Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Vierter Gesang.

Wie? (sprach der Renommist,) Er nimmt mich zu der
Schöne,

Damit man meine Tracht mit blutgem Spott ver-
höhne?

Und überdies gehört Selinde mir allein!
Sie kan von zweenen nicht zugleich Scharmante seyn!
Sie zu erkaufen, ließ ich Bier mit Strömen fließen;
Mit gleicher Tapferkeit will ich auch Blut vergießen.
Wir wollen sehn, Sylvan, wie scharf dein Degen ist;
Ob du so stark damit, als mit der Zunge bist?
Treuloser, konntest du die alte Freundschaft brechen?
Allein ich bin beglückt; ich will, und kan mich rächen.

Er sprach noch, als die Schaar von seinen Brü-
dern kömmt,

Und mit Umarmungen des Zornes Fluten hemmt.
Von Torf, fein von Geruch, schrie: Was der Hagel!
Bruder,

Der Teufel hole mich, hier stinkt Pomad, und Puder!
Wie Raufbold! Nimmermehr? Ein Renommist
frisirt?
O Pin-

Vierter Geſang.

Wie? (ſprach der Renommiſt,) Er nimmt mich zu der
Schoͤne,

Damit man meine Tracht mit blutgem Spott ver-
hoͤhne?

Und uͤberdies gehoͤrt Selinde mir allein!
Sie kan von zweenen nicht zugleich Scharmante ſeyn!
Sie zu erkaufen, ließ ich Bier mit Stroͤmen fließen;
Mit gleicher Tapferkeit will ich auch Blut vergießen.
Wir wollen ſehn, Sylvan, wie ſcharf dein Degen iſt;
Ob du ſo ſtark damit, als mit der Zunge biſt?
Treuloſer, konnteſt du die alte Freundſchaft brechen?
Allein ich bin begluͤckt; ich will, und kan mich raͤchen.

Er ſprach noch, als die Schaar von ſeinen Bruͤ-
dern koͤmmt,

Und mit Umarmungen des Zornes Fluten hemmt.
Von Torf, fein von Geruch, ſchrie: Was der Hagel!
Bruder,

Der Teufel hole mich, hier ſtinkt Pomad, und Puder!
Wie Raufbold! Nimmermehr? Ein Renommiſt
friſirt?
O Pin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0171" n="107"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Wie? (&#x017F;prach der Renommi&#x017F;t,) Er nimmt mich zu der<lb/><hi rendition="#et">Scho&#x0364;ne,</hi></l><lb/>
          <l>Damit man meine Tracht mit blutgem Spott ver-<lb/><hi rendition="#et">ho&#x0364;hne?</hi></l><lb/>
          <l>Und u&#x0364;berdies geho&#x0364;rt Selinde mir allein!</l><lb/>
          <l>Sie kan von zweenen nicht zugleich Scharmante &#x017F;eyn!</l><lb/>
          <l>Sie zu erkaufen, ließ ich Bier mit Stro&#x0364;men fließen;</l><lb/>
          <l>Mit gleicher Tapferkeit will ich auch Blut vergießen.</l><lb/>
          <l>Wir wollen &#x017F;ehn, Sylvan, wie &#x017F;charf dein Degen i&#x017F;t;</l><lb/>
          <l>Ob du &#x017F;o &#x017F;tark damit, als mit der Zunge bi&#x017F;t?</l><lb/>
          <l>Treulo&#x017F;er, konnte&#x017F;t du die alte Freund&#x017F;chaft brechen?</l><lb/>
          <l>Allein ich bin beglu&#x0364;ckt; ich will, und kan mich ra&#x0364;chen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Er &#x017F;prach noch, als die Schaar von &#x017F;einen Bru&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">dern ko&#x0364;mmt,</hi></l><lb/>
          <l>Und mit Umarmungen des Zornes Fluten hemmt.</l><lb/>
          <l>Von Torf, fein von Geruch, &#x017F;chrie: Was der Hagel!<lb/><hi rendition="#et">Bruder,</hi></l><lb/>
          <l>Der Teufel hole mich, hier &#x017F;tinkt Pomad, und Puder!</l><lb/>
          <l>Wie Raufbold! Nimmermehr? Ein Renommi&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">fri&#x017F;irt?</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">O Pin-</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0171] Vierter Geſang. Wie? (ſprach der Renommiſt,) Er nimmt mich zu der Schoͤne, Damit man meine Tracht mit blutgem Spott ver- hoͤhne? Und uͤberdies gehoͤrt Selinde mir allein! Sie kan von zweenen nicht zugleich Scharmante ſeyn! Sie zu erkaufen, ließ ich Bier mit Stroͤmen fließen; Mit gleicher Tapferkeit will ich auch Blut vergießen. Wir wollen ſehn, Sylvan, wie ſcharf dein Degen iſt; Ob du ſo ſtark damit, als mit der Zunge biſt? Treuloſer, konnteſt du die alte Freundſchaft brechen? Allein ich bin begluͤckt; ich will, und kan mich raͤchen. Er ſprach noch, als die Schaar von ſeinen Bruͤ- dern koͤmmt, Und mit Umarmungen des Zornes Fluten hemmt. Von Torf, fein von Geruch, ſchrie: Was der Hagel! Bruder, Der Teufel hole mich, hier ſtinkt Pomad, und Puder! Wie Raufbold! Nimmermehr? Ein Renommiſt friſirt? O Pin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/171
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/171>, abgerufen am 24.11.2024.