Sagte: Du hast mich gelabt; mein Podagra hat mich verlassen. Bitte nun, was du nur willst, von deinem gütigen Vater; Feyerlich schwör ich dir zu, ich halt es, so wahr ich Hans Tromm bin. Dieses war sein größester Schwur, so wie bey den Göt- tern Ehmals der Styx. Die Gräfin verfärbte bescheiden die Wangen, Und stand auf, und verneigte sich tief, und sprach zu dem Vater: Wenn du mich liebst, und deine Diana nicht unwerth der Liebe Eines Helden seyn soll, der wider die Türken gestritten; Wenn es wahr ist, was du mir oft mit Beyfall ver- sichert, Daß kein Junge noch je so gut zu Pferde gesessen; So erlaube mir, Vater, daß, wenn die morgende Sonne Meinen Geburtstag bestralt, ich, ohne männliche Hülse Mit dem Phaeton sahre, mit welchem noch niemand gefahren, Und in dem Stalle dazu die Pferde mir selber erwähle.
Die-
Erſter Geſang.
Sagte: Du haſt mich gelabt; mein Podagra hat mich verlaſſen. Bitte nun, was du nur willſt, von deinem guͤtigen Vater; Feyerlich ſchwoͤr ich dir zu, ich halt es, ſo wahr ich Hans Tromm bin. Dieſes war ſein groͤßeſter Schwur, ſo wie bey den Goͤt- tern Ehmals der Styx. Die Graͤfin verfaͤrbte beſcheiden die Wangen, Und ſtand auf, und verneigte ſich tief, und ſprach zu dem Vater: Wenn du mich liebſt, und deine Diana nicht unwerth der Liebe Eines Helden ſeyn ſoll, der wider die Tuͤrken geſtritten; Wenn es wahr iſt, was du mir oft mit Beyfall ver- ſichert, Daß kein Junge noch je ſo gut zu Pferde geſeſſen; So erlaube mir, Vater, daß, wenn die morgende Sonne Meinen Geburtstag beſtralt, ich, ohne maͤnnliche Huͤlſe Mit dem Phaeton ſahre, mit welchem noch niemand gefahren, Und in dem Stalle dazu die Pferde mir ſelber erwaͤhle.
Die-
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Erſter Geſang.
Sagte: Du haſt mich gelabt; mein Podagra hat mich
verlaſſen.
Bitte nun, was du nur willſt, von deinem guͤtigen Vater;
Feyerlich ſchwoͤr ich dir zu, ich halt es, ſo wahr ich
Hans Tromm bin.
Dieſes war ſein groͤßeſter Schwur, ſo wie bey den Goͤt-
tern
Ehmals der Styx. Die Graͤfin verfaͤrbte beſcheiden die
Wangen,
Und ſtand auf, und verneigte ſich tief, und ſprach zu
dem Vater:
Wenn du mich liebſt, und deine Diana nicht unwerth
der Liebe
Eines Helden ſeyn ſoll, der wider die Tuͤrken geſtritten;
Wenn es wahr iſt, was du mir oft mit Beyfall ver-
ſichert,
Daß kein Junge noch je ſo gut zu Pferde geſeſſen;
So erlaube mir, Vater, daß, wenn die morgende Sonne
Meinen Geburtstag beſtralt, ich, ohne maͤnnliche Huͤlſe
Mit dem Phaeton ſahre, mit welchem noch niemand
gefahren,
Und in dem Stalle dazu die Pferde mir ſelber erwaͤhle.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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