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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Dritter Gesang.
dor ihn also anredte: Edler Jüngling, traure nicht
über das Schicksal des Rammlers, und laß eine fal-
sche Großmuth dich nicht verleiten, einen Braten
den Habichten und Füchsen zu überlassen, der mit
allem Rechte deiner Tafel gehört. Schöner wird
dir kein Hase geschmeckt haben, als dieser, den du
beynah durch ein Wunder erlegt; und ein Punsch
könte nie besser angebracht werden, als bey dem Fe-
ste, das du dieser Jagd zu Ehren deinen Freunden
anrichten wirst. Also Zelindor, und Hektor billigte
seine Rede. Alsobald nahm er sein zweyschneidiges
Messer, trennte seine Rocktasche entzwey, daß ein
Abgrund sich aufthat, welcher ein Reh hätte beher-
bergen können. Der Hase stürzte kopflangs hinun-
ter, und ward mit stillem Triumph nach der Stadt

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Dritter Geſang.
dor ihn alſo anredte: Edler Juͤngling, traure nicht
uͤber das Schickſal des Rammlers, und laß eine fal-
ſche Großmuth dich nicht verleiten, einen Braten
den Habichten und Fuͤchſen zu uͤberlaſſen, der mit
allem Rechte deiner Tafel gehoͤrt. Schoͤner wird
dir kein Haſe geſchmeckt haben, als dieſer, den du
beynah durch ein Wunder erlegt; und ein Punſch
koͤnte nie beſſer angebracht werden, als bey dem Fe-
ſte, das du dieſer Jagd zu Ehren deinen Freunden
anrichten wirſt. Alſo Zelindor, und Hektor billigte
ſeine Rede. Alſobald nahm er ſein zweyſchneidiges
Meſſer, trennte ſeine Rocktaſche entzwey, daß ein
Abgrund ſich aufthat, welcher ein Reh haͤtte beher-
bergen koͤnnen. Der Haſe ſtuͤrzte kopflangs hinun-
ter, und ward mit ſtillem Triumph nach der Stadt

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[359/0423] Dritter Geſang. dor ihn alſo anredte: Edler Juͤngling, traure nicht uͤber das Schickſal des Rammlers, und laß eine fal- ſche Großmuth dich nicht verleiten, einen Braten den Habichten und Fuͤchſen zu uͤberlaſſen, der mit allem Rechte deiner Tafel gehoͤrt. Schoͤner wird dir kein Haſe geſchmeckt haben, als dieſer, den du beynah durch ein Wunder erlegt; und ein Punſch koͤnte nie beſſer angebracht werden, als bey dem Fe- ſte, das du dieſer Jagd zu Ehren deinen Freunden anrichten wirſt. Alſo Zelindor, und Hektor billigte ſeine Rede. Alſobald nahm er ſein zweyſchneidiges Meſſer, trennte ſeine Rocktaſche entzwey, daß ein Abgrund ſich aufthat, welcher ein Reh haͤtte beher- bergen koͤnnen. Der Haſe ſtuͤrzte kopflangs hinun- ter, und ward mit ſtillem Triumph nach der Stadt ge- Z 4

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/423>, abgerufen am 24.11.2024.