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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Die Nacht.
Ueberschwemmung und Donner aus schwangeren
Schläuchen zu giessen.

Von den Winden gepeitscht, entweichen sie über die Him-
mel,

Eh noch der Engel des Sturms die Regenurne verschüttet.
Plötzlich ruhet der Wind. Die weiten azurnen Gefilde
Flimmern auf einmal umher mit schärferstralenden
Sternen.

Und nun steiget der Mond, halb von den Gewöl-
ken verschleyert,

Ueber die Erde herauf, und blickt mit ruhigem Antlitz
Jn die erstorbnen Gefilde, die traurig liegen und schlum-
mern.

Klagender rollt der rieselnde Bach, die silbernen Wellen,
Jn dem blinkenden Schein durch stille Wiesen und Thäler.
Seufzender bebet auch ietzt der matte nächtliche Zephyr
Durch der Espen erzitterndes Laub. Ein heiliges Grauen
Wan-
L 2

Die Nacht.
Ueberſchwemmung und Donner aus ſchwangeren
Schlaͤuchen zu gieſſen.

Von den Winden gepeitſcht, entweichen ſie uͤber die Him-
mel,

Eh noch der Engel des Sturms die Regenurne verſchuͤttet.
Ploͤtzlich ruhet der Wind. Die weiten azurnen Gefilde
Flimmern auf einmal umher mit ſchaͤrferſtralenden
Sternen.

Und nun ſteiget der Mond, halb von den Gewoͤl-
ken verſchleyert,

Ueber die Erde herauf, und blickt mit ruhigem Antlitz
Jn die erſtorbnen Gefilde, die traurig liegen und ſchlum-
mern.

Klagender rollt der rieſelnde Bach, die ſilbernen Wellen,
Jn dem blinkenden Schein durch ſtille Wieſen und Thaͤler.
Seufzender bebet auch ietzt der matte naͤchtliche Zephyr
Durch der Eſpen erzitterndes Laub. Ein heiliges Grauen
Wan-
L 2
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[163/0171] Die Nacht. Ueberſchwemmung und Donner aus ſchwangeren Schlaͤuchen zu gieſſen. Von den Winden gepeitſcht, entweichen ſie uͤber die Him- mel, Eh noch der Engel des Sturms die Regenurne verſchuͤttet. Ploͤtzlich ruhet der Wind. Die weiten azurnen Gefilde Flimmern auf einmal umher mit ſchaͤrferſtralenden Sternen. Und nun ſteiget der Mond, halb von den Gewoͤl- ken verſchleyert, Ueber die Erde herauf, und blickt mit ruhigem Antlitz Jn die erſtorbnen Gefilde, die traurig liegen und ſchlum- mern. Klagender rollt der rieſelnde Bach, die ſilbernen Wellen, Jn dem blinkenden Schein durch ſtille Wieſen und Thaͤler. Seufzender bebet auch ietzt der matte naͤchtliche Zephyr Durch der Eſpen erzitterndes Laub. Ein heiliges Grauen Wan- L 2

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/171>, abgerufen am 19.05.2024.