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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

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Die Jungfrau.
Doch nicht dem Himmel, der Acht auf sie giebt. Jhr
frommes Gebet steigt,

Wie am Morgen ein Opfer ihm dampft, hoch über die
Wolken.

Bald schwingt sich der Seraphim schönster, ihr lie-
bender Schutzgeist

Von dem Olymp, und schwebet um sie; sein mächtiger
Blick scheucht

Jede Verführung von ihr, verscheucht die eitle Begierde
Zu ausschweifendem Putz, und Schmähsucht, und
alle die Laster,

Die oft hinter dem Reiz der blendenden Schönheit
versteckt sind.

Niemals läßt sie umsonst die müßigen Stunden entfliehen,
Denn sie beschäftigt die Sorge der Wirthschaft; sie scheut
nicht der Küche,

Von den Schönen gefürchteten, Rauch. Bald eilt sie
zum Garten,

Und begießt mit dem silbernen Quell ihr Bildniß, die Rose,
Oder die bunte Ranunkel, und nennet mit Namen die
Nelken.

Oft
Die Jungfrau.
Doch nicht dem Himmel, der Acht auf ſie giebt. Jhr
frommes Gebet ſteigt,

Wie am Morgen ein Opfer ihm dampft, hoch uͤber die
Wolken.

Bald ſchwingt ſich der Seraphim ſchoͤnſter, ihr lie-
bender Schutzgeiſt

Von dem Olymp, und ſchwebet um ſie; ſein maͤchtiger
Blick ſcheucht

Jede Verfuͤhrung von ihr, verſcheucht die eitle Begierde
Zu ausſchweifendem Putz, und Schmaͤhſucht, und
alle die Laſter,

Die oft hinter dem Reiz der blendenden Schoͤnheit
verſteckt ſind.

Niemals laͤßt ſie umſonſt die muͤßigen Stunden entfliehen,
Denn ſie beſchaͤftigt die Sorge der Wirthſchaft; ſie ſcheut
nicht der Kuͤche,

Von den Schoͤnen gefuͤrchteten, Rauch. Bald eilt ſie
zum Garten,

Und begießt mit dem ſilbernen Quell ihr Bildniß, die Roſe,
Oder die bunte Ranunkel, und nennet mit Namen die
Nelken.

Oft
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[18/0040] Die Jungfrau. Doch nicht dem Himmel, der Acht auf ſie giebt. Jhr frommes Gebet ſteigt, Wie am Morgen ein Opfer ihm dampft, hoch uͤber die Wolken. Bald ſchwingt ſich der Seraphim ſchoͤnſter, ihr lie- bender Schutzgeiſt Von dem Olymp, und ſchwebet um ſie; ſein maͤchtiger Blick ſcheucht Jede Verfuͤhrung von ihr, verſcheucht die eitle Begierde Zu ausſchweifendem Putz, und Schmaͤhſucht, und alle die Laſter, Die oft hinter dem Reiz der blendenden Schoͤnheit verſteckt ſind. Niemals laͤßt ſie umſonſt die muͤßigen Stunden entfliehen, Denn ſie beſchaͤftigt die Sorge der Wirthſchaft; ſie ſcheut nicht der Kuͤche, Von den Schoͤnen gefuͤrchteten, Rauch. Bald eilt ſie zum Garten, Und begießt mit dem ſilbernen Quell ihr Bildniß, die Roſe, Oder die bunte Ranunkel, und nennet mit Namen die Nelken. Oft

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/40>, abgerufen am 21.11.2024.