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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Der Phaeton.

Solchen muthigen Rossen nicht selber Gesetze zu geben.
Dreymal wurden sie schüchtern, und dreymal sucht er
die Zügel,

Aus den Händen Dianens, in seine Hände zu bringen.
Doch sie behauptet ihr Recht, und fährt im fliegenden
Trab fort;

Zischend sah es der Neid, und sann auf blutige Ränke.

Eine krystallene See lag an dem Wege, gekränzet
Mit sanftflisternden Pappeln, und hohen schattichten
Ulmen.

Karpfen wohnten darin, und große corsarische Hechte.
An dem Ufer des See saß eine blonde Sirene,
Wassernixe genannt, und kämmte die güldenen Haare.
Manchen blühenden Jüngling, indem er am Ufer ge-
angelt,

Oder im flisternden Schilf nach wilden Enten gewadet,
Hatte die treulose Nymphe mit süßen Liedern gelocket,
Und ihn unter die Fluth zu ihrem Pallaste gezogen.
Hier, wofern wir der Sage der Amm' und der Wärte-
rin trauen,
Wer-

Der Phaeton.

Solchen muthigen Roſſen nicht ſelber Geſetze zu geben.
Dreymal wurden ſie ſchuͤchtern, und dreymal ſucht er
die Zuͤgel,

Aus den Haͤnden Dianens, in ſeine Haͤnde zu bringen.
Doch ſie behauptet ihr Recht, und faͤhrt im fliegenden
Trab fort;

Ziſchend ſah es der Neid, und ſann auf blutige Raͤnke.

Eine kryſtallene See lag an dem Wege, gekraͤnzet
Mit ſanftfliſternden Pappeln, und hohen ſchattichten
Ulmen.

Karpfen wohnten darin, und große corſariſche Hechte.
An dem Ufer des See ſaß eine blonde Sirene,
Waſſernixe genannt, und kaͤmmte die guͤldenen Haare.
Manchen bluͤhenden Juͤngling, indem er am Ufer ge-
angelt,

Oder im fliſternden Schilf nach wilden Enten gewadet,
Hatte die treuloſe Nymphe mit ſuͤßen Liedern gelocket,
Und ihn unter die Fluth zu ihrem Pallaſte gezogen.
Hier, wofern wir der Sage der Amm’ und der Waͤrte-
rin trauen,
Wer-
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[326/0390] Der Phaeton. Solchen muthigen Roſſen nicht ſelber Geſetze zu geben. Dreymal wurden ſie ſchuͤchtern, und dreymal ſucht er die Zuͤgel, Aus den Haͤnden Dianens, in ſeine Haͤnde zu bringen. Doch ſie behauptet ihr Recht, und faͤhrt im fliegenden Trab fort; Ziſchend ſah es der Neid, und ſann auf blutige Raͤnke. Eine kryſtallene See lag an dem Wege, gekraͤnzet Mit ſanftfliſternden Pappeln, und hohen ſchattichten Ulmen. Karpfen wohnten darin, und große corſariſche Hechte. An dem Ufer des See ſaß eine blonde Sirene, Waſſernixe genannt, und kaͤmmte die guͤldenen Haare. Manchen bluͤhenden Juͤngling, indem er am Ufer ge- angelt, Oder im fliſternden Schilf nach wilden Enten gewadet, Hatte die treuloſe Nymphe mit ſuͤßen Liedern gelocket, Und ihn unter die Fluth zu ihrem Pallaſte gezogen. Hier, wofern wir der Sage der Amm’ und der Waͤrte- rin trauen, Wer-

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/390>, abgerufen am 24.11.2024.