Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Die Stutzer haben hier die ungehirnten Köpfe,Gleich Hüten, unterm Arm, und treten hoch heran, Und missen nicht den Kopf, der so nicht denken kan. Der Unmuth haschet hier an weißen Wänden Fliegen: Und bey dem Bretspiel sitzt das schwere Mißvergnü- gen. Viel Geister, die der Mensch gebohren, und doch haßt, Und die man Grillen nennt, umflattern den Pallast. Ein unermeßlich Heer mit seltsamen Gestalten. Der eine sitzt gehüllt in melancholsche Falten, Und fürchtet Hungersnoth, ob er auf Gold gleich sitzt, Daß ihm kein Gold mehr scheint, und ihm verge- bens blitzt. Was Langeweile nur auf Erden ausgebrütet; Was in Gedanken schmerzt, und in dem Herzen wü- tet; Des Hofmanns Angst vor Fall, der Nymphen Liebes- pein, Hat eines Geistes Form in diesem weiten Hain. An
Das Schnupftuch. Die Stutzer haben hier die ungehirnten Koͤpfe,Gleich Huͤten, unterm Arm, und treten hoch heran, Und miſſen nicht den Kopf, der ſo nicht denken kan. Der Unmuth haſchet hier an weißen Waͤnden Fliegen: Und bey dem Bretſpiel ſitzt das ſchwere Mißvergnuͤ- gen. Viel Geiſter, die der Menſch gebohren, und doch haßt, Und die man Grillen nennt, umflattern den Pallaſt. Ein unermeßlich Heer mit ſeltſamen Geſtalten. Der eine ſitzt gehuͤllt in melancholſche Falten, Und fuͤrchtet Hungersnoth, ob er auf Gold gleich ſitzt, Daß ihm kein Gold mehr ſcheint, und ihm verge- bens blitzt. Was Langeweile nur auf Erden ausgebruͤtet; Was in Gedanken ſchmerzt, und in dem Herzen wuͤ- tet; Des Hofmanns Angſt vor Fall, der Nymphen Liebes- pein, Hat eines Geiſtes Form in dieſem weiten Hain. An
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Das Schnupftuch.
Die Stutzer haben hier die ungehirnten Koͤpfe,
Gleich Huͤten, unterm Arm, und treten hoch heran,
Und miſſen nicht den Kopf, der ſo nicht denken kan.
Der Unmuth haſchet hier an weißen Waͤnden Fliegen:
Und bey dem Bretſpiel ſitzt das ſchwere Mißvergnuͤ-
gen.
Viel Geiſter, die der Menſch gebohren, und doch haßt,
Und die man Grillen nennt, umflattern den Pallaſt.
Ein unermeßlich Heer mit ſeltſamen Geſtalten.
Der eine ſitzt gehuͤllt in melancholſche Falten,
Und fuͤrchtet Hungersnoth, ob er auf Gold gleich ſitzt,
Daß ihm kein Gold mehr ſcheint, und ihm verge-
bens blitzt.
Was Langeweile nur auf Erden ausgebruͤtet;
Was in Gedanken ſchmerzt, und in dem Herzen wuͤ-
tet;
Des Hofmanns Angſt vor Fall, der Nymphen Liebes-
pein,
Hat eines Geiſtes Form in dieſem weiten Hain.
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