Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite
Der Phaeton.
Also der Neid. Die Nixe lächelt gefällig ihm Beyfall,
Und sie schickt sich sogleich, die schwarze That zu voll-
bringen.

Von sirenischen Liedern erschallt das grüne Gestade,
Daß die räubrischen Hechte, die Karpfen erstaunten, wie
ehmals,

Als sie, dem heilgen Antoni zu Ehren, die Häupter erhuben,
Und aufmerksam die Predigt des frommen Mannes ver-
schlangen.

Und schon sah Diana die Nymphe mit güldenen Haaren,
Hörte die schmeichelnden Lieder, und wollte näher sie
hören;

Beugt aus dem mittelsten Weg, und fährt zur Rechten
am See her.

Zärtlich warnt sie der Freyherr, doch sie, die Warnung
verachtend,

Rennt in ihr Unglück, die holde Sängerin näher zu sehen.
Jetzo wirkte das Gift in aufgeschwollenen Adern,
Und die schüchternen Rosse gehorchten nicht länger den
Zügeln.

Schäumend giengen sie durch, vom scheußlichen Neide
geschrecket;

Doch beherzt ergriff sie der Freyherr, und pries sich
schon glücklich,
Als
Der Phaeton.
Alſo der Neid. Die Nixe laͤchelt gefaͤllig ihm Beyfall,
Und ſie ſchickt ſich ſogleich, die ſchwarze That zu voll-
bringen.

Von ſireniſchen Liedern erſchallt das gruͤne Geſtade,
Daß die raͤubriſchen Hechte, die Karpfen erſtaunten, wie
ehmals,

Als ſie, dem heilgen Antoni zu Ehren, die Haͤupter erhuben,
Und aufmerkſam die Predigt des frommen Mannes ver-
ſchlangen.

Und ſchon ſah Diana die Nymphe mit guͤldenen Haaren,
Hoͤrte die ſchmeichelnden Lieder, und wollte naͤher ſie
hoͤren;

Beugt aus dem mittelſten Weg, und faͤhrt zur Rechten
am See her.

Zaͤrtlich warnt ſie der Freyherr, doch ſie, die Warnung
verachtend,

Rennt in ihr Ungluͤck, die holde Saͤngerin naͤher zu ſehen.
Jetzo wirkte das Gift in aufgeſchwollenen Adern,
Und die ſchuͤchternen Roſſe gehorchten nicht laͤnger den
Zuͤgeln.

Schaͤumend giengen ſie durch, vom ſcheußlichen Neide
geſchrecket;

Doch beherzt ergriff ſie der Freyherr, und pries ſich
ſchon gluͤcklich,
Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0392" n="328"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Phaeton.</hi> </fw><lb/>
        <lg>
          <l>Al&#x017F;o der Neid. Die Nixe la&#x0364;chelt gefa&#x0364;llig ihm Beyfall,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie &#x017F;chickt &#x017F;ich &#x017F;ogleich, die &#x017F;chwarze That zu voll-<lb/><hi rendition="#et">bringen.</hi></l><lb/>
          <l>Von &#x017F;ireni&#x017F;chen Liedern er&#x017F;challt das gru&#x0364;ne Ge&#x017F;tade,</l><lb/>
          <l>Daß die ra&#x0364;ubri&#x017F;chen Hechte, die Karpfen er&#x017F;taunten, wie<lb/><hi rendition="#et">ehmals,</hi></l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ie, dem heilgen Antoni zu Ehren, die Ha&#x0364;upter erhuben,</l><lb/>
          <l>Und aufmerk&#x017F;am die Predigt des frommen Mannes ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlangen.</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chon &#x017F;ah Diana die Nymphe mit gu&#x0364;ldenen Haaren,</l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;rte die &#x017F;chmeichelnden Lieder, und wollte na&#x0364;her &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">ho&#x0364;ren;</hi></l><lb/>
          <l>Beugt aus dem mittel&#x017F;ten Weg, und fa&#x0364;hrt zur Rechten<lb/><hi rendition="#et">am See her.</hi></l><lb/>
          <l>Za&#x0364;rtlich warnt &#x017F;ie der Freyherr, doch &#x017F;ie, die Warnung<lb/><hi rendition="#et">verachtend,</hi></l><lb/>
          <l>Rennt in ihr Unglu&#x0364;ck, die holde Sa&#x0364;ngerin na&#x0364;her zu &#x017F;ehen.</l><lb/>
          <l>Jetzo wirkte das Gift in aufge&#x017F;chwollenen Adern,</l><lb/>
          <l>Und die &#x017F;chu&#x0364;chternen Ro&#x017F;&#x017F;e gehorchten nicht la&#x0364;nger den<lb/><hi rendition="#et">Zu&#x0364;geln.</hi></l><lb/>
          <l>Scha&#x0364;umend giengen &#x017F;ie durch, vom &#x017F;cheußlichen Neide<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chrecket;</hi></l><lb/>
          <l>Doch beherzt ergriff &#x017F;ie der Freyherr, und pries &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chon glu&#x0364;cklich,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0392] Der Phaeton. Alſo der Neid. Die Nixe laͤchelt gefaͤllig ihm Beyfall, Und ſie ſchickt ſich ſogleich, die ſchwarze That zu voll- bringen. Von ſireniſchen Liedern erſchallt das gruͤne Geſtade, Daß die raͤubriſchen Hechte, die Karpfen erſtaunten, wie ehmals, Als ſie, dem heilgen Antoni zu Ehren, die Haͤupter erhuben, Und aufmerkſam die Predigt des frommen Mannes ver- ſchlangen. Und ſchon ſah Diana die Nymphe mit guͤldenen Haaren, Hoͤrte die ſchmeichelnden Lieder, und wollte naͤher ſie hoͤren; Beugt aus dem mittelſten Weg, und faͤhrt zur Rechten am See her. Zaͤrtlich warnt ſie der Freyherr, doch ſie, die Warnung verachtend, Rennt in ihr Ungluͤck, die holde Saͤngerin naͤher zu ſehen. Jetzo wirkte das Gift in aufgeſchwollenen Adern, Und die ſchuͤchternen Roſſe gehorchten nicht laͤnger den Zuͤgeln. Schaͤumend giengen ſie durch, vom ſcheußlichen Neide geſchrecket; Doch beherzt ergriff ſie der Freyherr, und pries ſich ſchon gluͤcklich, Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/392
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/392>, abgerufen am 27.11.2024.