Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Die Schöpfung der Hölle. Vor mir den flammenden Schlund. Doch hab ich dietraurige Nachricht Recht vernommen; so ist dies Gefängniß für Engel al- lein nicht, Sondern auch noch für andre Geschöpfe von Staube bestimmet. O wie vergällt dies die Freude, die meine Seele da- hinreißt, Wenn ich so viel unzehlbare Sonnen, Planeten und Erden, Alle vielleicht mit Bewohnern mir denke, die alle sich dankbar Vor dem Thron des Allmächtigen beugen, und reine Gebete Zu dem Himmel ihm senden; wie? sollten dann sei- ne Geschöpfe, Die er so gütig erschuf, mit solcher Unschuld gekleidet, Jhren Schöpfer so sehr, und ihre Pflichten verkennen, Und zu solchen Strafen ihn reitzen? -- Der Engel versetzte: Des
Die Schoͤpfung der Hoͤlle. Vor mir den flammenden Schlund. Doch hab ich dietraurige Nachricht Recht vernommen; ſo iſt dies Gefaͤngniß fuͤr Engel al- lein nicht, Sondern auch noch fuͤr andre Geſchoͤpfe von Staube beſtimmet. O wie vergaͤllt dies die Freude, die meine Seele da- hinreißt, Wenn ich ſo viel unzehlbare Sonnen, Planeten und Erden, Alle vielleicht mit Bewohnern mir denke, die alle ſich dankbar Vor dem Thron des Allmaͤchtigen beugen, und reine Gebete Zu dem Himmel ihm ſenden; wie? ſollten dann ſei- ne Geſchoͤpfe, Die er ſo guͤtig erſchuf, mit ſolcher Unſchuld gekleidet, Jhren Schoͤpfer ſo ſehr, und ihre Pflichten verkennen, Und zu ſolchen Strafen ihn reitzen? — Der Engel verſetzte: Des
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0128" n="106"/> <fw place="top" type="header">Die Schoͤpfung der Hoͤlle.</fw><lb/> <l>Vor mir den flammenden Schlund. Doch hab ich die<lb/><hi rendition="#et">traurige Nachricht</hi></l><lb/> <l>Recht vernommen; ſo iſt dies Gefaͤngniß fuͤr Engel al-<lb/><hi rendition="#et">lein nicht,</hi></l><lb/> <l>Sondern auch noch fuͤr andre Geſchoͤpfe von Staube<lb/><hi rendition="#et">beſtimmet.</hi></l><lb/> <l>O wie vergaͤllt dies die Freude, die meine Seele da-<lb/><hi rendition="#et">hinreißt,</hi></l><lb/> <l>Wenn ich ſo viel unzehlbare Sonnen, Planeten und<lb/><hi rendition="#et">Erden,</hi></l><lb/> <l>Alle vielleicht mit Bewohnern mir denke, die alle ſich<lb/><hi rendition="#et">dankbar</hi></l><lb/> <l>Vor dem Thron des Allmaͤchtigen beugen, und reine<lb/><hi rendition="#et">Gebete</hi></l><lb/> <l>Zu dem Himmel ihm ſenden; wie? ſollten dann ſei-<lb/><hi rendition="#et">ne Geſchoͤpfe,</hi></l><lb/> <l>Die er ſo guͤtig erſchuf, mit ſolcher Unſchuld gekleidet,</l><lb/> <l>Jhren Schoͤpfer ſo ſehr, und ihre Pflichten verkennen,</l><lb/> <l>Und zu ſolchen Strafen ihn reitzen? — Der Engel<lb/><hi rendition="#et">verſetzte:</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0128]
Die Schoͤpfung der Hoͤlle.
Vor mir den flammenden Schlund. Doch hab ich die
traurige Nachricht
Recht vernommen; ſo iſt dies Gefaͤngniß fuͤr Engel al-
lein nicht,
Sondern auch noch fuͤr andre Geſchoͤpfe von Staube
beſtimmet.
O wie vergaͤllt dies die Freude, die meine Seele da-
hinreißt,
Wenn ich ſo viel unzehlbare Sonnen, Planeten und
Erden,
Alle vielleicht mit Bewohnern mir denke, die alle ſich
dankbar
Vor dem Thron des Allmaͤchtigen beugen, und reine
Gebete
Zu dem Himmel ihm ſenden; wie? ſollten dann ſei-
ne Geſchoͤpfe,
Die er ſo guͤtig erſchuf, mit ſolcher Unſchuld gekleidet,
Jhren Schoͤpfer ſo ſehr, und ihre Pflichten verkennen,
Und zu ſolchen Strafen ihn reitzen? — Der Engel
verſetzte:
Des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |