Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite


Murner in der Hölle.
Fünfter Gesang.
Muse, laß uns nunmehr aus unterirdischen Reichen
Wieder zur Oberwelt kehren! Und wenn du mit gülde-
ner Leyer
Mir die einsamen Stunden versüßt; und wenn dich
Rosaura
Mit holdseeligem Beyfall beehrt, so höre gelassen
Was der tiefgelehrte Pedant, das spitzige Fräulein,
Oder der Duns in der Knotenperücke zum Hohne dir
sagen.
Conrad hatte nunmehr das Mausoleum des Katers
Mit der letzten Erde bedeckt. Er hob nun den Spaten
Auf die breiten Schultern, und gieng, stillschweigend
und feyrend,
Ueber den Edelhof weg. So wenden sich Todtengräber
Langsam feyerlich wieder zurück, wenn unter dem Beyleid
Christ-


Murner in der Hoͤlle.
Fuͤnfter Geſang.
Muſe, laß uns nunmehr aus unterirdiſchen Reichen
Wieder zur Oberwelt kehren! Und wenn du mit guͤlde-
ner Leyer
Mir die einſamen Stunden verſuͤßt; und wenn dich
Roſaura
Mit holdſeeligem Beyfall beehrt, ſo hoͤre gelaſſen
Was der tiefgelehrte Pedant, das ſpitzige Fraͤulein,
Oder der Duns in der Knotenperuͤcke zum Hohne dir
ſagen.
Conrad hatte nunmehr das Mauſoleum des Katers
Mit der letzten Erde bedeckt. Er hob nun den Spaten
Auf die breiten Schultern, und gieng, ſtillſchweigend
und feyrend,
Ueber den Edelhof weg. So wenden ſich Todtengraͤber
Langſam feyerlich wieder zuruͤck, wenn unter dem Beyleid
Chriſt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0179" n="171"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Murner in der Ho&#x0364;lle</hi>.</hi><lb/>
Fu&#x0364;nfter Ge&#x017F;ang.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">M</hi>u&#x017F;e, laß uns nunmehr aus unterirdi&#x017F;chen Reichen</l><lb/>
              <l>Wieder zur Oberwelt kehren! Und wenn du mit gu&#x0364;lde-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ner Leyer</hi> </l><lb/>
              <l>Mir die ein&#x017F;amen Stunden ver&#x017F;u&#x0364;ßt; und wenn dich</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Ro&#x017F;aura</hi> </l><lb/>
              <l>Mit hold&#x017F;eeligem Beyfall beehrt, &#x017F;o ho&#x0364;re gela&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Was der tiefgelehrte Pedant, das &#x017F;pitzige Fra&#x0364;ulein,</l><lb/>
              <l>Oder der Duns in der Knotenperu&#x0364;cke zum Hohne dir</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;agen.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Conrad hatte nunmehr das Mau&#x017F;oleum des Katers</l><lb/>
              <l>Mit der letzten Erde bedeckt. Er hob nun den Spaten</l><lb/>
              <l>Auf die breiten Schultern, und gieng, &#x017F;till&#x017F;chweigend</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">und feyrend,</hi> </l><lb/>
              <l>Ueber den Edelhof weg. So wenden &#x017F;ich Todtengra&#x0364;ber</l><lb/>
              <l>Lang&#x017F;am feyerlich wieder zuru&#x0364;ck, wenn unter dem Beyleid</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Chri&#x017F;t-</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0179] Murner in der Hoͤlle. Fuͤnfter Geſang. Muſe, laß uns nunmehr aus unterirdiſchen Reichen Wieder zur Oberwelt kehren! Und wenn du mit guͤlde- ner Leyer Mir die einſamen Stunden verſuͤßt; und wenn dich Roſaura Mit holdſeeligem Beyfall beehrt, ſo hoͤre gelaſſen Was der tiefgelehrte Pedant, das ſpitzige Fraͤulein, Oder der Duns in der Knotenperuͤcke zum Hohne dir ſagen. Conrad hatte nunmehr das Mauſoleum des Katers Mit der letzten Erde bedeckt. Er hob nun den Spaten Auf die breiten Schultern, und gieng, ſtillſchweigend und feyrend, Ueber den Edelhof weg. So wenden ſich Todtengraͤber Langſam feyerlich wieder zuruͤck, wenn unter dem Beyleid Chriſt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/179
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/179>, abgerufen am 21.11.2024.