Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Dritter Gesang. An des Pallastes Thor steht das Hojanen Wache;Ein widerliches Weib, verdrießlich wie ein Drache. Doch ist der Eingang leicht; wer eingeführt will seyn, Der gähnt sie dreymal an, und sie läßt ihn herein. Der dunkele Pallast theilt sich in tausend Zimmer, Die stets erleuchtet sind von schwarzer Kerzen Schim- mer. Man glaubt, hier werde nie die Zeit Geschöpfen lang Bey so viel Zeitvertreib, bey Spiel und bey Gesang. Doch man wird alsobald der Göttin Einfluß fühlen; Sie herrscht hier unumschränkt in jeder Art von Spielen. Der schöne Dummkopf pfeift, sein Pfeifen hilft ihm nichts; Man sieht den Unmuth doch an Runzeln des Gesichts. Matronen sitzen hier, und lästern Nachbarinnen; Allein sie können doch dem Unmuth nicht entrinnen, Die Zeit wird ihnen lang. Ein Krais von Schönen spricht Von E 3
Dritter Geſang. An des Pallaſtes Thor ſteht das Hojanen Wache;Ein widerliches Weib, verdrießlich wie ein Drache. Doch iſt der Eingang leicht; wer eingefuͤhrt will ſeyn, Der gaͤhnt ſie dreymal an, und ſie laͤßt ihn herein. Der dunkele Pallaſt theilt ſich in tauſend Zimmer, Die ſtets erleuchtet ſind von ſchwarzer Kerzen Schim- mer. Man glaubt, hier werde nie die Zeit Geſchoͤpfen lang Bey ſo viel Zeitvertreib, bey Spiel und bey Geſang. Doch man wird alſobald der Goͤttin Einfluß fuͤhlen; Sie herrſcht hier unumſchraͤnkt in jeder Art von Spielen. Der ſchoͤne Dummkopf pfeift, ſein Pfeifen hilft ihm nichts; Man ſieht den Unmuth doch an Runzeln des Geſichts. Matronen ſitzen hier, und laͤſtern Nachbarinnen; Allein ſie koͤnnen doch dem Unmuth nicht entrinnen, Die Zeit wird ihnen lang. Ein Krais von Schoͤnen ſpricht Von E 3
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Dritter Geſang.
An des Pallaſtes Thor ſteht das Hojanen Wache;
Ein widerliches Weib, verdrießlich wie ein Drache.
Doch iſt der Eingang leicht; wer eingefuͤhrt will ſeyn,
Der gaͤhnt ſie dreymal an, und ſie laͤßt ihn herein.
Der dunkele Pallaſt theilt ſich in tauſend Zimmer,
Die ſtets erleuchtet ſind von ſchwarzer Kerzen Schim-
mer.
Man glaubt, hier werde nie die Zeit Geſchoͤpfen lang
Bey ſo viel Zeitvertreib, bey Spiel und bey Geſang.
Doch man wird alſobald der Goͤttin Einfluß fuͤhlen;
Sie herrſcht hier unumſchraͤnkt in jeder Art von
Spielen.
Der ſchoͤne Dummkopf pfeift, ſein Pfeifen hilft ihm
nichts;
Man ſieht den Unmuth doch an Runzeln des Geſichts.
Matronen ſitzen hier, und laͤſtern Nachbarinnen;
Allein ſie koͤnnen doch dem Unmuth nicht entrinnen,
Die Zeit wird ihnen lang. Ein Krais von Schoͤnen
ſpricht
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/77>, abgerufen am 16.02.2025. |