Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Er hatt am Fenster schon ein Schnupftuch voll geweint,Und fieng am zweyten an, als ihm Johann erscheint, Der voller Weisheit spricht: Wer wird sich ewig grä- men, Zuletzt muß alles doch ein gutes Ende nehmen. Natur und Welt ist gut in ihrem Wechsellauf; Aus seiner Asche steigt ein junger Phönix auf. Aus einem kleinen Dorf ist Amsterdam entstanden, Und Feinde binden sich mit neuen Freundschaftsbanden. Das Fräulein ist versöhnt; die Zwietracht hat ein End, Und ein Lakay bringt schon ein großes Compliment Von ihr, und Frau von Lins; Sie warten mit Ver- langen Auf diesen Nachmittag, den Grafen zu empfangen. Was? (ruft der Graf erfreut,) welch neuer Hofnungs- schein! Gewiß! man ladet nicht umsonst mich wieder ein. Empfiehl mich alsobald, und mir sey es viel Ehre, Daß
Das Schnupftuch. Er hatt am Fenſter ſchon ein Schnupftuch voll geweint,Und fieng am zweyten an, als ihm Johann erſcheint, Der voller Weisheit ſpricht: Wer wird ſich ewig graͤ- men, Zuletzt muß alles doch ein gutes Ende nehmen. Natur und Welt iſt gut in ihrem Wechſellauf; Aus ſeiner Aſche ſteigt ein junger Phoͤnix auf. Aus einem kleinen Dorf iſt Amſterdam entſtanden, Und Feinde binden ſich mit neuen Freundſchaftsbanden. Das Fraͤulein iſt verſoͤhnt; die Zwietracht hat ein End, Und ein Lakay bringt ſchon ein großes Compliment Von ihr, und Frau von Lins; Sie warten mit Ver- langen Auf dieſen Nachmittag, den Grafen zu empfangen. Was? (ruft der Graf erfreut,) welch neuer Hofnungs- ſchein! Gewiß! man ladet nicht umſonſt mich wieder ein. Empfiehl mich alſobald, und mir ſey es viel Ehre, Daß
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Das Schnupftuch.
Er hatt am Fenſter ſchon ein Schnupftuch voll geweint,
Und fieng am zweyten an, als ihm Johann erſcheint,
Der voller Weisheit ſpricht: Wer wird ſich ewig graͤ-
men,
Zuletzt muß alles doch ein gutes Ende nehmen.
Natur und Welt iſt gut in ihrem Wechſellauf;
Aus ſeiner Aſche ſteigt ein junger Phoͤnix auf.
Aus einem kleinen Dorf iſt Amſterdam entſtanden,
Und Feinde binden ſich mit neuen Freundſchaftsbanden.
Das Fraͤulein iſt verſoͤhnt; die Zwietracht hat ein End,
Und ein Lakay bringt ſchon ein großes Compliment
Von ihr, und Frau von Lins; Sie warten mit Ver-
langen
Auf dieſen Nachmittag, den Grafen zu empfangen.
Was? (ruft der Graf erfreut,) welch neuer Hofnungs-
ſchein!
Gewiß! man ladet nicht umſonſt mich wieder ein.
Empfiehl mich alſobald, und mir ſey es viel Ehre,
Daß
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/68>, abgerufen am 16.02.2025. |