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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

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Zweyter Gesang.
Stecken sie an mit der Pest der lachenden Wollust.
Pamela,

Nur die heldenmüthge Clarissa, die würdige Byron,
Werden zu ihrem Umgang gerufen. Zwar haben die
Musen

Mit dem kastalischen Quell sie selber getränket; ihr
selbst fließt

Oft ein glückliches Lied aus ihrer schöpfrischen Feder;
Aber sie läßt sich zu leicht nicht blinde Schmeichler
verleiten,

Vor den Augen der Welt sich auf dem Pindus zu zeigen,
Und den erzwungenen Kranz sich um die Schläfe zu
winden.

So fließt sanft ihr Leben dahin, an schuldlosen
Freuden,

Und an stillen Ergetzungen reich. Die rauschenden Feste
Schwärmender Thoren sind nicht für sie. Sie liebet
den Tanz zwar,

Doch nicht die Mummereyen der Nacht, wo wilde
Centauren,

Frech durch Bosheit, und Wollust, und Wein, die
Unschuld entführen.

Auch
C 3
Zweyter Geſang.
Stecken ſie an mit der Peſt der lachenden Wolluſt.
Pamela,

Nur die heldenmuͤthge Clariſſa, die wuͤrdige Byron,
Werden zu ihrem Umgang gerufen. Zwar haben die
Muſen

Mit dem kaſtaliſchen Quell ſie ſelber getraͤnket; ihr
ſelbſt fließt

Oft ein gluͤckliches Lied aus ihrer ſchoͤpfriſchen Feder;
Aber ſie laͤßt ſich zu leicht nicht blinde Schmeichler
verleiten,

Vor den Augen der Welt ſich auf dem Pindus zu zeigen,
Und den erzwungenen Kranz ſich um die Schlaͤfe zu
winden.

So fließt ſanft ihr Leben dahin, an ſchuldloſen
Freuden,

Und an ſtillen Ergetzungen reich. Die rauſchenden Feſte
Schwaͤrmender Thoren ſind nicht fuͤr ſie. Sie liebet
den Tanz zwar,

Doch nicht die Mummereyen der Nacht, wo wilde
Centauren,

Frech durch Bosheit, und Wolluſt, und Wein, die
Unſchuld entfuͤhren.

Auch
C 3
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[21/0043] Zweyter Geſang. Stecken ſie an mit der Peſt der lachenden Wolluſt. Pamela, Nur die heldenmuͤthge Clariſſa, die wuͤrdige Byron, Werden zu ihrem Umgang gerufen. Zwar haben die Muſen Mit dem kaſtaliſchen Quell ſie ſelber getraͤnket; ihr ſelbſt fließt Oft ein gluͤckliches Lied aus ihrer ſchoͤpfriſchen Feder; Aber ſie laͤßt ſich zu leicht nicht blinde Schmeichler verleiten, Vor den Augen der Welt ſich auf dem Pindus zu zeigen, Und den erzwungenen Kranz ſich um die Schlaͤfe zu winden. So fließt ſanft ihr Leben dahin, an ſchuldloſen Freuden, Und an ſtillen Ergetzungen reich. Die rauſchenden Feſte Schwaͤrmender Thoren ſind nicht fuͤr ſie. Sie liebet den Tanz zwar, Doch nicht die Mummereyen der Nacht, wo wilde Centauren, Frech durch Bosheit, und Wolluſt, und Wein, die Unſchuld entfuͤhren. Auch C 3

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/43>, abgerufen am 21.11.2024.