So wie ein Taubenhals sich wankelmüthig malt, Wenn ihn der erste Glanz des Morgenlichts bestralt. Jhr mächtger Zauberstab herrscht durch den Krais der Erden. Sie spricht, und alles bebt, und wird verwandelt werden.
Jhr ganzer Hof sah ietzt dem Geist aufmerksam nach, Der frey zum Throne gieng, sich bückt, und also sprach: Die du durch süße Macht die Herzen an dich ziehest, Und deinen Zauberstab einst einer Circe liehest, Durch deren mächtgen Reiz Ulyß gefangen ward, Und mancher tapfre Held gegrunzt nach Ferken Art; O du, durch deren Gunst die falschen Nymphen weinen, Und noch im Stufenjahr durch Schminke reizend scheinen, Wenn das geschwärzte Haar in falschem Glanze pralt, Und ein erkünstelt Roth die welken Wangen malt: Auf jener Oberwelt lebt eine junge Nymphe,
Dem
Erſtes Buch.
So wie ein Taubenhals ſich wankelmuͤthig malt, Wenn ihn der erſte Glanz des Morgenlichts beſtralt. Jhr maͤchtger Zauberſtab herrſcht durch den Krais der Erden. Sie ſpricht, und alles bebt, und wird verwandelt werden.
Jhr ganzer Hof ſah ietzt dem Geiſt aufmerkſam nach, Der frey zum Throne gieng, ſich buͤckt, und alſo ſprach: Die du durch ſuͤße Macht die Herzen an dich zieheſt, Und deinen Zauberſtab einſt einer Circe lieheſt, Durch deren maͤchtgen Reiz Ulyß gefangen ward, Und mancher tapfre Held gegrunzt nach Ferken Art; O du, durch deren Gunſt die falſchen Nymphen weinen, Und noch im Stufenjahr durch Schminke reizend ſcheinen, Wenn das geſchwaͤrzte Haar in falſchem Glanze pralt, Und ein erkuͤnſtelt Roth die welken Wangen malt: Auf jener Oberwelt lebt eine junge Nymphe,
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Erſtes Buch.
So wie ein Taubenhals ſich wankelmuͤthig malt,
Wenn ihn der erſte Glanz des Morgenlichts beſtralt.
Jhr maͤchtger Zauberſtab herrſcht durch den Krais der
Erden.
Sie ſpricht, und alles bebt, und wird verwandelt
werden.
Jhr ganzer Hof ſah ietzt dem Geiſt aufmerkſam
nach,
Der frey zum Throne gieng, ſich buͤckt, und alſo
ſprach:
Die du durch ſuͤße Macht die Herzen an dich zieheſt,
Und deinen Zauberſtab einſt einer Circe lieheſt,
Durch deren maͤchtgen Reiz Ulyß gefangen ward,
Und mancher tapfre Held gegrunzt nach Ferken Art;
O du, durch deren Gunſt die falſchen Nymphen
weinen,
Und noch im Stufenjahr durch Schminke reizend
ſcheinen,
Wenn das geſchwaͤrzte Haar in falſchem Glanze pralt,
Und ein erkuͤnſtelt Roth die welken Wangen malt:
Auf jener Oberwelt lebt eine junge Nymphe,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/235>, abgerufen am 16.02.2025.
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