Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Die Unterwerfung gefallner Engel Satan, (so nennet ihn ietzt, den frechen Empörer) wiehat er Uns mit dem Schall der Freyheit getäuscht! Er, welcher von uns schon Tiefern Gehorsam verlangt, als selbst der Allmächtge. Was ist er, Daß wir so ihn verehren sollten? Und welche Verdienste Hat er, daß wir ihm selbst vielleicht den Kniefall bezeiget, Den wir dem großen Gesalbten versagt! Voll Schaam und voll Reue Müssen wir unser Antlitz bedecken! O daß wir gesündigt, So uns versündigt an Gott! und so vom Guten gefallen! Traurig und einsam, verlassen von allem, verfolget uns rächend Unser Gewissen; es muß es gestehn, wir haben gesündigt, Schwer gesündigt! wird Gott uns vergeben? und kan er vergeben, Kan
Die Unterwerfung gefallner Engel Satan, (ſo nennet ihn ietzt, den frechen Empoͤrer) wiehat er Uns mit dem Schall der Freyheit getaͤuſcht! Er, welcher von uns ſchon Tiefern Gehorſam verlangt, als ſelbſt der Allmaͤchtge. Was iſt er, Daß wir ſo ihn verehren ſollten? Und welche Verdienſte Hat er, daß wir ihm ſelbſt vielleicht den Kniefall bezeiget, Den wir dem großen Geſalbten verſagt! Voll Schaam und voll Reue Muͤſſen wir unſer Antlitz bedecken! O daß wir geſuͤndigt, So uns verſuͤndigt an Gott! und ſo vom Guten gefallen! Traurig und einſam, verlaſſen von allem, verfolget uns raͤchend Unſer Gewiſſen; es muß es geſtehn, wir haben geſuͤndigt, Schwer geſuͤndigt! wird Gott uns vergeben? und kan er vergeben, Kan
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Die Unterwerfung gefallner Engel
Satan, (ſo nennet ihn ietzt, den frechen Empoͤrer) wie
hat er
Uns mit dem Schall der Freyheit getaͤuſcht! Er, welcher
von uns ſchon
Tiefern Gehorſam verlangt, als ſelbſt der Allmaͤchtge.
Was iſt er,
Daß wir ſo ihn verehren ſollten? Und welche Verdienſte
Hat er, daß wir ihm ſelbſt vielleicht den Kniefall bezeiget,
Den wir dem großen Geſalbten verſagt! Voll Schaam
und voll Reue
Muͤſſen wir unſer Antlitz bedecken! O daß wir geſuͤndigt,
So uns verſuͤndigt an Gott! und ſo vom Guten gefallen!
Traurig und einſam, verlaſſen von allem, verfolget
uns raͤchend
Unſer Gewiſſen; es muß es geſtehn, wir haben geſuͤndigt,
Schwer geſuͤndigt! wird Gott uns vergeben? und kan
er vergeben,
Kan
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/138>, abgerufen am 16.02.2025. |