Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Zweytes Buch.

Bekam er durch den Geist in der Verwandlung wieder.
Sein liebliches Gesicht blieb zart, und jugendlich;
Es zog ein Blumendust, der zarten Locken glich,
Sich wälzend um sein Haupt; ein luftiges Gefieder,
Das aus den Schultern wuchs, fiel auf den Rücken
nieder.

Er öfnet seinen Mund zu bitten, und zu drohn;
Doch da er sprechen will, versagt der Mund den Ton.
Aus Klagen, die er noch Selinden seufzen wollte,
Ward ein gelinder Hauch, der durch die Lüfte rollte.
Ach! (dacht er bey sich selbst,) ach Charamund, entflieh!
Und halb entfloh er schon; doch Zephis sprach! Verzieh!
Fast ist mein Zorn vorbey; merk auf, ich will dich
lehren,

Jn deinem neuen Stand die Freuden zu vermehren.
Als Stutzer liebtest du ein reizendes Gesicht:
Als Westwind fehle dir auch dies Vergnügen nicht.

Sanft

Zweytes Buch.

Bekam er durch den Geiſt in der Verwandlung wieder.
Sein liebliches Geſicht blieb zart, und jugendlich;
Es zog ein Blumenduſt, der zarten Locken glich,
Sich waͤlzend um ſein Haupt; ein luftiges Gefieder,
Das aus den Schultern wuchs, fiel auf den Ruͤcken
nieder.

Er oͤfnet ſeinen Mund zu bitten, und zu drohn;
Doch da er ſprechen will, verſagt der Mund den Ton.
Aus Klagen, die er noch Selinden ſeufzen wollte,
Ward ein gelinder Hauch, der durch die Luͤfte rollte.
Ach! (dacht er bey ſich ſelbſt,) ach Charamund, entflieh!
Und halb entfloh er ſchon; doch Zephis ſprach! Verzieh!
Faſt iſt mein Zorn vorbey; merk auf, ich will dich
lehren,

Jn deinem neuen Stand die Freuden zu vermehren.
Als Stutzer liebteſt du ein reizendes Geſicht:
Als Weſtwind fehle dir auch dies Vergnuͤgen nicht.

Sanft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0269" n="205"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Bekam er durch den Gei&#x017F;t in der Verwandlung wieder.</l><lb/>
          <l>Sein liebliches Ge&#x017F;icht blieb zart, und jugendlich;</l><lb/>
          <l>Es zog ein Blumendu&#x017F;t, der zarten Locken glich,</l><lb/>
          <l>Sich wa&#x0364;lzend um &#x017F;ein Haupt; ein luftiges Gefieder,</l><lb/>
          <l>Das aus den Schultern wuchs, fiel auf den Ru&#x0364;cken<lb/><hi rendition="#et">nieder.</hi></l><lb/>
          <l>Er o&#x0364;fnet &#x017F;einen Mund zu bitten, und zu drohn;</l><lb/>
          <l>Doch da er &#x017F;prechen will, ver&#x017F;agt der Mund den Ton.</l><lb/>
          <l>Aus Klagen, die er noch Selinden &#x017F;eufzen wollte,</l><lb/>
          <l>Ward ein gelinder Hauch, der durch die Lu&#x0364;fte rollte.</l><lb/>
          <l>Ach! (dacht er bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,) ach Charamund, entflieh!</l><lb/>
          <l>Und halb entfloh er &#x017F;chon; doch Zephis &#x017F;prach! Verzieh!</l><lb/>
          <l>Fa&#x017F;t i&#x017F;t mein Zorn vorbey; merk auf, ich will dich<lb/><hi rendition="#et">lehren,</hi></l><lb/>
          <l>Jn deinem neuen Stand die Freuden zu vermehren.</l><lb/>
          <l>Als Stutzer liebte&#x017F;t du ein reizendes Ge&#x017F;icht:</l><lb/>
          <l>Als We&#x017F;twind fehle dir auch dies Vergnu&#x0364;gen nicht.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sanft</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0269] Zweytes Buch. Bekam er durch den Geiſt in der Verwandlung wieder. Sein liebliches Geſicht blieb zart, und jugendlich; Es zog ein Blumenduſt, der zarten Locken glich, Sich waͤlzend um ſein Haupt; ein luftiges Gefieder, Das aus den Schultern wuchs, fiel auf den Ruͤcken nieder. Er oͤfnet ſeinen Mund zu bitten, und zu drohn; Doch da er ſprechen will, verſagt der Mund den Ton. Aus Klagen, die er noch Selinden ſeufzen wollte, Ward ein gelinder Hauch, der durch die Luͤfte rollte. Ach! (dacht er bey ſich ſelbſt,) ach Charamund, entflieh! Und halb entfloh er ſchon; doch Zephis ſprach! Verzieh! Faſt iſt mein Zorn vorbey; merk auf, ich will dich lehren, Jn deinem neuen Stand die Freuden zu vermehren. Als Stutzer liebteſt du ein reizendes Geſicht: Als Weſtwind fehle dir auch dies Vergnuͤgen nicht. Sanft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/269
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/269>, abgerufen am 24.11.2024.