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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Dritter Gesang.
Schon dreymal trillerte der junge Kriegesrath,
Und dreymal wünschte sich zum Teufel der Soldat.
Doch alles war umsonst; der Zorn des jungen Grafen
Schien dies verstörte Haus mit Blindheit zu bestrafen.
Der Hauptmann, welcher ganz in tiefe Schwermuth
fiel,
Vergaß den letzten Trost, so manches edle Spiel.
O! daß sein hoher Geist ihn nicht unsterblich machte,
Und auf den Lombertisch die bunten Karten brachte;
Vergebens lagen sie in Hüllen mancher Art,
Weiß, roth und blau und grün, in Fächern aufbewahrt.
Auf einmal tönete aus einer süssen Kehle:
Wo ist Graf Hold? Graf Hold, wo ist er? meiner
Seele!
Brüllt in dem tiefsten Baß des Hauptmanns rauher
Hals,
Und jede Lippe wünscht den Grafen ebenfalls.
Von Famen wird sein Lob trompetet aller Enden;

Graf

Dritter Geſang.
Schon dreymal trillerte der junge Kriegesrath,
Und dreymal wuͤnſchte ſich zum Teufel der Soldat.
Doch alles war umſonſt; der Zorn des jungen Grafen
Schien dies verſtoͤrte Haus mit Blindheit zu beſtrafen.
Der Hauptmann, welcher ganz in tiefe Schwermuth
fiel,
Vergaß den letzten Troſt, ſo manches edle Spiel.
O! daß ſein hoher Geiſt ihn nicht unſterblich machte,
Und auf den Lombertiſch die bunten Karten brachte;
Vergebens lagen ſie in Huͤllen mancher Art,
Weiß, roth und blau und gruͤn, in Faͤchern aufbewahrt.
Auf einmal toͤnete aus einer ſuͤſſen Kehle:
Wo iſt Graf Hold? Graf Hold, wo iſt er? meiner
Seele!
Bruͤllt in dem tiefſten Baß des Hauptmanns rauher
Hals,
Und jede Lippe wuͤnſcht den Grafen ebenfalls.
Von Famen wird ſein Lob trompetet aller Enden;

Graf
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[79/0087] Dritter Geſang. Schon dreymal trillerte der junge Kriegesrath, Und dreymal wuͤnſchte ſich zum Teufel der Soldat. Doch alles war umſonſt; der Zorn des jungen Grafen Schien dies verſtoͤrte Haus mit Blindheit zu beſtrafen. Der Hauptmann, welcher ganz in tiefe Schwermuth fiel, Vergaß den letzten Troſt, ſo manches edle Spiel. O! daß ſein hoher Geiſt ihn nicht unſterblich machte, Und auf den Lombertiſch die bunten Karten brachte; Vergebens lagen ſie in Huͤllen mancher Art, Weiß, roth und blau und gruͤn, in Faͤchern aufbewahrt. Auf einmal toͤnete aus einer ſuͤſſen Kehle: Wo iſt Graf Hold? Graf Hold, wo iſt er? meiner Seele! Bruͤllt in dem tiefſten Baß des Hauptmanns rauher Hals, Und jede Lippe wuͤnſcht den Grafen ebenfalls. Von Famen wird ſein Lob trompetet aller Enden; Graf

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/87>, abgerufen am 21.11.2024.