbar, weil bei der geringen Entfernung der Nadel von den Windungen die Ablenkungen durchaus nicht proportio- nal den Stromstärken sind. Zu messenden Versuchen lässt sich daher bei ihm nur die Compensationsmethode (§. 320) anwenden. Man kann nun aber auch andere Vorrich- tungen, z. B. die in §. 339 erwähnte Tangentenbussole mit Drahtwindungen, zur Nachweisung schwacher Ströme benutzen, wenn man durch einen in die Nähe ge- brachten Magneten mit entgegengesetzter Polrichtung die Nadel astatisch macht, und dann die Spiegelablesung zu Hülfe zieht, wobei schon sehr kleine Ablenkungswinkel gemessen werden können. Man hat dann zugleich den Vortheil, das Instrument zu messenden Versuchen jeder Art benützen zu können. Von Meyerstein und Meiss- ner ist nach diesem Princip speciell für die thierisch-elektrischen Versuche ein In- strument gebaut worden, das sie Elektrogalvanometer genannt haben. In Fig. 239 ist dasselbe abgebildet. Einige tausend Windungen übersponnenen Kupferdrahtes sind auf den Rahmen D aufgewickelt. Der Rahmen, der auf dem durch Stellschrauben
Wirkungen des elektrischen Stromes auf den Magneten.
Für die thierisch-elektrischen Versuche, bei denen es sich wegen der geringen Lei- tungsfähigkeit der thierischen Gewebe meistens um sehr bedeutende Widerstände han- delt, werden nach dem Vorgang von du Bois Reymond Multiplicatoren von bis zu 30,000 Windungen benutzt.
Die Abhängigkeit der Ablenkungen von der Beschaffenheit des astatischen Na- delpaars ergiebt sich aus folgender Erwägung. Bezeichnen wir den Magnetismus der Nadeln mit m und m', die Stromintensität mit J und den Erdmagnetismus mit x, so können wir die ablenkende Wirkung, welche das Nadelpaar erfährt, ausdrücken durch
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, worin a und b gewisse Constanten bedeuten. Die ablenkende Wirkung wächst also in dem Maasse, als m—m', der Unterschied der Magnetismen, kleiner wird, sie nimmt aber ausserdem, wie der Zähler zeigt, mit der absoluten Grösse des Magnetismus zu. Hängt man nun ein astatisches Nadelpaar mit geringer Richtkraft den Windungen parallel in den Multiplicatorrahmen, so bewahrt es, auch wenn man die Windungen in den Meridian stellt, trotzdem gewöhnlich nicht diese Richtung, sondern weicht nach rechts oder links vom Nullpunkte ab. Der Grund dieser so genannten freiwilligen Ablenkung liegt hauptsächlich darin, dass der Kupferdraht durch geringe Beimen- gungen von Eisen magnetisch ist, und dass sein Magnetismus natürlich rechts und links in der Regel nicht vollkommen gleich vertheilt ist. Das astatische System stellt sich daher in eine Richtung, die der Resultanten des Erdmagnetismus und der Ab- lenkung durch die Drahtmassen entspricht. Die Wirkung auf die Magnetnadel wird nun aber erheblich geschwächt, wenn dieselbe nicht mehr dem Strome parallel steht. Man muss daher die freiwillige Ablenkung durch eine andere Richtkraft wieder auf- heben. Dies geschieht nach du Bois am zweckmässigsten, indem man an dem Null- punkt der Multiplicatortheilung die Spitze einer harten, stark magnetisirten Nadel be- festigt, deren Wirkung gerade hinreicht die astatische Nadel auf dem Nullpunkt zu halten.
Ein ebenfalls häufig beobachtetes Phänomen bei sehr astatischen Nadeln ist die doppelsinnige Ablenkung. Man versteht darunter die Eigenschaft derselben, aus einer Ablenkung nach der einen Seite, in eine Ablenkung nach der andern Seite überzugehen, wenn man sie auf den Nullpunkt einzustellen versucht. Die doppelsinnige Ablenkung beruht auf einer temporären Magnetisirung, welche die Nadeln in diesem Fall senkrecht zu ihrer Längsrichtung durch den Erdmagnetismus erfahren.
