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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Der Phaeton

Als sich Diana zu ihm, mit ihrem Pilzengerichte,
Voller Zärtlichkeit naht, und so holdselig ihn anredt:
Theurester Vater, wie sehr hat meine Seele gezittert,
Und des Podagra Wuth vor dich gewiß mit gefühlet!
Aber dieses ist nun der dritte Mittag, da Brandiß
Seine besten Künste vergeblich verschwendet, und trauret,
Daß die Schneppe nicht schmeckt, und die Pastete ver-
schmäht wird.

Doch ich hoffe mit Recht, du werdest dein Leibgericht essen,
Das ich mit eigenen Händen für dich, mein Vater, bereitet.

Dieses sagte sie. Lächelnde Freude verschönert den
Alten,

Und sein silbernes lockigtes Haar umzittert das Haupt
ihm.

Zärtlich sprach er zu ihr: Du hast es glücklich errathen,
Meine geliebte Diana, was ich zu essen gewünschet;
Und mein Traum wird erfüllt, mir hat von Schwäm-
men geträumet.
Keine

Der Phaeton

Als ſich Diana zu ihm, mit ihrem Pilzengerichte,
Voller Zaͤrtlichkeit naht, und ſo holdſelig ihn anredt:
Theureſter Vater, wie ſehr hat meine Seele gezittert,
Und des Podagra Wuth vor dich gewiß mit gefuͤhlet!
Aber dieſes iſt nun der dritte Mittag, da Brandiß
Seine beſten Kuͤnſte vergeblich verſchwendet, und trauret,
Daß die Schneppe nicht ſchmeckt, und die Paſtete ver-
ſchmaͤht wird.

Doch ich hoffe mit Recht, du werdeſt dein Leibgericht eſſen,
Das ich mit eigenen Haͤnden fuͤr dich, mein Vater, bereitet.

Dieſes ſagte ſie. Laͤchelnde Freude verſchoͤnert den
Alten,

Und ſein ſilbernes lockigtes Haar umzittert das Haupt
ihm.

Zaͤrtlich ſprach er zu ihr: Du haſt es gluͤcklich errathen,
Meine geliebte Diana, was ich zu eſſen gewuͤnſchet;
Und mein Traum wird erfuͤllt, mir hat von Schwaͤm-
men getraͤumet.
Keine
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[282/0346] Der Phaeton Als ſich Diana zu ihm, mit ihrem Pilzengerichte, Voller Zaͤrtlichkeit naht, und ſo holdſelig ihn anredt: Theureſter Vater, wie ſehr hat meine Seele gezittert, Und des Podagra Wuth vor dich gewiß mit gefuͤhlet! Aber dieſes iſt nun der dritte Mittag, da Brandiß Seine beſten Kuͤnſte vergeblich verſchwendet, und trauret, Daß die Schneppe nicht ſchmeckt, und die Paſtete ver- ſchmaͤht wird. Doch ich hoffe mit Recht, du werdeſt dein Leibgericht eſſen, Das ich mit eigenen Haͤnden fuͤr dich, mein Vater, bereitet. Dieſes ſagte ſie. Laͤchelnde Freude verſchoͤnert den Alten, Und ſein ſilbernes lockigtes Haar umzittert das Haupt ihm. Zaͤrtlich ſprach er zu ihr: Du haſt es gluͤcklich errathen, Meine geliebte Diana, was ich zu eſſen gewuͤnſchet; Und mein Traum wird erfuͤllt, mir hat von Schwaͤm- men getraͤumet. Keine

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/346>, abgerufen am 22.11.2024.