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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Murner in der Hölle.
Deines getödteten Cypers, wofern er die süsseste Ruhe
Mit der blassen Erscheinung dir stört; vergieb es der
Seele,
Welche, sogar von den Ufern des dunkeln Cocytus ge-
wiesen,
Jn der Jrre sich quält, da unbegraben mein Leichnam
Auf dem Miste verachtet liegt, und meine Gebeine
Nicht einmal mit ein wenig Staub mitleidig bedeckt
sind.
Ach Rosaura! verdienet denn dies dein gewesener Lieb-
ling?
Hab ich dir darum im |Leben so oft die Hände geküsset,
Und die scharfen Klauen verborgen? und hab ich dir
darum
Deine widrigsten Feinde, die Ratten, so treulich ge-
fangen,
Um nicht einmal ein Grab nach meinem Tode zu haben.
Ach! was kan ich dafür, daß einer Furie Listen
Mich auf deinen Vogel erhitzt? und kan ich die Triebe,
Welche die mächtge Natur zum Morden mir einbließ,
verändern?
Bin ich dafür nicht genung mit dem schmerzlichsten Tode
bestrafet?

Göttliche

Murner in der Hoͤlle.
Deines getoͤdteten Cypers, wofern er die ſuͤſſeſte Ruhe
Mit der blaſſen Erſcheinung dir ſtoͤrt; vergieb es der
Seele,
Welche, ſogar von den Ufern des dunkeln Cocytus ge-
wieſen,
Jn der Jrre ſich quaͤlt, da unbegraben mein Leichnam
Auf dem Miſte verachtet liegt, und meine Gebeine
Nicht einmal mit ein wenig Staub mitleidig bedeckt
ſind.
Ach Roſaura! verdienet denn dies dein geweſener Lieb-
ling?
Hab ich dir darum im |Leben ſo oft die Haͤnde gekuͤſſet,
Und die ſcharfen Klauen verborgen? und hab ich dir
darum
Deine widrigſten Feinde, die Ratten, ſo treulich ge-
fangen,
Um nicht einmal ein Grab nach meinem Tode zu haben.
Ach! was kan ich dafuͤr, daß einer Furie Liſten
Mich auf deinen Vogel erhitzt? und kan ich die Triebe,
Welche die maͤchtge Natur zum Morden mir einbließ,
veraͤndern?
Bin ich dafuͤr nicht genung mit dem ſchmerzlichſten Tode
beſtrafet?

Goͤttliche
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[154/0162] Murner in der Hoͤlle. Deines getoͤdteten Cypers, wofern er die ſuͤſſeſte Ruhe Mit der blaſſen Erſcheinung dir ſtoͤrt; vergieb es der Seele, Welche, ſogar von den Ufern des dunkeln Cocytus ge- wieſen, Jn der Jrre ſich quaͤlt, da unbegraben mein Leichnam Auf dem Miſte verachtet liegt, und meine Gebeine Nicht einmal mit ein wenig Staub mitleidig bedeckt ſind. Ach Roſaura! verdienet denn dies dein geweſener Lieb- ling? Hab ich dir darum im |Leben ſo oft die Haͤnde gekuͤſſet, Und die ſcharfen Klauen verborgen? und hab ich dir darum Deine widrigſten Feinde, die Ratten, ſo treulich ge- fangen, Um nicht einmal ein Grab nach meinem Tode zu haben. Ach! was kan ich dafuͤr, daß einer Furie Liſten Mich auf deinen Vogel erhitzt? und kan ich die Triebe, Welche die maͤchtge Natur zum Morden mir einbließ, veraͤndern? Bin ich dafuͤr nicht genung mit dem ſchmerzlichſten Tode beſtrafet? Goͤttliche

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/162>, abgerufen am 21.11.2024.