Doch zween weiße Hengste, so weiß, wie der blenden- de Schnee ist, Waren die Krone des Stalles; von spanischer Art, und so muthig Wie die Pferde der Sonne; in ihrem siebenten Jahre Waren sie erst; man hatte beständig zugleich sie erzogen; Castor hieß einer, und Pollux der andre. Bedeuten- de Namen, Die dem edlen Paar der erste Bereiter gegeben. Diesen naht sich Diana. Sie kanten die Stimme der Gräfin, Und die schmeichelnde Hand, die ihre Rücken geklopfet. Jhr, großmüthige Roße, (so sprach sie) meine Bekanten, Meine Lieblinge, lange schon hat Diana gewünschet, Euer Kutscher zu seyn, und eure Nasen zu lenken. Dieser mein Wunsch ist gewährt; mein Vater hat mir erlaubet, Jn dem Phaeton morgen die erste Spazierfahrt zu machen. Jch erwähl euch dazu, obgleich die Mohren drob murren, Und das Purpurgeschirr, so euch wird schmücken, benei- den.
Viel
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Zweyter Geſang.
Doch zween weiße Hengſte, ſo weiß, wie der blenden- de Schnee iſt, Waren die Krone des Stalles; von ſpaniſcher Art, und ſo muthig Wie die Pferde der Sonne; in ihrem ſiebenten Jahre Waren ſie erſt; man hatte beſtaͤndig zugleich ſie erzogen; Caſtor hieß einer, und Pollux der andre. Bedeuten- de Namen, Die dem edlen Paar der erſte Bereiter gegeben. Dieſen naht ſich Diana. Sie kanten die Stimme der Graͤfin, Und die ſchmeichelnde Hand, die ihre Ruͤcken geklopfet. Jhr, großmuͤthige Roße, (ſo ſprach ſie) meine Bekanten, Meine Lieblinge, lange ſchon hat Diana gewuͤnſchet, Euer Kutſcher zu ſeyn, und eure Naſen zu lenken. Dieſer mein Wunſch iſt gewaͤhrt; mein Vater hat mir erlaubet, Jn dem Phaeton morgen die erſte Spazierfahrt zu machen. Jch erwaͤhl euch dazu, obgleich die Mohren drob murren, Und das Purpurgeſchirr, ſo euch wird ſchmuͤcken, benei- den.
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Zweyter Geſang.
Doch zween weiße Hengſte, ſo weiß, wie der blenden-
de Schnee iſt,
Waren die Krone des Stalles; von ſpaniſcher Art, und
ſo muthig
Wie die Pferde der Sonne; in ihrem ſiebenten Jahre
Waren ſie erſt; man hatte beſtaͤndig zugleich ſie erzogen;
Caſtor hieß einer, und Pollux der andre. Bedeuten-
de Namen,
Die dem edlen Paar der erſte Bereiter gegeben.
Dieſen naht ſich Diana. Sie kanten die Stimme der
Graͤfin,
Und die ſchmeichelnde Hand, die ihre Ruͤcken geklopfet.
Jhr, großmuͤthige Roße, (ſo ſprach ſie) meine Bekanten,
Meine Lieblinge, lange ſchon hat Diana gewuͤnſchet,
Euer Kutſcher zu ſeyn, und eure Naſen zu lenken.
Dieſer mein Wunſch iſt gewaͤhrt; mein Vater hat mir
erlaubet,
Jn dem Phaeton morgen die erſte Spazierfahrt zu
machen.
Jch erwaͤhl euch dazu, obgleich die Mohren drob murren,
Und das Purpurgeſchirr, ſo euch wird ſchmuͤcken, benei-
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/359>, abgerufen am 24.11.2024.
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