Der Multiplicator ist vorzüglich geeignet, um schwache Ströme nachzuweisen. Zur Messung der Stromintensität ist er weniger brauchbar, weil bei der geringen Entfernung der Nadel von den Windungen die Ablenkungen durchaus nicht proportio- nal den Stromstärken sind. Zu messenden Versuchen lässt sich daher bei ihm nur die Compensationsmethode (§. 320) anwenden. Man kann nun aber auch andere Vorrich- tungen, z. B. die in §. 339 erwähnte Tangentenbussole mit Drahtwindungen, zur Nachweisung schwacher Ströme benutzen, wenn man durch einen in die Nähe ge- brachten Magneten mit entgegengesetzter Polrichtung die Nadel astatisch macht, und dann die Spiegelablesung zu Hülfe zieht, wobei schon sehr kleine Ablenkungswinkel gemessen werden können. Man hat dann zugleich den Vortheil, das Instrument zu messenden Versuchen jeder Art benützen zu können. Von Meyerstein und Meiss- ner ist nach diesem Princip speciell für die thierisch-elektrischen Versuche ein In- strument gebaut worden, das sie Elektrogalvanometer genannt haben. In Fig. 239 ist dasselbe abgebildet. Einige tausend Windungen übersponnenen Kupferdrahtes sind auf den Rahmen D aufgewickelt. Der Rahmen, der auf dem durch Stellschrauben
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tungsfähigkeit der thierischen Gewebe meistens um sehr bedeutende Widerstände han-
delt, werden nach dem Vorgang von du Bois Reymond Multiplicatoren von bis zu
30,000 Windungen benutzt.
Die Abhängigkeit der Ablenkungen von der Beschaffenheit des astatischen Na-
delpaars ergiebt sich aus folgender Erwägung. Bezeichnen wir den Magnetismus der
Nadeln mit m und m', die Stromintensität mit J und den Erdmagnetismus mit x, so
können wir die ablenkende Wirkung, welche das Nadelpaar erfährt, ausdrücken durch
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worin a und b gewisse Constanten bedeuten. Die ablenkende Wirkung wächst also in
dem Maasse, als m—m', der Unterschied der Magnetismen, kleiner wird, sie nimmt
aber ausserdem, wie der Zähler zeigt, mit der absoluten Grösse des Magnetismus zu.
Hängt man nun ein astatisches Nadelpaar mit geringer Richtkraft den Windungen
parallel in den Multiplicatorrahmen, so bewahrt es, auch wenn man die Windungen
in den Meridian stellt, trotzdem gewöhnlich nicht diese Richtung, sondern weicht nach
rechts oder links vom Nullpunkte ab. Der Grund dieser so genannten freiwilligen
Ablenkung liegt hauptsächlich darin, dass der Kupferdraht durch geringe Beimen-
gungen von Eisen magnetisch ist, und dass sein Magnetismus natürlich rechts und
links in der Regel nicht vollkommen gleich vertheilt ist. Das astatische System stellt
sich daher in eine Richtung, die der Resultanten des Erdmagnetismus und der Ab-
lenkung durch die Drahtmassen entspricht. Die Wirkung auf die Magnetnadel wird
nun aber erheblich geschwächt, wenn dieselbe nicht mehr dem Strome parallel steht.
Man muss daher die freiwillige Ablenkung durch eine andere Richtkraft wieder auf-
heben. Dies geschieht nach du Bois am zweckmässigsten, indem man an dem Null-
punkt der Multiplicatortheilung die Spitze einer harten, stark magnetisirten Nadel be-
festigt, deren Wirkung gerade hinreicht die astatische Nadel auf dem Nullpunkt zu
halten.
Ein ebenfalls häufig beobachtetes Phänomen bei sehr astatischen Nadeln ist die
doppelsinnige Ablenkung. Man versteht darunter die Eigenschaft derselben,
aus einer Ablenkung nach der einen Seite, in eine Ablenkung nach der andern Seite
überzugehen, wenn man sie auf den Nullpunkt einzustellen versucht. Die doppelsinnige
Ablenkung beruht auf einer temporären Magnetisirung, welche die Nadeln in diesem
Fall senkrecht zu ihrer Längsrichtung durch den Erdmagnetismus erfahren.
Der Multiplicator ist vorzüglich geeignet, um schwache Ströme nachzuweisen.
Zur Messung der Stromintensität ist er weniger brauchbar, weil bei der geringen
Entfernung der Nadel von den Windungen die Ablenkungen durchaus nicht proportio-
nal den Stromstärken sind. Zu messenden Versuchen lässt sich daher bei ihm nur die
Compensationsmethode (§. 320) anwenden. Man kann nun aber auch andere Vorrich-
tungen, z. B. die in §. 339 erwähnte Tangentenbussole mit Drahtwindungen, zur
Nachweisung schwacher Ströme benutzen, wenn man durch einen in die Nähe ge-
brachten Magneten mit entgegengesetzter Polrichtung die Nadel astatisch macht, und
dann die Spiegelablesung zu Hülfe zieht, wobei schon sehr kleine Ablenkungswinkel
gemessen werden können. Man hat dann zugleich den Vortheil, das Instrument zu
messenden Versuchen jeder Art benützen zu können. Von Meyerstein und Meiss-
ner ist nach diesem Princip speciell für die thierisch-elektrischen Versuche ein In-
strument gebaut worden, das sie Elektrogalvanometer genannt haben. In Fig. 239
ist dasselbe abgebildet. Einige tausend Windungen übersponnenen Kupferdrahtes sind
auf den Rahmen D aufgewickelt. Der Rahmen, der auf dem durch Stellschrauben
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/547>, abgerufen am 05.12.2024.
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