Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite
Dritter Gesang.
Also sagt er, und spritzt von seinem verderbendem
Gifte,

Ein paar Tropfen ins Futter der sonst gehorsamen
Hengste,

Und verschwand. Der giftige Hafer erhitzet die Rosse,
Daß sie wilder, als sonst, sich bäumen, und stampfen
und wiehern.
Aber von schwarzen Träumen gequält, verließ
schon der Freyherr

Sein damastenes Lager noch vor dem Anbruch des
Morgens.

Dreymal pfiff er auf Petern mit einer durchdringen-
den Pfeife,

Daß das einsame Schloß in allen Winkeln es hörte;
Daß die Fenster erklungen, und alle Jagdhunde bellten,
Und ein räubrischer Marder, geschreckt vom schmettern-
den Schalle,

Ohne die Hühner zu schmecken, auf halbem Wege sich um-
wand.

Peter erschien. Gleich sattle mein Roß (befahl ihm
der Jüngling,)

Mit dem Anbruch des Tags will ich zum Obersten jagen.
Da er beschäftiget war, in größter Eil sich zu putzen,
Und schon am gestiefelten Fuß der silberne Sporn klirrt;
Trat die Tante herein. Schon eine betagte Matrone,
Liebte
U 3
Dritter Geſang.
Alſo ſagt er, und ſpritzt von ſeinem verderbendem
Gifte,

Ein paar Tropfen ins Futter der ſonſt gehorſamen
Hengſte,

Und verſchwand. Der giftige Hafer erhitzet die Roſſe,
Daß ſie wilder, als ſonſt, ſich baͤumen, und ſtampfen
und wiehern.
Aber von ſchwarzen Traͤumen gequaͤlt, verließ
ſchon der Freyherr

Sein damaſtenes Lager noch vor dem Anbruch des
Morgens.

Dreymal pfiff er auf Petern mit einer durchdringen-
den Pfeife,

Daß das einſame Schloß in allen Winkeln es hoͤrte;
Daß die Fenſter erklungen, und alle Jagdhunde bellten,
Und ein raͤubriſcher Marder, geſchreckt vom ſchmettern-
den Schalle,

Ohne die Huͤhner zu ſchmecken, auf halbem Wege ſich um-
wand.

Peter erſchien. Gleich ſattle mein Roß (befahl ihm
der Juͤngling,)

Mit dem Anbruch des Tags will ich zum Oberſten jagen.
Da er beſchaͤftiget war, in groͤßter Eil ſich zu putzen,
Und ſchon am geſtiefelten Fuß der ſilberne Sporn klirrt;
Trat die Tante herein. Schon eine betagte Matrone,
Liebte
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0373" n="309"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
        <lg>
          <l>Al&#x017F;o &#x017F;agt er, und &#x017F;pritzt von &#x017F;einem verderbendem<lb/><hi rendition="#et">Gifte,</hi></l><lb/>
          <l>Ein paar Tropfen ins Futter der &#x017F;on&#x017F;t gehor&#x017F;amen<lb/><hi rendition="#et">Heng&#x017F;te,</hi></l><lb/>
          <l>Und ver&#x017F;chwand. Der giftige Hafer erhitzet die Ro&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie wilder, als &#x017F;on&#x017F;t, &#x017F;ich ba&#x0364;umen, und &#x017F;tampfen<lb/><hi rendition="#et">und wiehern.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Aber von &#x017F;chwarzen Tra&#x0364;umen gequa&#x0364;lt, verließ<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chon der Freyherr</hi></l><lb/>
          <l>Sein dama&#x017F;tenes Lager noch vor dem Anbruch des<lb/><hi rendition="#et">Morgens.</hi></l><lb/>
          <l>Dreymal pfiff er auf Petern mit einer durchdringen-<lb/><hi rendition="#et">den Pfeife,</hi></l><lb/>
          <l>Daß das ein&#x017F;ame Schloß in allen Winkeln es ho&#x0364;rte;</l><lb/>
          <l>Daß die Fen&#x017F;ter erklungen, und alle Jagdhunde bellten,</l><lb/>
          <l>Und ein ra&#x0364;ubri&#x017F;cher Marder, ge&#x017F;chreckt vom &#x017F;chmettern-<lb/><hi rendition="#et">den Schalle,</hi></l><lb/>
          <l>Ohne die Hu&#x0364;hner zu &#x017F;chmecken, auf halbem Wege &#x017F;ich um-<lb/><hi rendition="#et">wand.</hi></l><lb/>
          <l>Peter er&#x017F;chien. Gleich &#x017F;attle mein Roß (befahl ihm<lb/><hi rendition="#et">der Ju&#x0364;ngling,)</hi></l><lb/>
          <l>Mit dem Anbruch des Tags will ich zum Ober&#x017F;ten jagen.</l><lb/>
          <l>Da er be&#x017F;cha&#x0364;ftiget war, in gro&#x0364;ßter Eil &#x017F;ich zu putzen,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chon am ge&#x017F;tiefelten Fuß der &#x017F;ilberne Sporn klirrt;</l><lb/>
          <l>Trat die Tante herein. Schon eine betagte Matrone,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Liebte</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0373] Dritter Geſang. Alſo ſagt er, und ſpritzt von ſeinem verderbendem Gifte, Ein paar Tropfen ins Futter der ſonſt gehorſamen Hengſte, Und verſchwand. Der giftige Hafer erhitzet die Roſſe, Daß ſie wilder, als ſonſt, ſich baͤumen, und ſtampfen und wiehern. Aber von ſchwarzen Traͤumen gequaͤlt, verließ ſchon der Freyherr Sein damaſtenes Lager noch vor dem Anbruch des Morgens. Dreymal pfiff er auf Petern mit einer durchdringen- den Pfeife, Daß das einſame Schloß in allen Winkeln es hoͤrte; Daß die Fenſter erklungen, und alle Jagdhunde bellten, Und ein raͤubriſcher Marder, geſchreckt vom ſchmettern- den Schalle, Ohne die Huͤhner zu ſchmecken, auf halbem Wege ſich um- wand. Peter erſchien. Gleich ſattle mein Roß (befahl ihm der Juͤngling,) Mit dem Anbruch des Tags will ich zum Oberſten jagen. Da er beſchaͤftiget war, in groͤßter Eil ſich zu putzen, Und ſchon am geſtiefelten Fuß der ſilberne Sporn klirrt; Trat die Tante herein. Schon eine betagte Matrone, Liebte U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/373
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/373>, abgerufen am 24.11.2024.