Als von der fordersten Axe das Rad verrätherisch ablief, Und die Gräfin sanft in wallende Fluthen hinabsank. Aber den Augenblick sprang der tapfre Jüngling vom Wagen, Faßte die blasse Diana, und hob sie aus schäumenden Fluthen. Viel zu spät entdeckte die Nixe die blühende Beute. Denn der schnelle Baron trug schon die Gräfin ans Ufer. Welch ein rührender Anblick war es dem rettenden Helden, Seine Diana durchnäßt in seinen Armen zu sehen! Zärtlich sah sie ihn an, und sprach: O du! mein Geliebter, Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet! Billig hat den verwegnen Entschluß mein Schicksal bestrafet. Aber du hast mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich lieben!
Dankbar küßt sie der Freyherr vor dieses Geständ- niß, und lehnet Jhren zitternden Rücken an einen vertraulichen Ulm- baum, Und flog hin nach den Hengsten, und nach den zertrüm- merten Wagen. Diese standen, wie Mauren, nicht weit vom verlassenen Wege,
Gleich-
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Fuͤnfter Geſang.
Als von der forderſten Axe das Rad verraͤtheriſch ablief, Und die Graͤfin ſanft in wallende Fluthen hinabſank. Aber den Augenblick ſprang der tapfre Juͤngling vom Wagen, Faßte die blaſſe Diana, und hob ſie aus ſchaͤumenden Fluthen. Viel zu ſpaͤt entdeckte die Nixe die bluͤhende Beute. Denn der ſchnelle Baron trug ſchon die Graͤfin ans Ufer. Welch ein ruͤhrender Anblick war es dem rettenden Helden, Seine Diana durchnaͤßt in ſeinen Armen zu ſehen! Zaͤrtlich ſah ſie ihn an, und ſprach: O du! mein Geliebter, Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet! Billig hat den verwegnen Entſchluß mein Schickſal beſtrafet. Aber du haſt mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich lieben!
Dankbar kuͤßt ſie der Freyherr vor dieſes Geſtaͤnd- niß, und lehnet Jhren zitternden Ruͤcken an einen vertraulichen Ulm- baum, Und flog hin nach den Hengſten, und nach den zertruͤm- merten Wagen. Dieſe ſtanden, wie Mauren, nicht weit vom verlaſſenen Wege,
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Fuͤnfter Geſang.
Als von der forderſten Axe das Rad verraͤtheriſch ablief,
Und die Graͤfin ſanft in wallende Fluthen hinabſank.
Aber den Augenblick ſprang der tapfre Juͤngling vom
Wagen,
Faßte die blaſſe Diana, und hob ſie aus ſchaͤumenden
Fluthen.
Viel zu ſpaͤt entdeckte die Nixe die bluͤhende Beute.
Denn der ſchnelle Baron trug ſchon die Graͤfin ans Ufer.
Welch ein ruͤhrender Anblick war es dem rettenden Helden,
Seine Diana durchnaͤßt in ſeinen Armen zu ſehen!
Zaͤrtlich ſah ſie ihn an, und ſprach: O du! mein Geliebter,
Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet!
Billig hat den verwegnen Entſchluß mein Schickſal
beſtrafet.
Aber du haſt mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich
lieben!
Dankbar kuͤßt ſie der Freyherr vor dieſes Geſtaͤnd-
niß, und lehnet
Jhren zitternden Ruͤcken an einen vertraulichen Ulm-
baum,
Und flog hin nach den Hengſten, und nach den zertruͤm-
merten Wagen.
Dieſe ſtanden, wie Mauren, nicht weit vom verlaſſenen
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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