Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].Der Phaeton. Fünfter Gesang. Wie ein wilder Orcan auf brausenden Wogen daher- fährt; Sich in dicke Dunkelheit hüllt, und Flammen umher- streut: Eben so flogen durchs Feld die Feuerschnaubenden Hengste, Und bestreuten mit Staub den Freyherrn, und seine Diana. Doch sie hielt noch die Zügel mit unerschrockenen Händen; War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum Faulen. Wie den König im Schach die stolze Gemahlin beherrschet, Listig auf Unternehmungen sinnt, und ins Treffen sich waget; Gleich dem tödtenden Blitz durchstreift sie die Länder des Bretspiels; Da indeß der Monarch, tief unter den schwarzen Ver- schnittnen, Für sich arbeiten läßt, und in Panquetten sich groß macht. Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande, Sol- X 3
Der Phaeton. Fuͤnfter Geſang. Wie ein wilder Orcan auf brauſenden Wogen daher- faͤhrt; Sich in dicke Dunkelheit huͤllt, und Flammen umher- ſtreut: Eben ſo flogen durchs Feld die Feuerſchnaubenden Hengſte, Und beſtreuten mit Staub den Freyherrn, und ſeine Diana. Doch ſie hielt noch die Zuͤgel mit unerſchrockenen Haͤnden; War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum Faulen. Wie den Koͤnig im Schach die ſtolze Gemahlin beherrſchet, Liſtig auf Unternehmungen ſinnt, und ins Treffen ſich waget; Gleich dem toͤdtenden Blitz durchſtreift ſie die Laͤnder des Bretſpiels; Da indeß der Monarch, tief unter den ſchwarzen Ver- ſchnittnen, Fuͤr ſich arbeiten laͤßt, und in Panquetten ſich groß macht. Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande, Sol- X 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0389" n="325"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Phaeton.</hi></hi><lb/> Fuͤnfter Geſang.</head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie ein wilder Orcan auf brauſenden Wogen daher-<lb/><hi rendition="#et">faͤhrt;</hi></l><lb/> <l>Sich in dicke Dunkelheit huͤllt, und Flammen umher-<lb/><hi rendition="#et">ſtreut:</hi></l><lb/> <l>Eben ſo flogen durchs Feld die Feuerſchnaubenden<lb/><hi rendition="#et">Hengſte,</hi></l><lb/> <l>Und beſtreuten mit Staub den Freyherrn, und ſeine<lb/><hi rendition="#et">Diana.</hi></l><lb/> <l>Doch ſie hielt noch die Zuͤgel mit unerſchrockenen Haͤnden;</l><lb/> <l>War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum<lb/><hi rendition="#et">Faulen.</hi></l><lb/> <l>Wie den Koͤnig im Schach die ſtolze Gemahlin beherrſchet,</l><lb/> <l>Liſtig auf Unternehmungen ſinnt, und ins Treffen ſich<lb/><hi rendition="#et">waget;</hi></l><lb/> <l>Gleich dem toͤdtenden Blitz durchſtreift ſie die Laͤnder<lb/><hi rendition="#et">des Bretſpiels;</hi></l><lb/> <l>Da indeß der Monarch, tief unter den ſchwarzen Ver-<lb/><hi rendition="#et">ſchnittnen,</hi></l><lb/> <l>Fuͤr ſich arbeiten laͤßt, und in Panquetten ſich groß macht.</l><lb/> <l>Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Sol-</fw><lb/></l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [325/0389]
Der Phaeton.
Fuͤnfter Geſang.
Wie ein wilder Orcan auf brauſenden Wogen daher-
faͤhrt;
Sich in dicke Dunkelheit huͤllt, und Flammen umher-
ſtreut:
Eben ſo flogen durchs Feld die Feuerſchnaubenden
Hengſte,
Und beſtreuten mit Staub den Freyherrn, und ſeine
Diana.
Doch ſie hielt noch die Zuͤgel mit unerſchrockenen Haͤnden;
War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum
Faulen.
Wie den Koͤnig im Schach die ſtolze Gemahlin beherrſchet,
Liſtig auf Unternehmungen ſinnt, und ins Treffen ſich
waget;
Gleich dem toͤdtenden Blitz durchſtreift ſie die Laͤnder
des Bretſpiels;
Da indeß der Monarch, tief unter den ſchwarzen Ver-
ſchnittnen,
Fuͤr ſich arbeiten laͤßt, und in Panquetten ſich groß macht.
Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande,
Sol-
X 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |