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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Erstes Buch.

Der zur Unsterblichkeit das angenehme Recht,
Durch einer Schöne Gluth, sich zu erkaufen dachte,
Wenn sie, von ihm besiegt, zuerst ihn glücklich machte.
So wie, im Adler, Zevs mit königlichem Flug
Den schönen Ganymed durch hohe Wolken trug;
Der nackte Knabe sitzt scheu auf des Vogels Rücken,
Und schaut zur Welt herab mit sehnsuchtsvollen Blicken:
So, aber Geistern gleich, schwebt Zephis durch die Luft.
Sein jugendliches Haupt umgab ein Puderduft,
Der unter seinem Flug geweißte Köpfe häufte,
Und Hofmann und Abbe, Matron, und Greis bereifte.
Sein Kinn umgab kein Bart, der zarte Schönen
schreckt,

Und aus den Männern nur die rauhen Spitzen streckt;
Die Lippen blieben jung, und ewig jung die Wangen,
Worauf ein lächelnd Roth unschuldig aufgegangen.

Ein
L 2

Erſtes Buch.

Der zur Unſterblichkeit das angenehme Recht,
Durch einer Schoͤne Gluth, ſich zu erkaufen dachte,
Wenn ſie, von ihm beſiegt, zuerſt ihn gluͤcklich machte.
So wie, im Adler, Zevs mit koͤniglichem Flug
Den ſchoͤnen Ganymed durch hohe Wolken trug;
Der nackte Knabe ſitzt ſcheu auf des Vogels Ruͤcken,
Und ſchaut zur Welt herab mit ſehnſuchtsvollen Blicken:
So, aber Geiſtern gleich, ſchwebt Zephis durch die Luft.
Sein jugendliches Haupt umgab ein Puderduft,
Der unter ſeinem Flug geweißte Koͤpfe haͤufte,
Und Hofmann und Abbe, Matron, und Greis bereifte.
Sein Kinn umgab kein Bart, der zarte Schoͤnen
ſchreckt,

Und aus den Maͤnnern nur die rauhen Spitzen ſtreckt;
Die Lippen blieben jung, und ewig jung die Wangen,
Worauf ein laͤchelnd Roth unſchuldig aufgegangen.

Ein
L 2
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[163/0227] Erſtes Buch. Der zur Unſterblichkeit das angenehme Recht, Durch einer Schoͤne Gluth, ſich zu erkaufen dachte, Wenn ſie, von ihm beſiegt, zuerſt ihn gluͤcklich machte. So wie, im Adler, Zevs mit koͤniglichem Flug Den ſchoͤnen Ganymed durch hohe Wolken trug; Der nackte Knabe ſitzt ſcheu auf des Vogels Ruͤcken, Und ſchaut zur Welt herab mit ſehnſuchtsvollen Blicken: So, aber Geiſtern gleich, ſchwebt Zephis durch die Luft. Sein jugendliches Haupt umgab ein Puderduft, Der unter ſeinem Flug geweißte Koͤpfe haͤufte, Und Hofmann und Abbe, Matron, und Greis bereifte. Sein Kinn umgab kein Bart, der zarte Schoͤnen ſchreckt, Und aus den Maͤnnern nur die rauhen Spitzen ſtreckt; Die Lippen blieben jung, und ewig jung die Wangen, Worauf ein laͤchelnd Roth unſchuldig aufgegangen. Ein L 2

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/227>, abgerufen am 21.11.2024.