Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Mittag.
Morgen, Mittag, und Abend, und Nacht hat eigene
Freuden,

Welche mich mehr als Ball, und Spiel, und Theater
ergötzen.

Und wie köntest du nicht der Ladung folgen, o Muse,
Welche die freundliche Gegend dir schickt; indem dir
der Mittag,

Einen entfernteren Weg mit heissem Athem verbietet.
Dort, wo waldichte Höhn den blauen Rücken verbrei-
ten.

Und ein frischerer West von ihrem Gipfel herabhaucht,
Dorthin lenke den Schritt. Folg immer dem kühleren
Thale

Tief in der Berge beschattete Schooß; bis laubichte
Krümmen

Dich zu der wilden Natur einsamen Theater geleitet.
Hier, wo er über dem Fels der Esche silberne Blätter
Lieblicher lispeln ins Thal, und mahlrisch hangende
Sträuche

Von dem Fusse des Bergs in spiegelnde Fluthen sich
neigen;

Hier beut dir von blühendem Moos die Wildniß den
Sitz dar,

Und
F 3

Der Mittag.
Morgen, Mittag, und Abend, und Nacht hat eigene
Freuden,

Welche mich mehr als Ball, und Spiel, und Theater
ergoͤtzen.

Und wie koͤnteſt du nicht der Ladung folgen, o Muſe,
Welche die freundliche Gegend dir ſchickt; indem dir
der Mittag,

Einen entfernteren Weg mit heiſſem Athem verbietet.
Dort, wo waldichte Hoͤhn den blauen Ruͤcken verbrei-
ten.

Und ein friſcherer Weſt von ihrem Gipfel herabhaucht,
Dorthin lenke den Schritt. Folg immer dem kuͤhleren
Thale

Tief in der Berge beſchattete Schooß; bis laubichte
Kruͤmmen

Dich zu der wilden Natur einſamen Theater geleitet.
Hier, wo er uͤber dem Fels der Eſche ſilberne Blaͤtter
Lieblicher lispeln ins Thal, und mahlriſch hangende
Straͤuche

Von dem Fuſſe des Bergs in ſpiegelnde Fluthen ſich
neigen;

Hier beut dir von bluͤhendem Moos die Wildniß den
Sitz dar,

Und
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0093" n="85"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Mittag.</hi> </fw><lb/>
          <l>Morgen, Mittag, und Abend, und Nacht hat eigene<lb/><hi rendition="#et">Freuden,</hi></l><lb/>
          <l>Welche mich mehr als Ball, und Spiel, und Theater<lb/><hi rendition="#et">ergo&#x0364;tzen.</hi></l><lb/>
          <l>Und wie ko&#x0364;nte&#x017F;t du nicht der Ladung folgen, o Mu&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Welche die freundliche Gegend dir &#x017F;chickt; indem dir<lb/><hi rendition="#et">der Mittag,</hi></l><lb/>
          <l>Einen entfernteren Weg mit hei&#x017F;&#x017F;em Athem verbietet.</l><lb/>
          <l>Dort, wo waldichte Ho&#x0364;hn den blauen Ru&#x0364;cken verbrei-<lb/><hi rendition="#et">ten.</hi></l><lb/>
          <l>Und ein fri&#x017F;cherer We&#x017F;t von ihrem Gipfel herabhaucht,</l><lb/>
          <l>Dorthin lenke den Schritt. Folg immer dem ku&#x0364;hleren<lb/><hi rendition="#et">Thale</hi></l><lb/>
          <l>Tief in der Berge be&#x017F;chattete Schooß; bis laubichte<lb/><hi rendition="#et">Kru&#x0364;mmen</hi></l><lb/>
          <l>Dich zu der wilden Natur ein&#x017F;amen Theater geleitet.</l><lb/>
          <l>Hier, wo er u&#x0364;ber dem Fels der E&#x017F;che &#x017F;ilberne Bla&#x0364;tter</l><lb/>
          <l>Lieblicher lispeln ins Thal, und mahlri&#x017F;ch hangende<lb/><hi rendition="#et">Stra&#x0364;uche</hi></l><lb/>
          <l>Von dem Fu&#x017F;&#x017F;e des Bergs in &#x017F;piegelnde Fluthen &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">neigen;</hi></l><lb/>
          <l>Hier beut dir von blu&#x0364;hendem Moos die Wildniß den<lb/><hi rendition="#et">Sitz dar,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0093] Der Mittag. Morgen, Mittag, und Abend, und Nacht hat eigene Freuden, Welche mich mehr als Ball, und Spiel, und Theater ergoͤtzen. Und wie koͤnteſt du nicht der Ladung folgen, o Muſe, Welche die freundliche Gegend dir ſchickt; indem dir der Mittag, Einen entfernteren Weg mit heiſſem Athem verbietet. Dort, wo waldichte Hoͤhn den blauen Ruͤcken verbrei- ten. Und ein friſcherer Weſt von ihrem Gipfel herabhaucht, Dorthin lenke den Schritt. Folg immer dem kuͤhleren Thale Tief in der Berge beſchattete Schooß; bis laubichte Kruͤmmen Dich zu der wilden Natur einſamen Theater geleitet. Hier, wo er uͤber dem Fels der Eſche ſilberne Blaͤtter Lieblicher lispeln ins Thal, und mahlriſch hangende Straͤuche Von dem Fuſſe des Bergs in ſpiegelnde Fluthen ſich neigen; Hier beut dir von bluͤhendem Moos die Wildniß den Sitz dar, Und F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/93
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/93>, abgerufen am 21.11.2024.