Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Vierter Gesang. und Hylas und Zelindor sahn hinunter in denSchacht, bis da, wo sich das letzte Tageslicht mit der unterirdischen Nacht vermischte. Plötzlich über- fiel den rosenwangigten Hylas ein kalter Schauder, sein Haar sträubte sich empor, er trat zurück, und sprach also zu seinem Gefärten: Vergieb mir, Ze- lindor, aber mein Herz klopft mir vor Furcht. Was wollen wir unternehmen, wir, die wir nicht gewöhnt sind, die schwindelnden Tiefen zu befah- ren. Laß uns umkehren, Zelindor! wir möchten vielleicht in den Abgrund hinabstürzen, oder von den giftigen Dämpfen der Gruben ersticken. Laß uns umkehren, oder zürne nicht, wenn ich diese Gefahren nicht mit dir zu theilen verlange. So P 2
Vierter Geſang. und Hylas und Zelindor ſahn hinunter in denSchacht, bis da, wo ſich das letzte Tageslicht mit der unterirdiſchen Nacht vermiſchte. Ploͤtzlich uͤber- fiel den roſenwangigten Hylas ein kalter Schauder, ſein Haar ſtraͤubte ſich empor, er trat zuruͤck, und ſprach alſo zu ſeinem Gefaͤrten: Vergieb mir, Ze- lindor, aber mein Herz klopft mir vor Furcht. Was wollen wir unternehmen, wir, die wir nicht gewoͤhnt ſind, die ſchwindelnden Tiefen zu befah- ren. Laß uns umkehren, Zelindor! wir moͤchten vielleicht in den Abgrund hinabſtuͤrzen, oder von den giftigen Daͤmpfen der Gruben erſticken. Laß uns umkehren, oder zuͤrne nicht, wenn ich dieſe Gefahren nicht mit dir zu theilen verlange. So P 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0235" n="227"/><fw place="top" type="header">Vierter Geſang.</fw><lb/> und Hylas und Zelindor ſahn hinunter in den<lb/> Schacht, bis da, wo ſich das letzte Tageslicht mit<lb/> der unterirdiſchen Nacht vermiſchte. Ploͤtzlich uͤber-<lb/> fiel den roſenwangigten Hylas ein kalter Schauder,<lb/> ſein Haar ſtraͤubte ſich empor, er trat zuruͤck, und<lb/> ſprach alſo zu ſeinem Gefaͤrten: Vergieb mir, Ze-<lb/> lindor, aber mein Herz klopft mir vor Furcht.<lb/> Was wollen wir unternehmen, wir, die wir nicht<lb/> gewoͤhnt ſind, die ſchwindelnden Tiefen zu befah-<lb/> ren. Laß uns umkehren, Zelindor! wir moͤchten<lb/> vielleicht in den Abgrund hinabſtuͤrzen, oder von<lb/> den giftigen Daͤmpfen der Gruben erſticken. Laß<lb/> uns umkehren, oder zuͤrne nicht, wenn ich dieſe<lb/> Gefahren nicht mit dir zu theilen verlange.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0235]
Vierter Geſang.
und Hylas und Zelindor ſahn hinunter in den
Schacht, bis da, wo ſich das letzte Tageslicht mit
der unterirdiſchen Nacht vermiſchte. Ploͤtzlich uͤber-
fiel den roſenwangigten Hylas ein kalter Schauder,
ſein Haar ſtraͤubte ſich empor, er trat zuruͤck, und
ſprach alſo zu ſeinem Gefaͤrten: Vergieb mir, Ze-
lindor, aber mein Herz klopft mir vor Furcht.
Was wollen wir unternehmen, wir, die wir nicht
gewoͤhnt ſind, die ſchwindelnden Tiefen zu befah-
ren. Laß uns umkehren, Zelindor! wir moͤchten
vielleicht in den Abgrund hinabſtuͤrzen, oder von
den giftigen Daͤmpfen der Gruben erſticken. Laß
uns umkehren, oder zuͤrne nicht, wenn ich dieſe
Gefahren nicht mit dir zu theilen verlange.
So
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/235 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/235>, abgerufen am 16.07.2024. |