Die der Oberste selbst nicht zu regieren gewaget! Warlich! zu schimpflich für euch, zu schimpflich für eu- ren Andreas. Wenn ihr noch Wallachen wärt, wärt ihr nur schläfri- ge Stuten, Wärt ihr etwa niemals auf einer Reitbahn gewesen, Oder wenn euer Kutscher nicht Kutscher zu heißen ver- diente! Aber wie macht nicht mein waldichter Bart vom Bocke Parade, Wenn ich mit stummen Zeichen, und mit den Augen euch lenke, Und ansehnlicher bin, als mancher fürstliche Kutscher. Warum will mich denn nun die stolze Gräfin verachten? Will sie mehr seyn, als ich, der alt bey Pferden gewor- den, Und so manchen gefahren auf allen Näthen vergüldet? Aber leidet es nicht, ihr meine getreue Gefährten, Daß ein Kind euch regiert; denn kan man anders sie nennen? Werdet flüchtig mit ihr! Sie wird für Schrecken er- blassen, Und nicht wieder es wagen, mit euch spazieren zu fah- ren.
Also
Der Phaeton.
Die der Oberſte ſelbſt nicht zu regieren gewaget! Warlich! zu ſchimpflich fuͤr euch, zu ſchimpflich fuͤr eu- ren Andreas. Wenn ihr noch Wallachen waͤrt, waͤrt ihr nur ſchlaͤfri- ge Stuten, Waͤrt ihr etwa niemals auf einer Reitbahn geweſen, Oder wenn euer Kutſcher nicht Kutſcher zu heißen ver- diente! Aber wie macht nicht mein waldichter Bart vom Bocke Parade, Wenn ich mit ſtummen Zeichen, und mit den Augen euch lenke, Und anſehnlicher bin, als mancher fuͤrſtliche Kutſcher. Warum will mich denn nun die ſtolze Graͤfin verachten? Will ſie mehr ſeyn, als ich, der alt bey Pferden gewor- den, Und ſo manchen gefahren auf allen Naͤthen verguͤldet? Aber leidet es nicht, ihr meine getreue Gefaͤhrten, Daß ein Kind euch regiert; denn kan man anders ſie nennen? Werdet fluͤchtig mit ihr! Sie wird fuͤr Schrecken er- blaſſen, Und nicht wieder es wagen, mit euch ſpazieren zu fah- ren.
Alſo
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Der Phaeton.
Die der Oberſte ſelbſt nicht zu regieren gewaget!
Warlich! zu ſchimpflich fuͤr euch, zu ſchimpflich fuͤr eu-
ren Andreas.
Wenn ihr noch Wallachen waͤrt, waͤrt ihr nur ſchlaͤfri-
ge Stuten,
Waͤrt ihr etwa niemals auf einer Reitbahn geweſen,
Oder wenn euer Kutſcher nicht Kutſcher zu heißen ver-
diente!
Aber wie macht nicht mein waldichter Bart vom Bocke
Parade,
Wenn ich mit ſtummen Zeichen, und mit den Augen
euch lenke,
Und anſehnlicher bin, als mancher fuͤrſtliche Kutſcher.
Warum will mich denn nun die ſtolze Graͤfin verachten?
Will ſie mehr ſeyn, als ich, der alt bey Pferden gewor-
den,
Und ſo manchen gefahren auf allen Naͤthen verguͤldet?
Aber leidet es nicht, ihr meine getreue Gefaͤhrten,
Daß ein Kind euch regiert; denn kan man anders ſie
nennen?
Werdet fluͤchtig mit ihr! Sie wird fuͤr Schrecken er-
blaſſen,
Und nicht wieder es wagen, mit euch ſpazieren zu fah-
ren.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/372>, abgerufen am 24.11.2024.
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