Er war die meiste Zeit zu seinem Vortheil stumm, Bey Damen angenehm, sehr lieblich, und sehr dumm. Er blätterte bemüht, mit nimmer stillen Händen, Und runzelnvoller Stirn, in ungeheuren Bänden. Romanen stiegen hier gethürmet in die Höh, Voll schaler Zärtlichkeit, und süßem Liebesweh. Quartanten wälzten sich auf seufzenden Quartanten, Und Frankreichs Clelie lag neben Atalanten. Fast zwo Minuten schon las er, und dachte nach. Er fühlt in seiner Noth Banisens Ungemach; Er sah, in welcher Angst ihr Balacin gewesen, Und nahm sich grausam vor, Banisen durchzulesen. Doch Brama, welcher stets auf junge Stutzer sieht, Daß ihre Seele sich nicht allzusehr bemüht; Der mit der größten Treu die braunen Haare schü- tzet,
Und
Erſtes Buch.
Er war die meiſte Zeit zu ſeinem Vortheil ſtumm, Bey Damen angenehm, ſehr lieblich, und ſehr dumm. Er blaͤtterte bemuͤht, mit nimmer ſtillen Haͤnden, Und runzelnvoller Stirn, in ungeheuren Baͤnden. Romanen ſtiegen hier gethuͤrmet in die Hoͤh, Voll ſchaler Zaͤrtlichkeit, und ſuͤßem Liebesweh. Quartanten waͤlzten ſich auf ſeufzenden Quartanten, Und Frankreichs Clelie lag neben Atalanten. Faſt zwo Minuten ſchon las er, und dachte nach. Er fuͤhlt in ſeiner Noth Baniſens Ungemach; Er ſah, in welcher Angſt ihr Balacin geweſen, Und nahm ſich grauſam vor, Baniſen durchzuleſen. Doch Brama, welcher ſtets auf junge Stutzer ſieht, Daß ihre Seele ſich nicht allzuſehr bemuͤht; Der mit der groͤßten Treu die braunen Haare ſchuͤ- tzet,
Und
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Erſtes Buch.
Er war die meiſte Zeit zu ſeinem Vortheil ſtumm,
Bey Damen angenehm, ſehr lieblich, und ſehr dumm.
Er blaͤtterte bemuͤht, mit nimmer ſtillen Haͤnden,
Und runzelnvoller Stirn, in ungeheuren Baͤnden.
Romanen ſtiegen hier gethuͤrmet in die Hoͤh,
Voll ſchaler Zaͤrtlichkeit, und ſuͤßem Liebesweh.
Quartanten waͤlzten ſich auf ſeufzenden Quartanten,
Und Frankreichs Clelie lag neben Atalanten.
Faſt zwo Minuten ſchon las er, und dachte nach.
Er fuͤhlt in ſeiner Noth Baniſens Ungemach;
Er ſah, in welcher Angſt ihr Balacin geweſen,
Und nahm ſich grauſam vor, Baniſen durchzuleſen.
Doch Brama, welcher ſtets auf junge Stutzer ſieht,
Daß ihre Seele ſich nicht allzuſehr bemuͤht;
Der mit der groͤßten Treu die braunen Haare ſchuͤ-
tzet,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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