Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Nacht.
Und entweder den wandelnden Mond neugierig betrach-
tet,

Oder den seltenen Lauf des trüben Kometen verfolget.
Leuchte mit allen Gestirnen, o Nacht, der Seele des
Dichters,

Die im Pilgergewand die heiligen Gräber besuchet;
Oder in Liedern, der Gottheit zum Ruhm, Empfindun-
gen ausgießt,

Wie ein Bodmer, und Klopstock und Wieland. Wenn
anders noch Tugend

Kommende Zeiten entzückt, so werden sie kommende
Zeiten,

Als die Predger der Tugend, den spätesten Enkeln erheben.
So kam ehmals die himmlische Muse zu Milton her-
nieder,

Wenn du den Weltkreis bedeckt. So wie du den Au-
gen des Dichters

Auch am Tage mit Blindheit verhüllt: so wuchs in der
Seele

Desto stärker der Tag der innern mächtgen Erleuchtung.

Young,

Die Nacht.
Und entweder den wandelnden Mond neugierig betrach-
tet,

Oder den ſeltenen Lauf des truͤben Kometen verfolget.
Leuchte mit allen Geſtirnen, o Nacht, der Seele des
Dichters,

Die im Pilgergewand die heiligen Graͤber beſuchet;
Oder in Liedern, der Gottheit zum Ruhm, Empfindun-
gen ausgießt,

Wie ein Bodmer, und Klopſtock und Wieland. Wenn
anders noch Tugend

Kommende Zeiten entzuͤckt, ſo werden ſie kommende
Zeiten,

Als die Predger der Tugend, den ſpaͤteſten Enkeln erheben.
So kam ehmals die himmliſche Muſe zu Milton her-
nieder,

Wenn du den Weltkreis bedeckt. So wie du den Au-
gen des Dichters

Auch am Tage mit Blindheit verhuͤllt: ſo wuchs in der
Seele

Deſto ſtaͤrker der Tag der innern maͤchtgen Erleuchtung.

Young,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0168" n="160"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und entweder den wandelnden Mond neugierig betrach-<lb/><hi rendition="#et">tet,</hi></l><lb/>
          <l>Oder den &#x017F;eltenen Lauf des tru&#x0364;ben Kometen verfolget.</l><lb/>
          <l>Leuchte mit allen Ge&#x017F;tirnen, o Nacht, der Seele des<lb/><hi rendition="#et">Dichters,</hi></l><lb/>
          <l>Die im Pilgergewand die heiligen Gra&#x0364;ber be&#x017F;uchet;</l><lb/>
          <l>Oder in Liedern, der Gottheit zum Ruhm, Empfindun-<lb/><hi rendition="#et">gen ausgießt,</hi></l><lb/>
          <l>Wie ein Bodmer, und Klop&#x017F;tock und Wieland. Wenn<lb/><hi rendition="#et">anders noch Tugend</hi></l><lb/>
          <l>Kommende Zeiten entzu&#x0364;ckt, &#x017F;o werden &#x017F;ie kommende<lb/><hi rendition="#et">Zeiten,</hi></l><lb/>
          <l>Als die Predger der Tugend, den &#x017F;pa&#x0364;te&#x017F;ten Enkeln erheben.</l><lb/>
          <l>So kam ehmals die himmli&#x017F;che Mu&#x017F;e zu Milton her-<lb/><hi rendition="#et">nieder,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn du den Weltkreis bedeckt. So wie du den Au-<lb/><hi rendition="#et">gen des Dichters</hi></l><lb/>
          <l>Auch am Tage mit Blindheit verhu&#x0364;llt: &#x017F;o wuchs in der<lb/><hi rendition="#et">Seele</hi></l><lb/>
          <l>De&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rker der Tag der innern ma&#x0364;chtgen Erleuchtung.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Young,</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0168] Die Nacht. Und entweder den wandelnden Mond neugierig betrach- tet, Oder den ſeltenen Lauf des truͤben Kometen verfolget. Leuchte mit allen Geſtirnen, o Nacht, der Seele des Dichters, Die im Pilgergewand die heiligen Graͤber beſuchet; Oder in Liedern, der Gottheit zum Ruhm, Empfindun- gen ausgießt, Wie ein Bodmer, und Klopſtock und Wieland. Wenn anders noch Tugend Kommende Zeiten entzuͤckt, ſo werden ſie kommende Zeiten, Als die Predger der Tugend, den ſpaͤteſten Enkeln erheben. So kam ehmals die himmliſche Muſe zu Milton her- nieder, Wenn du den Weltkreis bedeckt. So wie du den Au- gen des Dichters Auch am Tage mit Blindheit verhuͤllt: ſo wuchs in der Seele Deſto ſtaͤrker der Tag der innern maͤchtgen Erleuchtung. Young,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/168
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/168>, abgerufen am 27.11.2024.