Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Gesang.

Sagte: Du hast mich gelabt; mein Podagra hat mich
verlassen.

Bitte nun, was du nur willst, von deinem gütigen Vater;
Feyerlich schwör ich dir zu, ich halt es, so wahr ich
Hans Tromm bin.

Dieses war sein größester Schwur, so wie bey den Göt-
tern

Ehmals der Styx. Die Gräfin verfärbte bescheiden die
Wangen,

Und stand auf, und verneigte sich tief, und sprach zu
dem Vater:

Wenn du mich liebst, und deine Diana nicht unwerth
der Liebe

Eines Helden seyn soll, der wider die Türken gestritten;
Wenn es wahr ist, was du mir oft mit Beyfall ver-
sichert,

Daß kein Junge noch je so gut zu Pferde gesessen;
So erlaube mir, Vater, daß, wenn die morgende Sonne
Meinen Geburtstag bestralt, ich, ohne männliche Hülse
Mit dem Phaeton sahre, mit welchem noch niemand
gefahren,

Und in dem Stalle dazu die Pferde mir selber erwähle.

Die-

Erſter Geſang.

Sagte: Du haſt mich gelabt; mein Podagra hat mich
verlaſſen.

Bitte nun, was du nur willſt, von deinem guͤtigen Vater;
Feyerlich ſchwoͤr ich dir zu, ich halt es, ſo wahr ich
Hans Tromm bin.

Dieſes war ſein groͤßeſter Schwur, ſo wie bey den Goͤt-
tern

Ehmals der Styx. Die Graͤfin verfaͤrbte beſcheiden die
Wangen,

Und ſtand auf, und verneigte ſich tief, und ſprach zu
dem Vater:

Wenn du mich liebſt, und deine Diana nicht unwerth
der Liebe

Eines Helden ſeyn ſoll, der wider die Tuͤrken geſtritten;
Wenn es wahr iſt, was du mir oft mit Beyfall ver-
ſichert,

Daß kein Junge noch je ſo gut zu Pferde geſeſſen;
So erlaube mir, Vater, daß, wenn die morgende Sonne
Meinen Geburtstag beſtralt, ich, ohne maͤnnliche Huͤlſe
Mit dem Phaeton ſahre, mit welchem noch niemand
gefahren,

Und in dem Stalle dazu die Pferde mir ſelber erwaͤhle.

Die-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0349" n="285"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Sagte: Du ha&#x017F;t mich gelabt; mein Podagra hat mich<lb/><hi rendition="#et">verla&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Bitte nun, was du nur will&#x017F;t, von deinem gu&#x0364;tigen Vater;</l><lb/>
          <l>Feyerlich &#x017F;chwo&#x0364;r ich dir zu, ich halt es, &#x017F;o wahr ich<lb/><hi rendition="#et">Hans Tromm bin.</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es war &#x017F;ein gro&#x0364;ße&#x017F;ter Schwur, &#x017F;o wie bey den Go&#x0364;t-<lb/><hi rendition="#et">tern</hi></l><lb/>
          <l>Ehmals der Styx. Die Gra&#x0364;fin verfa&#x0364;rbte be&#x017F;cheiden die<lb/><hi rendition="#et">Wangen,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;tand auf, und verneigte &#x017F;ich tief, und &#x017F;prach zu<lb/><hi rendition="#et">dem Vater:</hi></l><lb/>
          <l>Wenn du mich lieb&#x017F;t, und deine Diana nicht unwerth<lb/><hi rendition="#et">der Liebe</hi></l><lb/>
          <l>Eines Helden &#x017F;eyn &#x017F;oll, der wider die Tu&#x0364;rken ge&#x017F;tritten;</l><lb/>
          <l>Wenn es wahr i&#x017F;t, was du mir oft mit Beyfall ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ichert,</hi></l><lb/>
          <l>Daß kein Junge noch je &#x017F;o gut zu Pferde ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
          <l>So erlaube mir, Vater, daß, wenn die morgende Sonne</l><lb/>
          <l>Meinen Geburtstag be&#x017F;tralt, ich, ohne ma&#x0364;nnliche Hu&#x0364;l&#x017F;e</l><lb/>
          <l>Mit dem Phaeton &#x017F;ahre, mit welchem noch niemand<lb/><hi rendition="#et">gefahren,</hi></l><lb/>
          <l>Und in dem Stalle dazu die Pferde mir &#x017F;elber erwa&#x0364;hle.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0349] Erſter Geſang. Sagte: Du haſt mich gelabt; mein Podagra hat mich verlaſſen. Bitte nun, was du nur willſt, von deinem guͤtigen Vater; Feyerlich ſchwoͤr ich dir zu, ich halt es, ſo wahr ich Hans Tromm bin. Dieſes war ſein groͤßeſter Schwur, ſo wie bey den Goͤt- tern Ehmals der Styx. Die Graͤfin verfaͤrbte beſcheiden die Wangen, Und ſtand auf, und verneigte ſich tief, und ſprach zu dem Vater: Wenn du mich liebſt, und deine Diana nicht unwerth der Liebe Eines Helden ſeyn ſoll, der wider die Tuͤrken geſtritten; Wenn es wahr iſt, was du mir oft mit Beyfall ver- ſichert, Daß kein Junge noch je ſo gut zu Pferde geſeſſen; So erlaube mir, Vater, daß, wenn die morgende Sonne Meinen Geburtstag beſtralt, ich, ohne maͤnnliche Huͤlſe Mit dem Phaeton ſahre, mit welchem noch niemand gefahren, Und in dem Stalle dazu die Pferde mir ſelber erwaͤhle. Die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/349
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/349>, abgerufen am 22.11.2024.