Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Morgen.
Wo sich der Epheu mit mahlrischem Wuchs am Stam-
me hinausschlingt.

Laß dich da das klaßische Blatt zu ländlichen Scenen
Leiten, und folge der Muse des schöpfrischen Thomsons
zur Wohnung

Der mit ihm vertrauten Natur, und sieh mit Entzü-
cken

Alle Schätze, die sie vor deinen Augen verbreitet.

Möcht auch ich in dem Arm der wahren Freyheit
und Ruhe

Meine Tage vollenden, und keines Mächtigen Sklav
seyn!

Wär auch mir es vergönnt, die Balsamdüfte des Mor-
gens

Nicht im Kerker der Stadt, nein unter dem Himmel
zu athmen,

Welcher sich über dem Haupt des Landmanns heiterer
wölbet!

Da wollt ich am murmelnden Bach, von Freuden be-
rauschet

Stehn, und geizige Züge der Lüfte trinken, die Früh-
ling,

Lust, und Zephir um mich verhaucht. Da wollt ich
zufrieden

Wandeln unter dem Dach der alten geselligen Linden,
Oder im herzerfrischenden Hain, wo kräftige Kräuter
Bis

Der Morgen.
Wo ſich der Epheu mit mahlriſchem Wuchs am Stam-
me hinauſſchlingt.

Laß dich da das klaßiſche Blatt zu laͤndlichen Scenen
Leiten, und folge der Muſe des ſchoͤpfriſchen Thomſons
zur Wohnung

Der mit ihm vertrauten Natur, und ſieh mit Entzuͤ-
cken

Alle Schaͤtze, die ſie vor deinen Augen verbreitet.

Moͤcht auch ich in dem Arm der wahren Freyheit
und Ruhe

Meine Tage vollenden, und keines Maͤchtigen Sklav
ſeyn!

Waͤr auch mir es vergoͤnnt, die Balſamduͤfte des Mor-
gens

Nicht im Kerker der Stadt, nein unter dem Himmel
zu athmen,

Welcher ſich uͤber dem Haupt des Landmanns heiterer
woͤlbet!

Da wollt ich am murmelnden Bach, von Freuden be-
rauſchet

Stehn, und geizige Zuͤge der Luͤfte trinken, die Fruͤh-
ling,

Luſt, und Zephir um mich verhaucht. Da wollt ich
zufrieden

Wandeln unter dem Dach der alten geſelligen Linden,
Oder im herzerfriſchenden Hain, wo kraͤftige Kraͤuter
Bis
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0051" n="43"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Morgen.</hi> </fw><lb/>
          <l>Wo &#x017F;ich der Epheu mit mahlri&#x017F;chem Wuchs am Stam-<lb/><hi rendition="#et">me hinau&#x017F;&#x017F;chlingt.</hi></l><lb/>
          <l>Laß dich da das klaßi&#x017F;che Blatt zu la&#x0364;ndlichen Scenen</l><lb/>
          <l>Leiten, und folge der Mu&#x017F;e des &#x017F;cho&#x0364;pfri&#x017F;chen Thom&#x017F;ons<lb/><hi rendition="#et">zur Wohnung</hi></l><lb/>
          <l>Der mit ihm vertrauten Natur, und &#x017F;ieh mit Entzu&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">cken</hi></l><lb/>
          <l>Alle Scha&#x0364;tze, die &#x017F;ie vor deinen Augen verbreitet.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Mo&#x0364;cht auch ich in dem Arm der wahren Freyheit<lb/><hi rendition="#et">und Ruhe</hi></l><lb/>
          <l>Meine Tage vollenden, und keines Ma&#x0364;chtigen Sklav<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn!</hi></l><lb/>
          <l>Wa&#x0364;r auch mir es vergo&#x0364;nnt, die Bal&#x017F;amdu&#x0364;fte des Mor-<lb/><hi rendition="#et">gens</hi></l><lb/>
          <l>Nicht im Kerker der Stadt, nein unter dem Himmel<lb/><hi rendition="#et">zu athmen,</hi></l><lb/>
          <l>Welcher &#x017F;ich u&#x0364;ber dem Haupt des Landmanns heiterer<lb/><hi rendition="#et">wo&#x0364;lbet!</hi></l><lb/>
          <l>Da wollt ich am murmelnden Bach, von Freuden be-<lb/><hi rendition="#et">rau&#x017F;chet</hi></l><lb/>
          <l>Stehn, und geizige Zu&#x0364;ge der Lu&#x0364;fte trinken, die Fru&#x0364;h-<lb/><hi rendition="#et">ling,</hi></l><lb/>
          <l>Lu&#x017F;t, und Zephir um mich verhaucht. Da wollt ich<lb/><hi rendition="#et">zufrieden</hi></l><lb/>
          <l>Wandeln unter dem Dach der alten ge&#x017F;elligen Linden,</l><lb/>
          <l>Oder im herzerfri&#x017F;chenden Hain, wo kra&#x0364;ftige Kra&#x0364;uter</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Bis</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0051] Der Morgen. Wo ſich der Epheu mit mahlriſchem Wuchs am Stam- me hinauſſchlingt. Laß dich da das klaßiſche Blatt zu laͤndlichen Scenen Leiten, und folge der Muſe des ſchoͤpfriſchen Thomſons zur Wohnung Der mit ihm vertrauten Natur, und ſieh mit Entzuͤ- cken Alle Schaͤtze, die ſie vor deinen Augen verbreitet. Moͤcht auch ich in dem Arm der wahren Freyheit und Ruhe Meine Tage vollenden, und keines Maͤchtigen Sklav ſeyn! Waͤr auch mir es vergoͤnnt, die Balſamduͤfte des Mor- gens Nicht im Kerker der Stadt, nein unter dem Himmel zu athmen, Welcher ſich uͤber dem Haupt des Landmanns heiterer woͤlbet! Da wollt ich am murmelnden Bach, von Freuden be- rauſchet Stehn, und geizige Zuͤge der Luͤfte trinken, die Fruͤh- ling, Luſt, und Zephir um mich verhaucht. Da wollt ich zufrieden Wandeln unter dem Dach der alten geſelligen Linden, Oder im herzerfriſchenden Hain, wo kraͤftige Kraͤuter Bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/51
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/51>, abgerufen am 24.11.2024.