So schön von Wachs gemacht, als wie die von Natur. Ein zartes Palatin, zu dünn etwas zu decken, Jst doch bemüht die Brust verräthrisch zu verstecken. Ein großer Blumenbusch, von Seide nachgemacht, Beschattet ihre Brust in falscher Frühlingspracht. So wie ein Perser sich in langen Ermeln zeiget, Wenn er im Trauerspiel auf unsre Bühne steiget; So hängt um ihren Arm, an einem zarten Flor, Ein zärteres Geweb aus ihrem Kleid hervor. Jhr Schuh ist niedrig stumpf, mit aufgesteifter Lasche, Und eine Schnalle stralt an statt des Bandes Masche (*). Dies ist der Mode Bild. Ein Denkmaal von Genie, Erfindung, und Geschmack! Selbst die Galanterie
Be-
(*) Bey Gelegenheit dieser Beschreibung muß man die Leser, die sich auf die Moden verstehen, erinnern, daß man die Moden in diesem ganzen Gedichte von der Zeit beybehalten, da der Renommist zuerst in Leipzig her[a]us gekommen.
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Zweyter Geſang.
So ſchoͤn von Wachs gemacht, als wie die von Natur. Ein zartes Palatin, zu duͤnn etwas zu decken, Jſt doch bemuͤht die Bruſt verraͤthriſch zu verſtecken. Ein großer Blumenbuſch, von Seide nachgemacht, Beſchattet ihre Bruſt in falſcher Fruͤhlingspracht. So wie ein Perſer ſich in langen Ermeln zeiget, Wenn er im Trauerſpiel auf unſre Buͤhne ſteiget; So haͤngt um ihren Arm, an einem zarten Flor, Ein zaͤrteres Geweb aus ihrem Kleid hervor. Jhr Schuh iſt niedrig ſtumpf, mit aufgeſteifter Laſche, Und eine Schnalle ſtralt an ſtatt des Bandes Maſche (*). Dies iſt der Mode Bild. Ein Denkmaal von Genie, Erfindung, und Geſchmack! Selbſt die Galanterie
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(*) Bey Gelegenheit dieſer Beſchreibung muß man die Leſer, die ſich auf die Moden verſtehen, erinnern, daß man die Moden in dieſem ganzen Gedichte von der Zeit beybehalten, da der Renommiſt zuerſt in Leipzig her[a]us gekommen.
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Zweyter Geſang.
So ſchoͤn von Wachs gemacht, als wie die von Natur.
Ein zartes Palatin, zu duͤnn etwas zu decken,
Jſt doch bemuͤht die Bruſt verraͤthriſch zu verſtecken.
Ein großer Blumenbuſch, von Seide nachgemacht,
Beſchattet ihre Bruſt in falſcher Fruͤhlingspracht.
So wie ein Perſer ſich in langen Ermeln zeiget,
Wenn er im Trauerſpiel auf unſre Buͤhne ſteiget;
So haͤngt um ihren Arm, an einem zarten Flor,
Ein zaͤrteres Geweb aus ihrem Kleid hervor.
Jhr Schuh iſt niedrig ſtumpf, mit aufgeſteifter Laſche,
Und eine Schnalle ſtralt an ſtatt des Bandes Maſche (*).
Dies iſt der Mode Bild. Ein Denkmaal von Genie,
Erfindung, und Geſchmack! Selbſt die Galanterie
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(*) Bey Gelegenheit dieſer Beſchreibung muß man die
Leſer, die ſich auf die Moden verſtehen, erinnern, daß
man die Moden in dieſem ganzen Gedichte von der
Zeit beybehalten, da der Renommiſt zuerſt in Leipzig
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/103>, abgerufen am 27.11.2024.
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