Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Murner in der Hölle.
Wie der gehörnete Mond gestaltet, von männlichen
Schultern,
Und fieng an, mit kläglichem Ton in die Haine zu blasen,
Wie nach Jägers Gebrauch der todte Hase beklagt wird.
Alle Hunde wurden drauf laut; auch kamen die Katzen
Auf den Dächern des Schlosses zusammen, und heulten
erbärmlich
Ueber den Tod des treuen Gefährten; da Ratten und
Mäuse
Heimlich jauchzten, und Festtage hielten, daß Cyper ge-
fallen.
Endlich wandte Rosaura sich von dem Grabe; sie sprach
noch
Als sie gieng: So ruhet dann sanft im Schatten der
Linden,
Werthe Gebeine des Cypers! O daß nicht die Musen
die Stirne
Mir mit Lorbeer gekrönt, und daß nicht hier in dem
Dorfe
Jemand die Sprache der Götter gelernt; sonst sollte
dein Name,
Zu den Sternen erhöht, den spätesten Zeiten noch werth
seyn.
So das Fräulein, und kehrte zurück nach ihren Gemä-
chern.

Fa-

Murner in der Hoͤlle.
Wie der gehoͤrnete Mond geſtaltet, von maͤnnlichen
Schultern,
Und fieng an, mit klaͤglichem Ton in die Haine zu blaſen,
Wie nach Jaͤgers Gebrauch der todte Haſe beklagt wird.
Alle Hunde wurden drauf laut; auch kamen die Katzen
Auf den Daͤchern des Schloſſes zuſammen, und heulten
erbaͤrmlich
Ueber den Tod des treuen Gefaͤhrten; da Ratten und
Maͤuſe
Heimlich jauchzten, und Feſttage hielten, daß Cyper ge-
fallen.
Endlich wandte Roſaura ſich von dem Grabe; ſie ſprach
noch
Als ſie gieng: So ruhet dann ſanft im Schatten der
Linden,
Werthe Gebeine des Cypers! O daß nicht die Muſen
die Stirne
Mir mit Lorbeer gekroͤnt, und daß nicht hier in dem
Dorfe
Jemand die Sprache der Goͤtter gelernt; ſonſt ſollte
dein Name,
Zu den Sternen erhoͤht, den ſpaͤteſten Zeiten noch werth
ſeyn.
So das Fraͤulein, und kehrte zuruͤck nach ihren Gemaͤ-
chern.

Fa-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0182" n="174"/>
              <fw place="top" type="header">Murner in der Ho&#x0364;lle.</fw><lb/>
              <l>Wie der geho&#x0364;rnete Mond ge&#x017F;taltet, von ma&#x0364;nnlichen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Schultern,</hi> </l><lb/>
              <l>Und fieng an, mit kla&#x0364;glichem Ton in die Haine zu bla&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Wie nach Ja&#x0364;gers Gebrauch der todte Ha&#x017F;e beklagt wird.</l><lb/>
              <l>Alle Hunde wurden drauf laut; auch kamen die Katzen</l><lb/>
              <l>Auf den Da&#x0364;chern des Schlo&#x017F;&#x017F;es zu&#x017F;ammen, und heulten</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">erba&#x0364;rmlich</hi> </l><lb/>
              <l>Ueber den Tod des treuen Gefa&#x0364;hrten; da Ratten und</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Ma&#x0364;u&#x017F;e</hi> </l><lb/>
              <l>Heimlich jauchzten, und Fe&#x017F;ttage hielten, daß Cyper ge-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">fallen.</hi> </l><lb/>
              <l>Endlich wandte Ro&#x017F;aura &#x017F;ich von dem Grabe; &#x017F;ie &#x017F;prach</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">noch</hi> </l><lb/>
              <l>Als &#x017F;ie gieng: So ruhet dann &#x017F;anft im Schatten der</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Linden,</hi> </l><lb/>
              <l>Werthe Gebeine des Cypers! O daß nicht die Mu&#x017F;en</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">die Stirne</hi> </l><lb/>
              <l>Mir mit Lorbeer gekro&#x0364;nt, und daß nicht hier in dem</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Dorfe</hi> </l><lb/>
              <l>Jemand die Sprache der Go&#x0364;tter gelernt; &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ollte</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">dein Name,</hi> </l><lb/>
              <l>Zu den Sternen erho&#x0364;ht, den &#x017F;pa&#x0364;te&#x017F;ten Zeiten noch werth</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
              <l>So das Fra&#x0364;ulein, und kehrte zuru&#x0364;ck nach ihren Gema&#x0364;-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">chern.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Fa-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0182] Murner in der Hoͤlle. Wie der gehoͤrnete Mond geſtaltet, von maͤnnlichen Schultern, Und fieng an, mit klaͤglichem Ton in die Haine zu blaſen, Wie nach Jaͤgers Gebrauch der todte Haſe beklagt wird. Alle Hunde wurden drauf laut; auch kamen die Katzen Auf den Daͤchern des Schloſſes zuſammen, und heulten erbaͤrmlich Ueber den Tod des treuen Gefaͤhrten; da Ratten und Maͤuſe Heimlich jauchzten, und Feſttage hielten, daß Cyper ge- fallen. Endlich wandte Roſaura ſich von dem Grabe; ſie ſprach noch Als ſie gieng: So ruhet dann ſanft im Schatten der Linden, Werthe Gebeine des Cypers! O daß nicht die Muſen die Stirne Mir mit Lorbeer gekroͤnt, und daß nicht hier in dem Dorfe Jemand die Sprache der Goͤtter gelernt; ſonſt ſollte dein Name, Zu den Sternen erhoͤht, den ſpaͤteſten Zeiten noch werth ſeyn. So das Fraͤulein, und kehrte zuruͤck nach ihren Gemaͤ- chern. Fa-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/182
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/182>, abgerufen am 21.11.2024.