Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Morgen. Welche Mengen entdecket mein Blick, mit erhabenenHänden, Völker an Völker, verschieden in ihren Sprachen und Sitten! Von der Pagode, Moschee, von Synagogen, und Kirchen, Schallt die harmonische Cymbel, die weitertönende Glocke Mit der prächtgen Musik der Orgel vermischt, in die Lieder So viel tausend verschiedener Sekten, die hierin doch eins sind, Einen allmächtgen Beherrscher der Welt, und der Geister zu loben, Welchen Namen ihm auch die menschliche Sprache ge- geben. Ewiger, einziger GOtt! vor dem sich die Thro- nen und Mächte, Und die Myriaden der Engel, das Antlitz bedecken, Laß dir die Lieder des Danks von deinen Geschöpfen gefallen, Auch vom irrenden Wilden, der mit verbreiteten Ar- men Jm Gebete feuriger brennt, als jene Maschinen, Christen genannt, sie, die nur allein aus Gewohnheit dich loben. Meine Seele zittert gebückt voll Andacht am Throne Deiner
Der Morgen. Welche Mengen entdecket mein Blick, mit erhabenenHaͤnden, Voͤlker an Voͤlker, verſchieden in ihren Sprachen und Sitten! Von der Pagode, Moſchee, von Synagogen, und Kirchen, Schallt die harmoniſche Cymbel, die weitertoͤnende Glocke Mit der praͤchtgen Muſik der Orgel vermiſcht, in die Lieder So viel tauſend verſchiedener Sekten, die hierin doch eins ſind, Einen allmaͤchtgen Beherrſcher der Welt, und der Geiſter zu loben, Welchen Namen ihm auch die menſchliche Sprache ge- geben. Ewiger, einziger GOtt! vor dem ſich die Thro- nen und Maͤchte, Und die Myriaden der Engel, das Antlitz bedecken, Laß dir die Lieder des Danks von deinen Geſchoͤpfen gefallen, Auch vom irrenden Wilden, der mit verbreiteten Ar- men Jm Gebete feuriger brennt, als jene Maſchinen, Chriſten genannt, ſie, die nur allein aus Gewohnheit dich loben. Meine Seele zittert gebuͤckt voll Andacht am Throne Deiner
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Der Morgen.
Welche Mengen entdecket mein Blick, mit erhabenen
Haͤnden,
Voͤlker an Voͤlker, verſchieden in ihren Sprachen und
Sitten!
Von der Pagode, Moſchee, von Synagogen, und
Kirchen,
Schallt die harmoniſche Cymbel, die weitertoͤnende
Glocke
Mit der praͤchtgen Muſik der Orgel vermiſcht, in die
Lieder
So viel tauſend verſchiedener Sekten, die hierin doch
eins ſind,
Einen allmaͤchtgen Beherrſcher der Welt, und der
Geiſter zu loben,
Welchen Namen ihm auch die menſchliche Sprache ge-
geben.
Ewiger, einziger GOtt! vor dem ſich die Thro-
nen und Maͤchte,
Und die Myriaden der Engel, das Antlitz bedecken,
Laß dir die Lieder des Danks von deinen Geſchoͤpfen
gefallen,
Auch vom irrenden Wilden, der mit verbreiteten Ar-
men
Jm Gebete feuriger brennt, als jene Maſchinen,
Chriſten genannt, ſie, die nur allein aus Gewohnheit
dich loben.
Meine Seele zittert gebuͤckt voll Andacht am Throne
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